Frei Sprechen
04.05.2008 19:28

Microblogging - der neue Short Message Service?

Twitter-Hype, Statusmeldungen bei Xing - wohin führt das?
teltarif.de Leser peregrintuk schreibt:
In letzter Zeit werde ich im Internet von allen Seiten mit kleinen Statusmeldungen überhäuft. Sei es bei StudiVZ, wo viele meiner Kontakte vermelden, was sie gerade machen. Gleiches bei Xing. Dort sehe ich als Statusmeldung, wer gerade wen als neuen Kontakt hinzugefügt hat. Oder wer mal wieder etwas zu verkaufen hat. Das ist ja an sich ganz nett. Leider häufen sich in letzter Zeit aber Meldungen, wie z.B. "Herr Soundso hat Bill Gates als neuen Kontakt", "Frau Soundso lackiert sich gerade die Fingernägel" usw. Frei nach "Die Ärzte" sind das "Dinge von denen ich gar nichts wissen will". Ich habe so das Gefühl, dass dieser Teil des so genannten Social Web mittlerweile von vielen Selbstdarstellern als Basis ihrer ganz persönlichen Profilierung genutzt wird.

Woher kommt dieser Trend der Statusmeldungen?

Diesen ganzen Trend der Statusmeldungen bezeichnen manche mittlerweile als "Microblogging". Angefangen hat es wohl in den USA mit Diensten wie Twitter. Nutzer können dort in 140 Zeichen alles verpacken, was sie irgendwem irgendwo gerade mitteilen möchten. Das Ganze kann nützlich sein, wenn man Wichtiges zu sagen hat. Oft verkommt es meiner Meinung nach aber zu sinnlosem Gerede. Was interessiert mich, dass Marc Beaver (Name frei erfunden) gerade in Oklahoma ins Bett geht? Um dem Wahnsinn die Krone aufzusetzen kann man mit Diensten wie twittervision direkt auf einer Weltkarte "live" verfolgen, wer wo auch immer gerade etwas "geistreiches" von sich gibt.

Twitter als neue Form des Short Messaging?

Irgendwie erinnert mich gerade der Service von Twitter an SMS. Man hat 140 Zeichen Platz und kann Nutzern kurze Nachrichten schreiben. Der Unterschied zur SMS ist, dass hier alle mitlesen können und es dazu noch kostenlos ist. Haben wir es hier also mit einer neuen Art des Short Message Service zu tun? Nutzer kommunizieren nicht mehr bidirektional sondern multidirektional und zusätzlich nicht mehr lokal sondern global.

Daher stellt sich mir die Frage, was wäre mit der SMS passiert, wenn diese kostenlos geblieben wäre? Hätte sie sich in ähnliche Bahnen entwickelt? Und andersherum gefragt: Wann kommt jemand auf die Idee, Online-Statusmeldungen kostenpflichtig zu machen um uns von den sinnlosen Beiträgen zu befreien - nein, diese Frage war nicht wirklich ernst gemeint. Obwohl, mit angeblich mittlerweile 1 Millionen Nutzern (oder 200.000 Nutzer pro Woche) werden die Macher von Twitter wohl sehr bald kostenpflichtige Dienste einführen müssen, um ihre Verluste nicht noch mehr in die Höhe zu treiben. In Ermangelung an Ideen für diese Dienste wird es aber meiner Meinung nach wohl darauf hinauslaufen, dass twitter an einen Geldgeber wie google oder Microsoft verkauft wird. Ähnlich erging es ja YouTube.

Wie geht das weiter mit der Onlinekommunikation?

Gerade letzteres zeugt von der Problematik, die hinter allen diesen neuen Web 2.0-Kommunikationsdingen steht: Sobald eine kritische Masse erreicht wird, können die Betreiber ihre Dienste nicht mehr kostenlos anbieten, alleine die Serverkosten werden enorm sein, ganz zu schweigen von Kosten für Sicherheit, Kontrolle, etc.

Auf der anderen Seite kann man einen Dienst wie twitter nicht einfach plötzlich kostenpflichtig machen. Der Sinn und vor allem die Funktionalität basiert nunmal auf der Gratis-Dienstleistung. Ein Großteil der Nutzer würde abspringen und sich einen neuen Zeitvertreib suchen.

Auf der einen Seite die Kosten für die Anbieter, auf der anderen Seite die Nutzer. Wohin wird das führen? Die gleiche Problematik beobachten wir derzeit ja auch bei den Flatrates. Auch hier verdienen die Anbieter nur, wenn nicht eine kritsche Masse der Nutzung überschritten wird.

Was meint ihr? Werden diese neuen Wege der Kommunikation aufgrund der Kostenproblematik wieder verschwinden und nur ein kurzer Hype gewesen sein? Oder wird ein Weg gefunden werden um sie auf Dauer nutzbar zu machen?

Kommentare zum Thema (2)
Menü
Das wird nicht passieren...
seb.gross antwortet
05.05.2008 16:41
Also: Dass die SMS von den beschriebenen Diensten abgelöst wird, glaube ich nicht. Vor allem Twitter halte ich für den sinnlosesten Dienst, den das Web bisher hervorgebracht hat. Eher werden SMS von Instant-Messaging Diensten abgelöst.
Menü
Liesl antwortet
07.04.2009 15:43
Ehrlich gesagt, nervt es mich auch total von überall her mit Nachrichten zugetextet zu werden. Habe kaum noch Zeit selber nachzudenken. Da hilft nur: abschalten. Bzw. im Fall von Twitter: nix abonnieren, niemanden folgen.