Netzausbau

98 Prozent Netzabdeckung bei Mobilfunknetzen bald Pflicht

Netzbetreiber, die bei der kommende Woche startenden Frequenzauktion zuschlagen, müssen ihr Netz binnen drei Jahren deutlich ausbauen. Wir geben Ihnen die Details.
Aus Mainz berichtet Thorsten Neuhetzki

Auflagen für den Netzausbau Auflagen für den Netzausbau
Quelle: Bundesnetzagenur
Werbeaussagen wie "Netzab­deckung von 90 Prozent in der Bevölkerung" werden in wenigen Jahren keine Werbung mehr für einen Mobilfunk­anbieter sein. Grund dafür sich die Auflagen, die die Bundes­netzagentur jenen Anbietern macht, die bei der anstehenden Frequenzauktion Frequenzen ersteigern. Aller Voraussicht nach werden das die verbleibenden drei deutschen Netzwerk-Betreiber Telekom, Vodafone und Telefónica (o2, E-Plus) sein. Denn den Auflagen nach müssen die Anbieter 98 Prozent der Haushalte in Deutschland binnen drei Jahren mit mobilem Breitband erschließen, wie die Bundesnetzagentur jetzt im Vorfeld der Auktion in Mainz deutlich machte.

Anders als bei der Auktion im Jahr 2010 gilt diese Auflage für jeden einzelnen Netzbetreiber. Bei der Vergabe der 800-MHz-Frequenzen für LTE mussten lediglich ein vorher definierter Bereich von einem der Netzbetreiber abgedeckt werden, so dass das Gebiet als versorgt galt. Das war wichtig, weil die definierten unterversorgten Gebiete zuerst versorgt werden sollten, bevor die Netzbetreiber die lukrativen Ballungszentren erschließen durften. Doch die Regel führte in der Praxis dazu, dass Telekom und Vodafone zwar massiv in der Fläche ausbauten, o2 jedoch mit den Ballungszentren begann, sobald die Auflagen in den Bundesländern erreicht waren. Die Änderung der Regel dürfte also ein Resultat aus diesem Verhalten sein. In der Praxis könnte das dazu führen, dass eine nahezu flächendeckende Breitbandversorgung erreicht werden könnte.

"In der Regel" mindestens 10 MBit/s für die Kunden

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Quelle: Bundesnetzagenur
Die Anforderungen der Bundesnetzagentur sehen vor, dass die Netzbetreiber nicht nur eine hohe Flächenabdeckung erreichen müssen, sondern pro Antennensektor mindestens 50 MBit/s ausstrahlen müssen. Da Mobilfunk jedoch ein Shared Medium ist, werden die Kunden in der Praxis eine geringere Datenrate bekommen. "In der Regel" soll ein Kunde jedoch 10 MBit/s erhalten können, so die Forderung des Regulierers.

Klar ist aber: In Spitzen wie an Silvester oder bei großen Menschenansammlungen ist das nicht zu leisten und wird auch nicht gefordert. Zudem müssen alle Autobahntrassen und ICE-Strecken mit schnellen Mobilfunknetzen versorgt werden, soweit dieses technisch und rechtlich möglich ist.

Bestehende Netze werden in Versorgungsgradberechnung einbezogen

Problematisch könnte die Versorgung jedoch in Grenzregionen werden. Hier können die neuen 700-MHz-Frequenzen wegen der Nähe zum Ausland, wo weiterhin Fernsehen auf den Frequenzen ausgestrahlt wird, nicht ohne Weiteres genutzt werden. In einigen Gegenden gibt es auch bis heute noch Probleme, LTE um 800 MHz einzusetzen. Hier können die Netzbetreiber dann nur auf andere Frequenzen setzen. Der Vorteil für sie: Auch bestehende Netzinfrastruktur wird bei der Auswertung eingerechnet. o2 geht davon aus, bis Ende des Jahres schon eine Abdeckung von 75 Prozent in der Bevölkerung zu haben und bis Ende 2016 90 Prozent zu erreichen. Die Telekom will bis Ende 2018 95 Prozent erreichen. Vodafone plant für 2016 ebenfalls mit 90 Prozent. Die Auflagen müssen ab Frequenzzuteilung binnen drei Jahren erfüllt sein, was Sommer 2018 bedeutet.

Die Auktion startet am kommenden Mittwoch bei der Bundesnetzagentur in Mainz, die Dauer ist unklar. teltarif.de wird die Auktion mit einer fortlaufenden Berichterstattung begleiten. Gestern haben wir bereits über die umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen berichtet.

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