Guten Abend,
zunächst einmal einen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar. An einigen Stellen hat es offenbar Missverständnisse gegeben, die ich beleuchten will.
Benutzer Di Melina schrieb:
\"Durch das Wegfallen der Lizenz ist faktisch genau die
Situation wiederhergestellt, die 2003 bemängelt wurde.\"
Unwahre Behauptung. Es gibt nach wie vor 5 GSM-Lizenzen;
Sunrise hat nun halt zwei davon und erhält dadurch 43 neue
Kanäle im Frequenzband 1800 MHz. Dank der zusätzlichen Kanäle
kann die Kapazität bzw. Abdeckung weiter ausgebaut bzw.
verbessert werden, was schliesslich allen Sunrise-Kunden nützt.
Bitte beachten Sie das Wort \"faktisch\". Juristisch gibt es weiterhin 5 Lizenzen, das mag stimmen. Zu vermuten ist, dass die Lizenzen von Sunrise zu einer zusammengeführt würden. Real gibt es, sobald Tele2 in Sunrise integriert ist, eine Lizenz weniger. Damit haben Sie nur noch 4 Spieler. Das ist der Punkt, um den es geht.
\"Viel schlimmer ist jedoch die Signalwirkung nach Aussen. Durch
den Entfall der GSM-Lizenz ist nun der Markteinstieg eines
potenteren Anbieters verunmöglicht worden.\"
Unlogische Aussage. Wenn Tele2 gar nicht erst verkauft worden
wäre, so hätte ja auch kein weiterer Anbieter auf den Markt
kommen können! Oder woher soll dieser \"potentere\" Anbieter denn
seine Lizenz haben?
Ich verstehe Ihre Aussage nicht ganz. Nach dem Kauf von Tele2 gibt es in der Schweiz vier GSM Anbieter. Wäre Tele2 an eine andere Firma verkauft worden, wären es weiterhin fünf gewesen.
Diese Anbieter hätten die GSM Lizenz indirekt über den Kauf von Tele2 erworben. Sunrise nützt diese Lizenz letztendlich wenig. Zumindest habe ich nicht den Eindruck, dass Sunrise dringend neue Kanäle benötigt, um den Traffic abfangen zu können. Wenn Sie Beobachtungen gemacht haben, dass im Sunrise Netz teilweise Netzüberlastungen auftreten, die auf fehlende Kanäle zurückzuführen sind, wäre das Argument natürlich gerechtfertigt.
Die meisten Antennenstandorte dürften redundant sein. Mir ist bis heute kein Ort untergekommen, an dem Tele2 vorhanden ist, Sunrise jedoch nicht. Von wirklichen Spezialfällen abgesehen, stellt das Tele2 Netz aus einem externen Blickwinkel, keine zwingend nötige Ergänzung des Sunrise Netzes dar.
\"Gleichzeitig scheinen weitere Anbieter in der Schweiz auch
nicht erwünscht zu sein, sonst hätte die Wettbewerbskommission
dies niemals zugelassen. Letztendlich hat man sich für weniger
Wettbewerb ausgesprochen, was unverständlich ist.\"
Eine bösartige und unzulässige Unterstellung, welche von
sachlicher Inkompetenz sowie magelnder Objektivität zeugt.
\"Derzeit halten sich die internationalen Konzerne zwar sehr
bedeckt, aber für viele wäre ein Einstieg in den Schweizer
Markt allein schon aus Sicht möglicher Roamingerlöse sehr
interessant.\"
Das momentane Roaming-Tarifsystem ist bekanntermassen definitiv
ein Auslaufmodell. Swisscom hat bereits die neuen
EU-Roaming-Tarife eingeführt, die sogar noch tiefer sind, als
diejenigen von nicht wenigen Anbietern innerhalb der EU!
Mittelfristig werden auch Sunrise und Orange auf dieses System
umstellen. Ein Einstieg eines internationalen Konzerns in den
Schweizer Mobilfunkmarkt aus diesem Grund ist also
unwahrscheinlich. Ausserdem: Wer setzt heute noch auf GSM?!
Selbst bei der Vergabe der UMTS-Lizenzen zeigten ausländische
Anbieter kein wirkliches Interesse, weshalb sollten sie sich
nun plötzlich um die frei gewordene GSM-Lizenz reissen?
Auf GSM müssen Sie setzen, zwangsweise. Mit dem aktuellen UMTS System mit über 2 GHz Frequenz ist es kaum möglich, eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen. Am besten gelingt dies über das 900 MHz GSM System, was die Tele2 Lizenz jedoch nicht inkludiert.
In Zukunft dürfte UMTS oder gar LTE auf GSM Bändern eine sehr interessante Alternative sein. Derzeit jedoch nicht.
Ich glaube ebenfalls nicht, dass sich die Anbieter um eine GSM Lizenz reissen würden. Möglichrweise würde eine erneute Ausschreibung der Lizenz sogar dazu führen, dass sie nicht vergeben wird. Auch denkbar wäre, dass ein weiterer Spezialanbieter wie es in&phone heute ist, entstehen würde.
Vieles wäre denkbar: ich \"spinne\" jetzt einmal etwas. Aber wie wäre ein nur auf Roaming ausgerichteter Netzbetreiber, der die Regionen versorgen würde, die sich für die einzelnen Anbieter nicht rechnen? Die Forderung nach einem nationalem Roamingnetz für bestimmte Regionen der Alpen ist auch in diesem Forum schon disktuiert worden. Ob dies realistisch wäre, möchte ich gar nicht beurteilen.
\"Den \"Bad Deal\" haben damit die Konsumenten gemacht. Der
schlechteste Fall ist für sie aufgetreten: Der geringe
Wettbewerb wird noch weiter eingeschränkt\"
Konkrete Beispiele bitte? Ich habe bisher noch nichts von
Preiserhöhungen gelesen! Ausserdem muss man sich einmal die
Dimensionen vor Augen halten: Wir reden hier von rund 100'000
Mobilfunkkunden (Q2 2008: 105'000), was einem Anteil von
lächerlichen 1,25 % am schweizerischen Mobilfunkmarkt
entspricht. Wo ist da der hochgepriesene Wettbewerb?
Weniger Wettbewerb kann beispielsweise auch nicht eintretende Preissenkungen bedeuten. Ich bin gespannt, ob Sunrise den \"Big Deal\" Tarif weiterleben lässt. Jedoch waren die zweifelsohne gemachten strategischen Fehler nicht Thema des Artikels.
Reinhold Birgmann