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Frequenz-Auktion startet: Die wichtigsten Fakten auf einen Blick

Worum geht es bei der Frequenz-Auktion? Wie lange dauert sie und welche Frequenzen werden versteigert? Wir klären die wichtigsten Fragen.
Aus Mainz berichtet Thorsten Neuhetzki

Die Auktionsuhr bestimmt die Rundendauer Die Auktionsuhr bestimmt die Rundendauer
Quelle: Bundesnetzagenur
Es werden wieder Milliarden-Summen ausgegeben werden: Morgen startet in Mainz bei der Bundesnetzagentur die lange angekündigte Vergabe von Mobilfunkfrequenzen. Das Verfahren ist kompliziert und schwer zu durchschauen. Auch die technischen Hintergründe sind nicht ganz leicht zu verstehen und werden oft mit Begriffen wie DVB-T2 und digitaler Dividende vermengt. Die Bundesnetzagentur hatte deshalb im Vorfeld der Auktion Journalisten einen vertieften Einblick in das Verfahren und seine Hintergründe gegeben. Wir klären Sie über die wichtigsten Fragen auf.

Um welche Frequenzen geht es überhaupt?

Die Frequenzen stammen aus den Bereichen um 700 MHz, 900 MHz, 1500 MHz und 1800 MHz. Insgesamt kommt ein Spektrum von 270 MHz unter den Hammer. Ein Teil der Frequenzen wird bislang für DVB-T, also digitales Antennenfernsehen, genutzt (700 MHz), ein anderer Teil sind derzeit genutzte GSM-Frequenzen (900 und 1800 MHz). Hier laufen die Lizenzen Ende 2016 aus, weswegen sie nun neu vergeben werden.

Fernsehfrequenzen für Mobilfunk? Wie geht das?

Den Frequenzen ist generell egal, welche Dienste auf ihnen übertragen werden. Durch die Umstellung auf DVB-T2 wird für digitales Antennenfernsehen ein kleineres Spektrum an Frequenzen gebraucht. Die freiwerdenden Frequenzen werden für Mobilfunk genutzt. Ausgestrahlt wird hier dann aber nicht vom Fernsehturm, sondern den Mobilfunkantennen. Die Umstellung auf DVB-T2 bedeutet jedoch nicht nur neue Frequenzen, sondern auch einen neuen TV-Standard, der neue Empfangsgeräte benötigt. Die Auktionsuhr bestimmt die Rundendauer Die Auktionsuhr bestimmt die Rundendauer
Quelle: Bundesnetzagenur

Wozu brauchen Mobilfunkanbieter so viele Frequenzen?

Der Datenhunger der Mobilfunknutzer wächst rasant. Zwischen 2012 und 2014 hat sich das Datenvolumen mehr als verdoppelt auf 293 Millionen Gigabyte im Jahr. Dieses Wachstum wird weitergehen. Vor allem in den Städten müssen die Netzbetreiber die Kapazitäten deutlich erhöhen, um alle Kunden versorgen zu können. Auf dem Land hingegen brauchen sie möglichst langwellige Frequenzen (700 MHz), um mit wenig Aufwand eine große Fläche abdecken zu können und so ihre Kunden zu erreichen.

Wer kann die Frequenzen ersteigern? Darf jeder mitbieten?

Nein, zugelassen sind nur die drei Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica (E-Plus, o2). Airdata wurde nicht zur Auktion zugelassen, Liquid Broadband hatte sich nicht beworben. Ob es weitere Interessenten gab, denen die Bundesnetzagentur eine Ablehnung erteilt hat, ist nicht klar.

Wie und wo findet die Auktion statt?

In der Mainzer Niederlassung der Bundesnetzagentur in eigens eingerichteten Räumlichkeiten. Dort sind von jedem Unternehmen bevollmächtigte Bieter anwesend, die über Direktleitungen mit ihren Chefs und dem Auktionator in Verbindung stehen können. Geboten wird über eine Spezialsoftware in einem abgeschlossenen Netzwerk. Zudem gelten hohe Sicherheitsvorkehrungen.

Wie lange dauert das Ganze?

Das weiß niemand. Die Dauer der Auktion richtet sich nach dem Bietverhalten der Netzbetreiber und ist in mehrere Aktivitätsphasen eingeteilt. Die Auktion 2010 hat sich über sechs Wochen erstreckt. Bekannt ist nur, dass jede Runde maximal 60 Minuten dauert und montags bis freitags zwischen 8 und 18 Uhr geboten wird.

Könnte nicht ein Anbieter einfach alles ersteigern und so die Mitbewerber "vom Markt nehmen".

Nein, zumindest nicht komplett. Theoretisch denkbar wäre, dass ein Anbieter alle Frequenzen im 700 MHz-, 1500-MHz- und 1800-MHz-Bereich ersteigert. Das würde jedoch sehr teuer werden, zudem muss der Netzbetreiber im Vorfeld schon Bietrechte bei der BNetzA beantragen. Die Anzahl dieser Bietrechte bestimmt, auf wie viele Frequenzblöcke gleichzeitig er bieten kann. Zudem gibt es für den 900-MHz-Bereich eine sogenannte Spektrumskappe. Ein Anbieter kann höchstens 2 x 15 MHz ersteigern, zur Auktion kommen jedoch 2 x 35 MHz in diesem Bereich. Hier kann also jeder Netzbetreiber Frequenzen bekommen. Zudem haben alle Netzbetreiber noch Frequenzen zugeteilt, die bis 2020 oder 2025 gültig sind.

Wird die Mobilfunkversorgung bei mir nach der Auktion dann besser?

Nein. Jedenfalls nicht sofort. Das liegt daran, dass beispielsweise die 700-MHz-Frequenzen erst nach und nach von den Netzbetreibern genutzt werden können. Je nach Region stehen diese ab 2017 bis 2019 zur Verfügung, sobald DVB-T ab- und DVB-T2 aufgeschaltet wurde und so das digitale Antennenfernsehen andere Frequenzen nutzt. Außerdem unterstützen die allermeisten Handys dieses Frequenzband derzeit noch nicht. (Korrekturhinweis: In einer ersten Version des Artikels schrieben wir, dass es keine Handys gibt, die 700 MHz unterstützen.)

Zudem müssen die Netzbetreiber ihre Netzausbaupläne neu schreiben, da diese sich nach dem ersteigerten Frequenz­spektrum richten. Die Frequenzen um 900 und 1800 MHz "gehören" zudem weiterhin noch bis Ende 2016 den bisherigen Zuteilungsnehmern. Binnen drei Jahren müssen die Netzbetreiber aber 98 Prozent der Haushalte versorgen, mittelfristig wird es also eine Verbesserung geben - zumindest bei LTE. GSM könnte indes sogar schlechter werden.

Gibt es Auflagen, die die Anbieter erfüllen müssen, wenn sie die Frequenzen ersteigern?

Ja, sie müssen die angesprochenen 98 Prozent der Haushalte versorgen. Außerdem müssen ICE-Strecken und Autobahnen abgedeckt werden. Als versorgt gelten die Gebiete, wenn mindestens 50 MBit/s pro Antennensegment übertragen werden und die Kunden "in der Regel" 10 MBit/s bekommen. Mehr zu den Auflagen haben wir vergangene Woche berichtet.

Werden die Frequenzen denn sehr teuer für die Anbieter?

Beträge wie bei der UMTS-Auktion im Jahr 2000 erwartet niemand. Damals wurden 145 MHz für 50,806 Milliarden Euro versteigert. 2010 gingen 360 MHz über den Tisch - für 4,385 Milliarden Euro. Möglich, dass sich der Betrag jetzt auf einem ähnlichen Niveau einpendelt, da das Ergebnis und das ersteigerte Frequenzpaket wegweisend für die Anbieter in den kommenden Jahren sein wird. Seriöse Schätzungen gibt es nicht, die Mindestgebote liegen jedoch bei knapp 1,5 Milliarden Euro.

Wie erfahre ich, wer welche Frequenzen bekommen hat?

teltarif.de wird die Auktion in regelmäßigen Abständen begleiten und natürlich auch über den Ausgang der Auktion berichten und ihn analysieren. Alle aktuellen News finden Sie unterhalb dieses Artikels in der Newsliste. Eine Einschätzungs unseres Geschäftsführers und Herausgebers Kai Petzke lesen Sie in einem Editorial vom vergangenen Wochenende.

Hintergrund-Informationen in weiteren Texten

Im Rahmen der Mobilfunk-Frequenzauktion haben wir auch zahlreiche Hintergrundinformationen für Sie zusammengestellt. Lesen Sie unter anderem, warum die 700-MHz-Frequenzen für die Netzbetreiber problematisch sind und welche der Frequenzen sich künftig für welche Zwecke nutzen lassen. Außerdem erfahren Sie, warum jeder Netzbetreiber Deutschland künftig zu 98 Prozent versorgen muss.

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