Thread
Forum zu:
Threads:
Menü

USA


24.05.2015 13:47 - Gestartet von koelli
Warum gelten eigentlich in den USA hohe Roaminggebühren, während es aber andererseits möglich ist, aus dem deutschen Festnetz für nur 1 Cent in die USA und vom Handy ab 9 Cent in die USA anzurufen?
Menü
[1] wolfbln antwortet auf koelli
24.05.2015 19:15
Benutzer koelli schrieb:
Warum gelten eigentlich in den USA hohe Roaminggebühren, während es aber andererseits möglich ist, aus dem deutschen Festnetz für nur 1 Cent in die USA und vom Handy ab 9 Cent in die USA anzurufen?

Zunächst gibt es nicht in den USA nur hohe Roaminggebühren, sondern - bis auf Ausnahmen - sehr hohe Auslandsgesprächsgebühren. Die 9 ct vom Handy gibts nur bei wenigen Anbietern und die 1 ct von Festnetz über call by call - Vorwahlen. Sie zeigen aber, wie tief eigentlich die Interconnect-Gebühren liegen. In den USA übrigens für Fest- und Mobilfunkanschlüsse nahezu gleich.

Neben der EU-Roaming-Abzocke gibt es ein weiteres Goldgrab für die EU-Telefonanbieter: Auslandsgespräche vom Handy. Die sind insbesondere in Deutschland sehr teuer und weil - wo Roaminggrenzen nicht gelten - ja selbst für ein Inlandsgespräch in den USA eben ein teures Auslandsgespräch ist. Hier wird auch die Abschaffung des EU-Roamings nicht helfen.

Da wäre es wirklich interessant, ob das Blocken von VoIP-Diensten noch mit den neuen Regeln der Netzneutralität zu vereinbaren wäre. Holland sagt dazu nein, Deutschland wohl eher ja. Denn nur von dieser Seite könnte Druck dagegen kommen.

Bei den USA muss man aber fair sein: Allgemein sind die Kosten für Daten dort etwas höher, insbesondere aber auch in Kanada. In den USA gibt es nur 2 GSM-Anbieter, Verizon und Sprint fallen wegen CDMA -Norm aus. D.h. Telefónica und Vodafone müssen teure Verträge mit AT&T oder T-Mobile US abschließen. Dies kostet ihnen mehr, als ein Kunde, der aufgrund Präferenzeinstellung in einem EU-Land im gleichen Konzern landet.

Ich befürchte, dass wir mit der Abschaffung des EU-Roaming gleichzeitig die Außengrenzen der EU manifestieren. Vielleicht nicht die Schweiz, aber schon die Türkei fällt raus und ist in vielen (nicht an die türk. Community gerichteten Tarifen wie ai yildiz oder Turkcell) Tarifen völlig überteuert. Vielleicht gibts bald auch Nischenanbieter für Thailand oder die USA....

Aber für Daten eigene Karten im Nicht-EU-Ausland zu kaufen, wird wohl weiter unumgänglich bleiben. Bei den Gesprächen hängt es davon ab, wie sich die Konkurrenz entwickelt: In Thailand hat man Skype und co. erfolgreich runterhalten können, indem der Telko eigene Billig-Vorwahlen für Auslandsgespräche vorhält - in der UAE nur, indem man VoIP bis heute verbietet.
Menü
[2] doebldodl antwortet auf koelli
23.06.2015 10:02
Benutzer koelli schrieb:
Warum gelten eigentlich in den USA hohe Roaminggebühren, während es aber andererseits möglich ist, aus dem deutschen Festnetz für nur 1 Cent in die USA und vom Handy ab 9 Cent in die USA anzurufen?

Weil die dortigen Telefongesellschaften entsprechende Gebühren von ihren Roaming-Partnern verlangen. Frag mal einen Amerikaner, was er in Deutschland fürs Telefonieren mit seinem US-Handyvertrag bezahlt; der wird mit 2-4$/Minute genauso umgekehrt geschröpft, obwohl er in den USA für lau telefonieren kann.

Das Gute ist, dass immer mehr Telefongesellschaften günstigere Roaming-Tarife anbieten. Hast Du einen Vertrag mit T-Mobile USA, kannst Du z.B. in 100+ Ländern kostenlos surfen. So etwas sollte es mal hier geben.
Menü
[3] IMHO antwortet auf koelli
23.06.2015 13:22
Benutzer koelli schrieb:
Warum gelten eigentlich in den USA hohe Roaminggebühren, während es aber andererseits möglich ist, aus dem deutschen Festnetz für nur 1 Cent in die USA und vom Handy ab 9 Cent in die USA anzurufen?

Preis und Aufwand stehen in der Telekommunikation in keinem fixen Verhältnis zu einander. Die Kosten entstehen bei der Errichtung der Netzinfrastruktur (der Masten und Sender) egal ob man sie nachher viel oder wenig benutzt. Die Stromkosten pro Gesprächsminute, pro MB oder por SMS sind nicht wesentlich.

Die grundsätzliche Preisstruktur legt der staatliche Regulierer fest. Weltweit ist es üblich, dass irgendjemand bei einem Mobilfunkgespräch die Zeche zahlt, die höher liegt als im Festnetz. In 99% aller Länder gibt es Mobilfunkfrequenzen so groß wie das Staatsgebiet des Landes und die Verpflichtung im Inland die Anrufe dem Empfänger "aufschlagsfrei" zuzustellen. In diesem Fall zahlt der Anrufer den Mobilfunkaufschlag. Dieser Mofbilfunkinterconnect (Zustellung Inland) wird staatlich reguliert und beträgt in Deutschland auf Telco-Niveau zu vorletzt 1,85ct/min, jetzt 1,79ct/min und in der Gründungsphase ~10ct/min. Damals haben die Anrufer den Aufbau der Netze mitfinanziert. Aus dieser Zeit stammt die Gewohnheit, dass ein Anruf vom Festnetz zum Mobilfunk 19ct/min kostet. Heute stecken die Telcos des Anrufers davon 17ct/min ein (wenn man sie läßt und nicht die CbC-Tabellen von teltarif wälzt oder unter VoIP2gsm.de sich ein account organisiert [bin mit denen nicht verwandt oder verschwägert])

In Flächenstaaten wie China, Indien, Kanada, Russland und USA sind die Mobilfunklizenzenzen kleiner als die Staatsfläche und nicht jeder Betreiber besitzt überall Lizenzen. Dort und in Hongkong und Singapur (warum weiß ich auch nicht) herrscht ein anderes Zuschlagssystem. Der Empfänger zahlt den Mehraufwand für die mobile Zustellung, erhält aber eine geographische Rufnummer (typisch mit der Festnetzvorwahl seines Wohnortes). In Deutschland würde das einer Festnetznummer (Bundesweite Homezone) entsprechen bei der die Telco des Anrufers an die zustellende Gesellschaft nur ~0,3ct/min zahlen braucht (Zustellungs-Interconnect Festnetz Inland). Der Rest ist Verhandlungssache zwischen Homezone-Bucher und Netzbetreiber.

In beiden Verwaltungssystemen zahlt "Einer" beim Anrufvorgang einen Zuschlag für den Mobilitätsservice. In Deutschland zahlt der Anrufer 1,79ct/min, einen von der BNetzA festgelegt-regulierten Höchstbetrag. In den USA ist die Festnetzvorwahl keine nennenswerte Einnahmequelle (ich weiß nicht was die US-Telcos untereinander an Interconnect zahlen) Dort wird der Zustellungszuschlag frei zwischen Kunden und Mobilfunkfirma verhandelt. Die Mobilfunkfirma mit der besseren Zustellungqualität (weniger Funklöcher) kann von ihren Kunden höhere Zustellungzuschläge verlangen und bekommt dennoch Kunden.

Aber typisch für Mobilfunk ist, dass die Preise in der Buchhaltung festgelegt werden. Seit die EU über kostenloses Zustellungsroaming schwadroniert, haben selbst die Dicounter die Anrufpreise für EU-Mobilfunkrufnummern von 9ct/min auf 29ct/min angehoben (auch LIDL als ich vor einem halben Jahr nachgeschaut habe). Das dient der Abschreckung, dass die Kunden nicht auf die Idee kommen dauerhaft eine Sim aus einem EU-Nachbarland z.B. in Deutschland zu verwenden, mit der sie ständig in allen Netzen des Landes (D1,D2&O2) in dem sie sich aufhalten erreichbar wären. Da müssen schon 20ct Strafaufschlag für den Anrufer her, damit die sich beim Dauerroamer beschweren.

Fazit bei irgendeinem Teilnehmer (Anrufer oder Angerufener) versuchen die Mobilfunker immer eine Erpressung in ihrem Sinn, "Diese Nummer kannst Du nur anrufen wenn Du" 29ct zahlst (Mobilfunker gegen EU-Roaming), wenn Du 19ct zahlst (Festnetzanbieter gegen Mobilfunknutzung) oder eben bei der US-Zustellung (wir stellen Dir nur dann zu, wenn Du uns xy US-ct/minute zahlst). Die Benutzung der Rufnummer wird monopolistisch (exakt oligopolistisch "kannst ja zur Konkurrenz wechseln") abgerechnet.

Die einzige Gegenmaßnahme wäre theoretisch konsequentes Peering. Das spricht dann theoretisch (nur theoretisch!) für das US-System
Jedoch steht die Entwicklung, dass Mobiltelefonieren in den USA nicht so gut und günstig zu sein scheint wie in Europa dem entgegen. (Mag ein falscher Eindruck von mir sein, mag an der niedrigeren Einwohnerdichte im gesamten Land liegen) Für internationale Roamingsituationen, wenn die US&EU-Kunden in Afrika, Asien oder Australien roamen, machen beide Verwaltungssysteme keine Preisregulation und keinen Unterschied. Da hilft nur der Vergleich zwischen den Anbietern. Etwa als "E-plus seelig" als erster die Preise der höchsten Aufschlagszone auf 99ct/min gesenkt hat, während , war das schon ein Argument im Vergleich zu andere. (Drillisch und Congstar verlangen im Jahr 2015 für abgehenden Gesprächen in Weltzone 4, Australien etc, beim Roaming noch immer 2,99€/min also 12€ für dreieinhalb angefangene Minuten)
Darin liegt dann wiederum der Erfolg von OTTs wie Skype, Viber und Whatsapp begründet.
Menü
[4] Christian_Wien antwortet auf koelli
25.06.2015 21:16
Benutzer koelli schrieb:
Warum gelten eigentlich in den USA hohe Roaminggebühren, während es aber andererseits möglich ist, aus dem deutschen Festnetz für nur 1 Cent in die USA und vom Handy ab 9 Cent in die USA anzurufen?

Ganz einfach aus folgenden Gründen:

In den USA werden Mobilfunkanschlüsse weder über eigene Nummernkreise realisiert, noch gibt es dort so hohe Interconnection-Entgelte wie in Europa.
Andererseits zahlt dort auch der Angerufene (auch in seinem Heimatnetz) für empfangene Gespräche und verlangen US-Provider für nationales Roaming auch für US-Kunden entsprechende Aufschläge, da nicht alle Betreiber in allen US-Bundestaaten überall die gleiche Netzabdeckung haben und deshalb nationales Roaming üblich ist.
Daher kannst du (je nach Betreiber) US-Nummern festnetzgünstig anrufen - es gibt aber auch einige, welche die teureren nationalen Nummerngruppen (u.a. "high", "very high") separat und teurer berechnen.
Die meisten machen aber einfach eine Mischkalkulation mit einem einheitlichen Tarif.

Bezüglich der saftigen Roamingkosten bei Nutzung europäischer SIM-Karten in den USA kommt zusätzlich noch dazu, daß sich die Betreiber den Service eben gut bezahlen lassen. - Schließlich gibt es hier keine Regulierung und so kann man halt verlangen, was man will.
Schließlich ist kein Kunde gezwungen, die Dienste zu nutzen und Beequmlichkeit hat immer ihren Preis.

Allerdings gibt es auch internationale SIM-Karten, wo du auf einer (temporär bzw. auf die Dauer der Nutzung) zugeteilten US-Rufnummer um ca. € 0,15 pro Minute und über eine britische Mobilfunknummer teilweise sogar kostenlos erreichbar bist und abgehende Anrufe in die EU ca. € 0,40 pro Minute kosten.
Für eine Rufumleitung deines deutschen Handys auf die britische bzw. US-Nummer fallen die jeweiligen tariflichen Kosten an, welche u.U. über die Nutzung von Weiterleitungsdiensten mit geographischer Rufnummer minimiert werden können oder in Zusatzpaketen bzw. bestimmten Tarifen enthalten sein können.
Für längere Aufenthalte kann man aber auch in den USA lokale SIM-Karten mieten oder Calling-Card Angebote nutzen, welche Optionen für noch billigere aktive Anrufe in die EU und die Internetnutzung bieten.
Eine weitere Möglichkeit ist die Nutzung von günstigen VoIP-Diensten über WLANs, verfügbare LAN-Internetzugänge bzw. mit einem günstigen US-Datentarif.