Breitband

Erstes Dorf europaweit per Glasfaser und Satellit versorgt

Üblicherweise wird eine Gemeinde per Glasfaser oder Richtfunk an das Internet angebunden oder die Kunden nutzen LTE-Zuhause-Tarife beziehungsweise Internet per Satellit. Nun betreibt eine Gemeinde in Sachsen erstmals ein FTTH-Ortsnetz mit Satelliten-Anbindung.
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Systematische Darstellung der Anbindung per Satellit Systematische Darstellung der Anbindung per Satellit
Bild: Eutelsat
Wenn sich ein regionaler Netzbetreiber dazu entschließt, eine Gemeinde mit einem Glasfasernetz zu versorgen, bei dem die Glasfaser bis ins Haus der Kunden reicht, muss er sich frühzeitig um die Internet-Anbindung Gedanken machen. Entweder wird eine Glasfaser-Leitung zum nächsten Übergabepunkt verlegt, wo die Anbindung ans Backbone erfolgt, oder die Anbindung erfolgt - bei guter Sichtverbindung - über eine Richtfunk-Verbindung.

Die Gemeinde Sayda im Südosten des Landkreises Mittelsachsen, südlich von Freiberg nahe der Grenze zu Tschechien gelegen, hat sich für ihren Ortsteil Ullersdorf allerdings für eine ungewöhnliche Anbindung entschieden: Die Verbindung vom Eusanet-Glasfasernetz zum Backbone geht über den Weltraum, und zwar über einen Satelliten von Eutelsat.

30 MBit/s im Downstream für Privatkunden

Beide Unternehmen geben heute bekannt, dass die technische Lösung, die in Europa bislang einmalig sein soll, in Betrieb genommen wurde. Das Glasfaser-Netz in Ullersdorf wurde in den vergangenen Monaten von der dortigen Dorfgemeinschaft zusammen mit ortsansässigen Unternehmen und einem Elektrobetrieb gebaut. Es handelt sich um ein FTTH-Netz, bei dem die Glasfaser bis ins Haus der Kunden reicht, Betreiber des Netzes ist Eusanet. Im Ort wurden am zentralen Übergabepunkt ins Glasfasernetz ein Server, ein Router sowie Sat-Modems aufgestellt.

Systematische Darstellung der Anbindung per Satellit Systematische Darstellung der Anbindung per Satellit
Bild: Eutelsat
Die Verbindung zum Internet-Backbone wird von Eutelsat über den KA-Sat realisiert. Momentan ist über das Netz nur das Internet verfügbar. Im zweiten Schritt will Eusanet den Kunden IP-gestützte Telefonie zur Verfügung stellen. Erst zu einem späteren Zeitpunkt sollen die angeschlossenen Haushalte mit digitalen TV-Programmen in SD- und HD-Qualität via Glasfaser versorgt werden.

Privat-Haushalte erhalten einen Anschluss mit bis zu 30 MBit/s im Downstream und bis zu 5 MBit/s im Upstream. Unternehmen und Gewerbetreibende können im Downstream bis zu 50 MBit/s und im Upstream bis zu 10 MBit/s buchen. 45 Haushalte und Unternehmen in Ullersdorf können den Dienst bereits nutzen, am Tag der Inbetriebnahme startete das Netz mit 17 Kunden.

"Die Lösung ist [...] ein wichtiges Signal für alle kleinen Gemeinden in mit Breitband unterversorgten Regionen. Denn diese können heute schon in Eigeninitiative FTTH-Netze aufbauen und sofort für schnelle, leistungsfähige Breitbanddienste nutzen, bis ein finanzierbarer Glasfaseranschluss an regionale und überregionale Backbones erfolgt“, äußerte Stephan Schott, Geschäftsführer der Eusanet. Die Betreiber sprechen also ganz bewusst von einer technischen Übergangslösung, die nicht für die Ewigkeit gedacht ist. Mit der Lösung können allerdings entlegene Orte schneller ans Breitbandnetz angebunden werden, insbesondere dann, wenn aufgrund der topografischen Verhältnisse Richtfunk-Verbindungen ausscheiden.

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