Ursache

Galileo-Fehlstart: Treibstoff-Leitung war eingefroren

Ein Konstruktions­fehler in der Fregat-Oberstufe ist für die fehler­hafte Umlaufbahn der im August gestarteten Galileo-Satelliten verantwort­lich. Das ist das Ergebnis des Unter­suchungs­ausschusses von Arianespace, der Europäischen Weltraum­organisation und der Europäischen Kommission.
Von Susanne Kirchhoff

Orbits der Galileo-Satelliten Orbits der Galileo-Satelliten
Bild: ESA
Für den fehlerhaften Start von zwei Galileo-Satelliten am 22. August waren eingefrorene Treibstoff-Leitungen verantwort­lich. Diese lagen neben sehr kalten Helium-Leitungen, was bei der Konstruktion nicht ausreichend berück­sichtigt worden sein soll. Zu diesem Ergebnis [Link entfernt] kommt ein gemeinsamer Untersuchungs­ausschuss, der vom Satellitenstart-Anbieter Arianespace, der Euro­päischen Weltraum­organisation (ESA) und der Europäischen Kommission gebildet wurde.

Galileo-Satelliten in falscher Umlaufbahn

Orbits der Galileo-Satelliten Orbits der Galileo-Satelliten
Bild: ESA
Arianespace hatte den Start der Galileo-Satelliten Doresa und Milena an Bord einer russischen Sojus-Rakete zunächst als erfolgreich vermeldet. Das französische Unter­nehmen musste diese Einschätzung jedoch schon am Starttag zurückziehen. Schon nach wenigen Stunden wurde klar, dass die Satelliten eine elliptische Umlaufbahn anstatt der geplanten Kreisbahn eingenommen hatten.

Der Untersuchungs­ausschuss bestätigte die Vermutung, dass die Fehlerquelle in der vierten Stufe der Träger­rakete lag, der sogenannten Fregat-Oberstufe. Die drei Stufen der Sojus-Trägerrakete und die Galileo-Satelliten selbst wurden hingegen als Fehlerursache aus­geschlossen.

Konstruktionsfehler in Fregat-Oberstufe gefunden

Sojus-Trägerrakete mit Galileo-Satelliten 22.08.2014 Start der Sojus-Trägerrakete mit Galileo-Satelliten
Bild: © 2014 ESA-CNES-Arianespace/Photo Optique Video CSG
In der Fregat-Oberstufe seien Treibstoff­leitungen eingefroren, weswegen zwei Zusatz­triebwerke zeitweise ausfielen. Dadurch befand sich die Raketenstufe in einer falschen Position, für die das inertiale Navigations­system nicht ausgelegt war. Das führte schließlich zu einem Fehler bei der Berechnung der Schub­richtung für die anschließende zweite Zündung des Haupt­triebwerks der Fregat-Oberstufe, weswegen die Satelliten in einer zu niedrigen, elliptischen Umlauf­bahn landeten.

Laut dem Bericht des Unter­suchungs­ausschusses froren die Treibstoff­leitungen ein, da sie neben Leitungen für sehr kaltes Helium verlaufen und auf den gleichen Trägern liegen. Die Wärmeleitung über diese Träger sei bei der Konstruktion der Fregat-Oberstufe vom russischen Hersteller NPO Lawotschkin nicht ausreichend berück­sichtigt worden.

Dem Unter­suchungs­ausschuss zufolge soll sich der Fehler jedoch selbst in bereits gefertigten Fregat-Oberstufen einfach beheben lassen. Daher plant Arianespace nach eigenen Angaben bereits ab Dezember wieder Sojus-Träger­raketen mit Fregat-Oberstufe einzusetzen.

Satelliten unter Kontrolle, Einsatzzweck offen

Die ESA hatte Mitte September bekannt gegeben, dass sich die beiden Galileo-Satelliten in einer stabilen, wenn auch fehlerhaften, Umlaufbahn und unter Kontrolle des Europäischen Raumflug­kontroll­zentrums (ESOC) in Darmstadt befinden. Laut ESOC prüfen der Satelliten-Hersteller OHB und die ESA, wie sie die Satelliten trotz ihres fehlerhaften Orbits in Zukunft sinnvoll einsetzen können.

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