Vergleich: Rechnungstools für Freelancer
@ jashe---Fotolia.com Es gibt mindestens zwei Themen, mit denen sich Freelancer nicht gerne beschäftigen, weil sie üblicherweise von der eigentlichen Arbeit abhalten. Nämlich Kundenakquise und Buchhaltung. Zumindest der zweite Punkt war in nicht allzu ferner Vergangenheit noch ein regelrechter Krampf. Viele Selbständige tippen noch heute ihre Rechnungen ganz klassisch in eine Word-Vorlage. Dass dies alles andere als praktisch ist und vor allem extrem viel Zeit kostet, leuchtet ein.
@ jashe---Fotolia.com Schon aus diesem Grund bieten mittlerweile diverse Anbieter Komplettpakete aus Buchhaltung und Rechnungserstellung. Neben bereits länger im Markt befindlichen Lösungen wie Lexoffice gibt es auch einige neuere Anbieter und Startups, wie zum Beispiel Debitoor und FastBill. Diese zeichnen sich vor allem durch ihre Flexibilität aus. So kann man in den kostenpflichtigen Produkten sowohl den Zugang an PC und Notebooks als auch am Smartphone nutzen. Dennoch sollten Freelancer bei dem Thema genau hinschauen, denn den Funktionsumfang lassen sich die Anbieter gut bezahlen. Nur wenige Angebote konnten im Test überzeugen.
Debitoor
Buchhaltung für Freelancer
Bild: Debitoor
Debitoor ist ein Startup von Christopher Plantener, der ebenfalls als Gründer hinter Kontist, einem Smartphone-Girokonto für Freelancer, steht. Das ist auch ziemlich naheliegend, denn Buchhaltung und Smartphone-Konto für Freelancer ergänzen sich perfekt. Debitoor zeichnet sich vor allem durch seine einfache Bedienung aus. So versprechen die Hersteller der Cloud-Lösung, dass man bereits in einer Minute eine Rechnung schreiben kann. Ziemlich praktisch: Das Programm benachrichtigt automatisch, sobald ein Kunde die ausgestellte Rechnung öffnet und bezahlt.
Sowohl die App als auch das Cloud-Interface im Web sind praktisch selbsterklärend und zeichnen sich im Gegensatz zu den meisten Wettbewerbern durch eine vergleichsweise einfache Bedienung aus. Insbesondere wirkt Debitoor im Vergleich zu Lexoffice weitaus weniger überladen. Was allerdings negativ auffällt, ist die Preisstruktur. Wer nämlich unbegrenzt Rechnungen schreiben will, muss gleich zum teuersten Paket greifen: Im Monatsabo fallen dafür recht happige 30 Euro an. Wenn man bedenkt, dass Freelancer und Gründer (mit zunächst wenigen Einnahmen) die Hauptzielgruppe von Debitoor sind, ist die Preisgestaltung sicher nicht optimal. Wichtige Funktionen, wie die Umsatzsteuer-Voranmeldung oder Einnahmen-Überschuss-Rechnung sind ab dem Paket M für 15 Euro im Monat verfügbar. Damit liegt der Dienst preislich im Rahmen der Konkurrenz.
FastBill
Buchhaltung für Freelancer
Bild: fastbill.com
Wie auch Debitoor ist FastBill ein Startup unter den Rechnungs- und Buchhaltungsprogrammen. Die besondere Stärke des Cloud-Dienstes liegt vor allem im Bereich Belegerfassung, was natürlich für Freelancer im Handel eine große Rolle spielt. Besonders übersichtlich ist das Dashboard mit allen vorhandenen und noch offenen Zahlungseingängen. Preislich gehört FastBill außerdem zu den günstigeren Lösungen, schließlich gibt es bereits ab knapp 9 Euro im Monat unbegrenzte Angebote und Rechnungen sowie die sehr wichtige Umsatzsteuer-Voranmeldung, welche für Freiberufler relevant ist, die aufgrund ihres Einkommens nicht mehr in die Kategorie "Kleinunternehmer" fallen.
In den höherwertigen Paketen Pro und Premium können dann vor allem mehrere Konten in die Cloud-Buchhaltung eingebunden werden, darüber hinaus sind bis zu zehn unterschiedliche Nutzer pro Account möglich. Günstig ist das dann allerdings nicht mehr unbedingt: Die beiden Upgrades kosten 27 bzw. 89 Euro im Monat. Hier muss man allerdings auch die Frage stellen, ob ein Freelancer überhaupt derart viele Benutzerzugänge benötigt. Positiv anzurechnen ist bei FastBill auf jeden Fall die individuelle Konfigurations-Möglichkeit. So gibt es auch im kleinen Paket ein individuelles Rechnungslayout, um hier gegenüber Kunden eine persönliche Note zu setzen.
Lexoffice
Buchhaltung für Freelancer
Bild: Haufe Verlag
Dritter im Bunde ist mit Lexoffice der in Sachen Funktionsumfang wohl interessanteste Cloud-Service für Freelancer. Die ganz klare Stärke des Cloud-Dienstes ist seine langjährige Entwicklung und die herausragende Schnittstelle mit Steuerberatern. Auch in Sachen App trumpft Lexoffice gegenüber seinen Mitbewerbern klar und deutlich auf. So gibt es das aus dem Webinterface bekannte Dashboard auch direkt in der mobilen Anwendung, wenn auch in optisch komprimierter Form. Wie auch bei FastBill erhalten Lexoffice-Nutzer bereits aber der kleinsten Version zu einem Monatspreis von 7,90 Euro ein Paket, in dem unbegrenzt Rechnungen geschrieben werden können. Ein Haken ist, dass die Anwendungen leider nicht Mehrbenutzer-fähig ist, was ebenso für die höherwertigen Pakete gilt. Wer seine Umsatzsteuer "elstern" möchte, muss darüber hinaus mindestens zum mittleren Paket "Buchhaltung und Finanzen" greifen, welches mit 13,90 Euro im Monat berechnet wird.
Doch in Sachen Vertragskonditionen ist Lexoffice ein Vorbild unter den getesteten Anbietern. So können die Kunden in der Regel zum Monatsende das Paket wechseln oder bei Nichtgefallen aussteigen. Negativ: Im Gegensatz zum Wettbewerber Debitoor kann man sein Abo nicht einfach per Klick im Kundenkonto beenden, sondern muss sich zumindest schriftlich an den Haufe-Lexware wenden. Außerdem gibt es keinen telefonischen Kundensupport. Das aber sollte gerade in diesem Bereich selbstverständlich sein.
Fazit
Wer es besonders einfach haben will, ist definitiv bei Debitoor richtig aufgehoben. Der Dienst ist schnörkellos einfach gehalten und nicht mit Features überfrachtet. Außerdem sind die Pakete im Vergleich zum Wettbewerb günstig, obgleich man erst im teuersten Paket unbegrenzt Rechnungen schreiben kann. Wer hingegen auf einen möglichst großen Funktionsumfang wert legt, kommt eigentlich nicht um Lexoffice herum. Der Dienst machte einen runden Eindruck und wirkte sehr ausgereift. Letztendlich muss jeder Freelancer wissen, was für ihn Vorrang hat. Im Zweifel möchte man sich aber lieber mit der eigentlichen Arbeit als mit Steuern, Rechnungen und Verwaltung beschäftigen. Von daher haben einfache und selbsterklärende Cloud-Lösungen ohne Frage ihren Reiz.