Neue Galileo-Satelliten: Richtige Umlaufbahn um tausende Kilometer verpasst (Update)
Galileo muss einen neuerlichen Rückschlag verkraften: Zwei Satelliten verpassten ihre Umlaufbahn.
Bild: dpa
Zwei neue Satelliten für das
globale europäische Navigationssystem Galileo sind von ihrer
Trägerrakete nicht in der richtigen Erdumlaufbahn ausgesetzt worden.
Beobachtungen hätten gezeigt, dass es eine Abweichung zwischen dem
Zielorbit und der erreichten Bahn gebe, teilte die
Raketenbetreibergesellschaft Arianespace in der Nacht zum Samstag
mit. Ob die Satelliten genügend Treibstoff an Bord haben, um aus
eigener Kraft ihre richtige Umlaufbahn zu erreichen, war zunächst
unklar. Arianespace will im Laufe des Tages weitere Informationen veröffentlichen. Derzeit werden die Flugdaten analysiert.
Galileo muss einen neuerlichen Rückschlag verkraften: Zwei Satelliten verpassten ihre Umlaufbahn.
Bild: dpa
Die beiden Satelliten waren am Freitagnachmittag an Bord einer
russischer Sojus-Rakete ins All gestartet. Zunächst hatte es von
allen beteiligten Seiten geheißen, der Flug sei nach Plan verlaufen.
Update, 14:19 Uhr: Umlaufbahn der beiden Satelliten zu niedrig
Fraglich ist noch immer, ob die Satelliten jemals ihre korrekte Position erreichen können. "Das wird kompliziert sein", sagte der Chef der französischen Raumfahrtbehörde (CNES), Jean-Yves Le Gall, der Nachrichtenagentur AFP. "Wir sind dabei zu schauen, ob wir die Situation in den nächsten Stunden retten können."
Nach Angaben von CNES-Chef Le Gall fliegen die Satelliten derzeit in einer elliptischen Umlaufbahn in etwa 17 000 Kilometern Höhe. Eigentlich hätten sie auf einer Kreisbahn in einer Höhe von mehr als 23 000 Kilometern unterwegs sein sollen. "Was wir wissen, ist, dass drei Stunden nach dem Start irgendetwas falsch gelaufen ist", sagte Le Gall. Eine Untersuchungskommission werde sich um die Ursachenforschung kümmern. (Ende des Updates)
Galileo soll Europa unabhängig von GPS und GLONASS machen
Eine Sojus-Trägerrakete setzte zwei Satelliten falsch aus.
Bild: dpa
Die beiden in Bremen gebauten Satelliten sind eigentlich als Nummer fünf
und sechs in der Galileo-Konstellation geplant, die Europa bis 2020
unabhängig von fremder Technik machen soll. Aktuell verfügen nur die
USA sowie Russland über eigene satellitengestützte Navigationssysteme. Beide
werden nach Angaben der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) vom
Militär kontrolliert und können "bei Bedarf" - zum Beispiel aus
sicherheitspolitischen Gründen - verfälscht oder sogar abgeschaltet
werden. Autofahrer, Rettungsdienste und andere zivile Nutzer von
GPS-Geräten wären dann aufgeschmissen.
Das chinesische Navigationssystem Beidou ist derzeit nur im asiatisch-pazifischen Raum verfügbar. Ein weltweiter Start ist für das Jahr 2017 angekündigt.
Ursprünglich sollte das europäische Prestigeprojekt mit geplanten 30 Satelliten bereits 2008 an den Start gehen. Wegen Streitigkeiten unter den Partnerländern gab es aber immer wieder Verzögerungen. Ein eingeschränkter Betrieb soll nun ab 2015 möglich sein. Die volle Einsatzfähigkeit ist bis 2020 vorgesehen. Insgesamt wird das System einen zweistelligen Milliardenbetrag kosten.
Hintergründe zu den Verzögerungen beim europäischen Vorzeige-Projekt Galileo haben wir in einer eigenen Meldung zusammengestellt. Darin erfahren Sie auch, welche Smartphones bereits in der Lage sind, Galileo-Signale zu empfangen.