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Sunrise kauft Tele2: Good Deal, Bad Deal?


25.11.2008 19:54 - Gestartet von Di Melina
Einige Zitate zum Beitrag \"Sunrise kauft Tele2: Good Deal, Bad Deal?\" vom 24.11.2008 mit Kommentar:



\"Durch das Wegfallen der Lizenz ist faktisch genau die Situation wiederhergestellt, die 2003 bemängelt wurde.\"



Unwahre Behauptung. Es gibt nach wie vor 5 GSM-Lizenzen; Sunrise hat nun halt zwei davon und erhält dadurch 43 neue Kanäle im Frequenzband 1800 MHz. Dank der zusätzlichen Kanäle kann die Kapazität bzw. Abdeckung weiter ausgebaut bzw. verbessert werden, was schliesslich allen Sunrise-Kunden nützt.



\"Viel schlimmer ist jedoch die Signalwirkung nach Aussen. Durch den Entfall der GSM-Lizenz ist nun der Markteinstieg eines potenteren Anbieters verunmöglicht worden.\"



Unlogische Aussage. Wenn Tele2 gar nicht erst verkauft worden wäre, so hätte ja auch kein weiterer Anbieter auf den Markt kommen können! Oder woher soll dieser \"potentere\" Anbieter denn seine Lizenz haben?



\"Gleichzeitig scheinen weitere Anbieter in der Schweiz auch nicht erwünscht zu sein, sonst hätte die Wettbewerbskommission dies niemals zugelassen. Letztendlich hat man sich für weniger Wettbewerb ausgesprochen, was unverständlich ist.\"



Eine bösartige und unzulässige Unterstellung, welche von sachlicher Inkompetenz sowie magelnder Objektivität zeugt.



\"Derzeit halten sich die internationalen Konzerne zwar sehr bedeckt, aber für viele wäre ein Einstieg in den Schweizer Markt allein schon aus Sicht möglicher Roamingerlöse sehr interessant.\"



Das momentane Roaming-Tarifsystem ist bekanntermassen definitiv ein Auslaufmodell. Swisscom hat bereits die neuen EU-Roaming-Tarife eingeführt, die sogar noch tiefer sind, als diejenigen von nicht wenigen Anbietern innerhalb der EU! Mittelfristig werden auch Sunrise und Orange auf dieses System umstellen. Ein Einstieg eines internationalen Konzerns in den Schweizer Mobilfunkmarkt aus diesem Grund ist also unwahrscheinlich. Ausserdem: Wer setzt heute noch auf GSM?! Selbst bei der Vergabe der UMTS-Lizenzen zeigten ausländische Anbieter kein wirkliches Interesse, weshalb sollten sie sich nun plötzlich um die frei gewordene GSM-Lizenz reissen?



\"Den \"Bad Deal\" haben damit die Konsumenten gemacht. Der schlechteste Fall ist für sie aufgetreten: Der geringe Wettbewerb wird noch weiter eingeschränkt\"



Konkrete Beispiele bitte? Ich habe bisher noch nichts von Preiserhöhungen gelesen! Ausserdem muss man sich einmal die Dimensionen vor Augen halten: Wir reden hier von rund 100'000 Mobilfunkkunden (Q2 2008: 105'000), was einem Anteil von lächerlichen 1,25 % am schweizerischen Mobilfunkmarkt entspricht. Wo ist da der hochgepriesene Wettbewerb?
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[1] ReinholdB antwortet auf Di Melina
25.11.2008 21:01
Guten Abend,



zunächst einmal einen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar. An einigen Stellen hat es offenbar Missverständnisse gegeben, die ich beleuchten will.



Benutzer Di Melina schrieb:

\"Durch das Wegfallen der Lizenz ist faktisch genau die
Situation wiederhergestellt, die 2003 bemängelt wurde.\"



Unwahre Behauptung. Es gibt nach wie vor 5 GSM-Lizenzen;
Sunrise hat nun halt zwei davon und erhält dadurch 43 neue
Kanäle im Frequenzband 1800 MHz. Dank der zusätzlichen Kanäle
kann die Kapazität bzw. Abdeckung weiter ausgebaut bzw.
verbessert werden, was schliesslich allen Sunrise-Kunden nützt.





Bitte beachten Sie das Wort \"faktisch\". Juristisch gibt es weiterhin 5 Lizenzen, das mag stimmen. Zu vermuten ist, dass die Lizenzen von Sunrise zu einer zusammengeführt würden. Real gibt es, sobald Tele2 in Sunrise integriert ist, eine Lizenz weniger. Damit haben Sie nur noch 4 Spieler. Das ist der Punkt, um den es geht.



\"Viel schlimmer ist jedoch die Signalwirkung nach Aussen. Durch
den Entfall der GSM-Lizenz ist nun der Markteinstieg eines
potenteren Anbieters verunmöglicht worden.\"



Unlogische Aussage. Wenn Tele2 gar nicht erst verkauft worden
wäre, so hätte ja auch kein weiterer Anbieter auf den Markt
kommen können! Oder woher soll dieser \"potentere\" Anbieter denn
seine Lizenz haben?



Ich verstehe Ihre Aussage nicht ganz. Nach dem Kauf von Tele2 gibt es in der Schweiz vier GSM Anbieter. Wäre Tele2 an eine andere Firma verkauft worden, wären es weiterhin fünf gewesen.



Diese Anbieter hätten die GSM Lizenz indirekt über den Kauf von Tele2 erworben. Sunrise nützt diese Lizenz letztendlich wenig. Zumindest habe ich nicht den Eindruck, dass Sunrise dringend neue Kanäle benötigt, um den Traffic abfangen zu können. Wenn Sie Beobachtungen gemacht haben, dass im Sunrise Netz teilweise Netzüberlastungen auftreten, die auf fehlende Kanäle zurückzuführen sind, wäre das Argument natürlich gerechtfertigt.



Die meisten Antennenstandorte dürften redundant sein. Mir ist bis heute kein Ort untergekommen, an dem Tele2 vorhanden ist, Sunrise jedoch nicht. Von wirklichen Spezialfällen abgesehen, stellt das Tele2 Netz aus einem externen Blickwinkel, keine zwingend nötige Ergänzung des Sunrise Netzes dar.



\"Gleichzeitig scheinen weitere Anbieter in der Schweiz auch
nicht erwünscht zu sein, sonst hätte die Wettbewerbskommission
dies niemals zugelassen. Letztendlich hat man sich für weniger
Wettbewerb ausgesprochen, was unverständlich ist.\"



Eine bösartige und unzulässige Unterstellung, welche von
sachlicher Inkompetenz sowie magelnder Objektivität zeugt.



\"Derzeit halten sich die internationalen Konzerne zwar sehr
bedeckt, aber für viele wäre ein Einstieg in den Schweizer
Markt allein schon aus Sicht möglicher Roamingerlöse sehr
interessant.\"



Das momentane Roaming-Tarifsystem ist bekanntermassen definitiv
ein Auslaufmodell. Swisscom hat bereits die neuen
EU-Roaming-Tarife eingeführt, die sogar noch tiefer sind, als
diejenigen von nicht wenigen Anbietern innerhalb der EU!
Mittelfristig werden auch Sunrise und Orange auf dieses System
umstellen. Ein Einstieg eines internationalen Konzerns in den
Schweizer Mobilfunkmarkt aus diesem Grund ist also
unwahrscheinlich. Ausserdem: Wer setzt heute noch auf GSM?!
Selbst bei der Vergabe der UMTS-Lizenzen zeigten ausländische
Anbieter kein wirkliches Interesse, weshalb sollten sie sich
nun plötzlich um die frei gewordene GSM-Lizenz reissen?



Auf GSM müssen Sie setzen, zwangsweise. Mit dem aktuellen UMTS System mit über 2 GHz Frequenz ist es kaum möglich, eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen. Am besten gelingt dies über das 900 MHz GSM System, was die Tele2 Lizenz jedoch nicht inkludiert.



In Zukunft dürfte UMTS oder gar LTE auf GSM Bändern eine sehr interessante Alternative sein. Derzeit jedoch nicht.



Ich glaube ebenfalls nicht, dass sich die Anbieter um eine GSM Lizenz reissen würden. Möglichrweise würde eine erneute Ausschreibung der Lizenz sogar dazu führen, dass sie nicht vergeben wird. Auch denkbar wäre, dass ein weiterer Spezialanbieter wie es in&phone heute ist, entstehen würde.



Vieles wäre denkbar: ich \"spinne\" jetzt einmal etwas. Aber wie wäre ein nur auf Roaming ausgerichteter Netzbetreiber, der die Regionen versorgen würde, die sich für die einzelnen Anbieter nicht rechnen? Die Forderung nach einem nationalem Roamingnetz für bestimmte Regionen der Alpen ist auch in diesem Forum schon disktuiert worden. Ob dies realistisch wäre, möchte ich gar nicht beurteilen.





\"Den \"Bad Deal\" haben damit die Konsumenten gemacht. Der
schlechteste Fall ist für sie aufgetreten: Der geringe
Wettbewerb wird noch weiter eingeschränkt\"



Konkrete Beispiele bitte? Ich habe bisher noch nichts von
Preiserhöhungen gelesen! Ausserdem muss man sich einmal die
Dimensionen vor Augen halten: Wir reden hier von rund 100'000
Mobilfunkkunden (Q2 2008: 105'000), was einem Anteil von
lächerlichen 1,25 % am schweizerischen Mobilfunkmarkt
entspricht. Wo ist da der hochgepriesene Wettbewerb?



Weniger Wettbewerb kann beispielsweise auch nicht eintretende Preissenkungen bedeuten. Ich bin gespannt, ob Sunrise den \"Big Deal\" Tarif weiterleben lässt. Jedoch waren die zweifelsohne gemachten strategischen Fehler nicht Thema des Artikels.



Reinhold Birgmann
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[1.1] pholay antwortet auf ReinholdB
26.11.2008 10:14
Der entscheidende Punkt ist doch ein anderer: es war und ist mehr als naiv zu glauben, dass durch die Vergabe von GSM- (oder auch UMTS-) Lizenzen der Wettbewerb angekurbelt werden könnte, wenn das regulatorische Umfeld so ist, wie es ist in der Schweiz. Ein vollständiger Netzausbau hätte Jahre gedauert (wenn er überhaupt möglich gewesen wäre, weil es teilweise unmöglich ist, die notwendigen Baugenehmigungen zu bekommen) und hätte sich niemals gerechnet. Dies ist der Grund, aus dem sich kein Anbieter für einen Markteintritt interessiert (sonst wären Sunrise und vermutlich auch Orange schon an andere Netzbetreiber verkauft worden).



Der Mobilfunkmarkt ist heute kein Technologie-, sondern ein Endkundenmarkt; Wettbewerb wird also nicht auf Netzwerk-, sondern auf Marketingebene erzeugt. Wenn der Staat schon unbedingt eingreifen wollte, hätte er anstatt Lizenzen zu vergeben die Netzbetreiber zwingen müssen, andere auf diese Netzwerke zugreifen zu lassen (MVNOs). Siehe Tele2 und ihre Probleme, einen Netzpartner zu finden.



Letztlich hat das der Markt aber selbst geregelt, mit dem Start verschiedenster solcher MVNOs und Zweitmarken (M-Budget, CoopMobile, Mobilezone, yallo, Lebara,...). Der Wettbewerb existiert also und hat zumindest dazu geführt, dass die Preise stark gesunken sind.



Die weitverbreitete Annahme, dass das Preisniveau im Schweizer Markt deutlich höher ist als anderswo hält einer seriösen, auf der Kaufkraft basierenden Analyse nicht stand. Absolut gesehen ist auch der Liter Milch teurer als anderswo.



Was den nächsten Schritt zu mehr Wettbwerb angeht: wenn schon staatlicher Eingriff, dann Swisscom vollständig privatisieren.

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[1.1.1] freak18_22 antwortet auf pholay
27.11.2008 12:35
ich glaube auch nicht das mit dem wegfall von Tele2 den markt stark einschränkt, für das was tele2 ist/war.



wahrscheinlich ist der schweizermarkt wäre genu gross für 4 anbieter, wenn die swisscom nicht so marktbeherschend wäre.



hatte tele2 nicht eine 900 lizenz, und wenn nicht war es sicher auch nicht wirklich klug eine 1800 lizenz zu kaufen....



ich glaube nicht das ein tele2 kunde sein abo verlängern kann mit seinen big deal abo (er muss sicher auf zero und co wechseln), und da eh fast alle immer ein neues handy möchte löst sich dieses \"problem\" für sunrise von selbst.



ich persönlich finde es gut das es an sunrise geht, wenn ich finde das sunrise der einzige ist der gegen swisscom vorgeht.



MFG FREAK
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[1.1.1.1] RE: Sunrise Sunrise go wie geht es weiter
verlag antwortet auf freak18_22
25.11.2009 20:46
Hallo, was pasiert jetzt mit den Kunden und Tarrifen; Orange hat keine Tages Flatrate usw.



Gruß
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[1.1.1.1.1] raio-k antwortet auf verlag
25.11.2009 21:08
Ich denke über das zu \"spekulieren\", was dann voraussichtlich im (ab) Februar 2010 sein wird, dafür ist es noch zu früh... es wird sich zeigen wie das zukünftige Tarif-Portfolio von Orange aussehen wird und wie es um die Sunrise-Tarife gestellt sein wird.

Bestimmt wird es eine Anpassung der Abo- und Prepaid-Tarife geben, aber wie gesagt, wie die dann aussehen werden... abwarten...
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[1.1.2] anti-fusion antwortet auf pholay
27.11.2009 14:47
was hat der Liter Milch mit nem mobile zu tun??

oder vergleichst Du Protektionismus mit Protektionismus?

Durch die geringere MWST sind normalerweise viele Güter hier billiger (solange der Wettbewerb funktioniert) - ohne Wettbewerb würden wir immer noch über 1SFR/pro min ins Ausland zahlen - fragt sich nur ob auf die Dauer eine Isolation der Schweiz nicht ein Tellschuss ins eigene Auge ist??