Hintergrund

Wann ist ein Glasfaser-Anschluss eigentlich ein Glasfaser-Anschluss?

"Glasfaser" ist derzeit das Marketing-Buzzword schlechthin. Doch warum bezeichnet die Telekom VDSL als Glasfaseranschluss? Wir zeigen Ihnen die verschiedenen Anschlussformen und die Bedeutung, die die Glasfaserleitungen für sie haben.
Von Thorsten Neuhetzki

Wenn es um den Ausbau der Festnetz-Infrastruktur mit schnellen Internet-Leitungen geht, gibt es in der Branche gefühlt nur noch ein Schlagwort: Glasfaser. Doch dabei schmeißen die Marketing-Abteilungen der Unternehmen die verschiedensten Glasfaser-Anschlussformen gerne durcheinander, wodurch VDSL, TV-Kabel und ein echter Glasfaser-Anschluss scheinbar schnell gleichgesetzt werden. Wir zeigen Ihnen, welche Glasfaser-Anschlussformen es gibt, welche Unterschiede es für den Kunden gibt und wie die fachlichen Definitionen sind.

Leider rar: Das Glasfaser bis in die Wohnung

Glasfaserkabel sind relevant für den Breitbandausbau Glasfaserkabel sind relevant für den Breitbandausbau
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Zunächst einmal gilt: Das Glasfaserkabel gilt als das leistungsstärkste Übertragungsmedium für die Übertragung von Daten über lange Distanzen. Sämtliche Backbone-Netze und Leitungen auf andere Kontinente bestehen aus Glasfaser-Leitungen, Rechenzentren sind über sie angebunden und TV-Sender übertragen ihre Signale über Glasfaser-Strecken. Doch der Endkunde hat nur selten direkten Zugang zu einem Glasfaser-Kabel, auch wenn dieses oftmals gar nicht so weit entfernt liegt.

Wer in einer Großstadt durch die Straßen geht, kann oftmals Kabelschächte entdecken, unter denen sich Glasfaser-Strecken verbergen. Zugriff auf diese Kabel haben aber nur die wenigsten Kunden. Nämlich dann, wenn Anbieter wie beispielsweise die M-net in München, NetCologne in Köln, die Telekom in einigen Stadtbezirken oder auch einige lokale Anbieter ihre Glasfaserleitungen bis in die Wohnungen des Kunden verlegt haben.

Die Schwierigkeit: Die Anbieter müssen das Glasfaserkabel überhaupt erstmal bis ins Haus und dann in die Wohnung bekommen. Das scheitert oftmals an der Gestattung, denn der Hauseigentümer muss erlauben, das Kabel ins Haus zu legen. Oft sind auch keine Leerrohre vorhanden - wenn das Haus dann bis in die Wohnungen verkabelt werden soll, wäre eine komplette Strangsanierung fällig. So kommt ein direkter Glasfaser-Anschluss heute oftmals nur bei Kernsanierungen oder Neubauten zum Einsatz, denn nicht immer lässt sich beispielsweise ein alter Kamin für die neue Leitung nutzen. Der Fachterminus hierfür ist FTTH, Fibre to the Home.

Glasfaser bis ins Gebäude auf dem Vormarsch

Wie viele Haushalte wirklich Zugang zu einer direkten Glasfaserleitung haben, ist unklar. Der VATM nannte zuletzt im Herbst vergangenen Jahres in seiner Marktstudie zusammen mit Dialog Consult eine Zahl von 2,1 Millionen Haushalten. Hier allerdings sind nicht FTTH enthalten, sondern auch FTTB - Fibre to the Building.

Bei FTTB kommt das Glasfaserkabel schon sehr nah an Kunden, auf den letzten Metern wird aber doch wieder eine andere Leitung eingesetzt. Derzeit handelt es sich dabei zumeist um eine VDSL-Übertragung, die durch die Nähe zum Kunden aber deutlich hochbitratiger sein kann als klassisches VDSL. Künftig sollen hier aber auch andere Übertragungsformen zum Einsatz kommen, die allesamt auf die klassische Kupferdoppelader aufsetzen. Die bereits angesprochenen Unternehmen M-Net und NetCologne wollen G.fast einsetzen und so auf den letzten Metern aus der Kupferader bis zu 1 GBit/s herausquetschen. Perspektivisch sollen diese Technologien noch weiter aufgebohrt werden, so dass am Ende sogar 5 GBit/s möglich sein sollen.

Doch Glasfaserleitungen sind noch in viel mehr Anschlussformen relevant - egal ob Mobilfunk, TV-Kabel oder auch VDSL, wie wir auf Seite 2 dieses Artikels berichten.

Mehr zum Thema Glasfaser