Lockvögel

0137-Gewinnspiele: Macher von TV-Shows festgenommen

Medienberichten zufolge gab es in Deutschland und Österreich Festnahmen im Hinblick auf TV-Gewinnshows. Hier wurden offenbar Anrufe fingiert und Gewinne vorgetäuscht.
Von Thorsten Neuhetzki

Bei Call-TV-Shows wurde offenbar betrogen Bei Call-TV-Shows wurde offenbar betrogen
Foto: dpa
Die Zeiten des berühmt-berüchtigten TV-Senders 9Live mit seinen Call-In-Gewinnshows sind schon lange vorbei und auch auf anderen Sendern wie Sport1 (früher DSF) oder anderen Nischensendern hat die Präsenz der Sendungen nachgelassen, deren einzige Intention es war, die Zuschauer zum Anrufen auf den Hotlines zu motivieren. Nun, so berichtet Der Standard in Österreich, wurden drei Macher derartiger TV-Shows festgenommen. Sie seien zum Teil sogar geständig, heißt es. Sie hätten zugegeben, das Anrufer, die in der Sendung als Gewinner auftraten, in der Tat nur Strohmänner waren.

Das Konzept derartiger Shows funktioniert nur, wenn die Zuschauer auf den Mehrwertnummern - in Deutschland zumeist 0137-Nummern für 50 Cent pro Anruf - anrufen, in der Hoffnung, als Gewinner aufzutreten. Dabei kommen die meisten Zuschauer gar nicht bis ins Studio durch, da - so die Aussage der Sender - nur Anrufer auf einer bestimmten Leitung durchkommen. Alle Anrufer zahlen trotzdem die 50 Cent pro Anruf, von denen ein Teil bei den Telefongesellschaften bleibt, der Großteil aber als Ausschüttung an den Sender bzw. die Produktionsfirma geht.

Anrufer gewannen - aber nur zum Schein für günstige 500 Euro

Bei Call-TV-Shows wurde offenbar betrogen Bei Call-TV-Shows wurde offenbar betrogen
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Laut dem Zeitungsbericht wurden die Telefonnummern von den Lockvögeln im Vorfeld in das System eingegeben, so dass diese den Sender erreichen. Sie hätten dann während der Sendung angerufen und gewonnen, hätten das Geld aber nicht behalten dürfen, so heißt es. Der Gewinn sei - abgesehen von einer Entschädigung von 500 Euro - wieder eingestrichen worden. So hätten die vermeintlich hohen Gewinne - oftmals waren es zu Zeiten dieser Sendungen fünfstellige Euro-Summen - die Produktionsfirma am Ende nicht verlassen. Die bisher Vernommenen hätten laut Standard zugegeben, von Mai 2004 bis Juli 2005 mehr als 360 000 Euro an Scheingewinnen kassiert zu haben, die scheinbar auf eigene Konten überwiesen wurden.

Koordiniert wurde das Ganze angeblich über einen Chat. Hier erhielten die Lockvögel demnach dann den Anruf-Hinweis, um sich den Gewinn öffentlich abzuholen. Aber auch gewollte Falschanrufe oder "Aufleger" seien auf diesem Weg koordiniert worden. Zu einem späteren Zeitpunkt seien dann auch Stimmverzerrer eingesetzt worden, weil aufmerksamen Zuschauen offenbar die Ähnlichkeit der Stimmen der Gewinner auffielen, die jedoch offenbar unter immer wieder anderen Namen auftraten.

Unklar, wer von den Vergängen wusste

Das Verfahren sei zunächst in Österreich, später aber auch in der Schweiz sowie in Deutschland angewendet worden. Die Indizien deuten dabei darauf hin, dass vor allem Sendungen auf den Viacom-Sendern (u.a. MTV) betroffen waren. Möglichweise haben aber auch andere Sender der Produktionsgesellschaft Sendungen abgenommen. Ob die Sender und die beteiligten Telefongesellschaften von den Machenschaften wussten, ist fraglich. In Österreich schließt sich der entsprechende Telefonanbieter laut Standard dem Verfahren gegen die Beschuldigten an.

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