Themenspecial Breitband-Internet Breitbandausbau

Schnelles Internet: Highspeed mit Fördergeldern

Dort, wo der Breit­band­ausbau nicht privat­wirt­schaft­lich erfolgen kann, müssen Bund und Länder den Kommunen unter die Arme greifen. Trotz aller Kritik an den Förder­programmen gibt es auch Beispiele, in denen die Förder­gelder sinn­voll einge­setzt wurden – oder demnächst werden.
Von Marc Hankmann

Große Freude im Land­ratsamt Germers­heim: Der Kreis erhält vom Land Rhein­land-Pfalz 3,14 Millionen Euro für den Breit­band­ausbau. Der vorläu­fige Förder­bescheid wurde Anfang August zuge­schickt. „Der Land­kreis Germers­heim ist in Sachen schnel­les Internet im Vergleich zu anderen Kommunen im Land schon jetzt gut aufge­stellt und startet nun zukunfts­gerichtet in den flächen­deckenden Glas­faser­ausbau“, sagt Landrat Fritz Brechtel. Insge­samt 1.207 bislang unter­versorgte Anschlüsse in 16 Ge­meinden sollen im Rahmen des kreis­weiten Projektes zur Verbes­serung der Breit­band­infra­struktur einen FTTB-Anschluss erhalten, darunter 331 Unter­nehmen und 30 Schulen. Förderbescheid Übergabe Germersheim Freude allenthalben: Staatssekretär Randolf Stich (l.) übergibt den vorläufigen Förderbescheid für den Breitbandausbau im Kreis Germersheim an Landrat Fritz Brechtel.
Kreis Germersheim
Insge­samt kostet der Breit­band­ausbau im Kreis Germers­heim acht Millionen Euro. Das Land finan­ziert 40 Prozent der Kosten, weitere 50 Prozent bzw. 3,93 Millionen Eu­ro sollen vom Bund kommen. „Der Antrag auf Bewil­ligung der Bundes­mittel in endgül­tiger Höhe liegt der Bewil­ligungs­behörde atene KOM vor und wir rechnen mit einer baldigen Entschei­dung", erklärt Brechtel. „Die rest­lichen 800.000 Euro werden von den Kommunen und dem Land­kreis getragen.“ Sobald die endgül­tigen Bescheide von Land und Bund vorliegen, wird die Deut­sche Telekom mit dem Breit­band­ausbau be­auftragt. Für den Ausbau kalku­lieren die Bonner 36 Monate. Im eigenen Netz hat die Telekom unlängst für 877.000 Haus­halte die Surf-Geschwin­digkeit auf bis zu 250 MBit/s hoch­geschraubt. Wo der magen­tafar­bene TK-Riese darüber hinaus noch tätig war, erklärt die Telekom im eigenen Blog.

Schulen ans Netz

Der Breit­band­ausbau in Schopf­heim-Raitbach kostet zwei Millionen Euro. Davon kommt eine Million vom Land Baden-Würt­temberg. Mit dem Geld hat der Zweckver­band Breit­band­versor­gung des Land­kreises Lörrach in den vergan­genen Monaten ein Glas­faser­netz errichtet, über das die Haus­halte, die im Vorfeld mit dem Netzbe­treiber Stiegler IT einen Vertrag abge­schlossen haben, mit bis zu 400 MBit/s im In­ternet surfen. Von 170 ange­schlos­senen Haus­halten haben 60 einen Vertrag mit Stiegler IT abge­schlossen. Für das FTTH-Netz wurden über zwölf Kilo­meter Glas­faser verlegt.

Im Land­kreis Fulda surfen mitt­lerweile 98 Prozent aller Haus­halt mit bis zu 50 MBit/s im World Wide Web, drei Viertel sogar mit bis zu 100 MBit/s. Dafür hat der Kreis fünf Millionen Euro inves­tiert. Das Land Hessen schoss 2,5 Millionen Euro zu. Jetzt sollen bis Mitte 2020 61 Schulen im Land­kreis einen Glas­faser­anschluss erhal­ten. Zum Auftakt dieses Projektes fanden sich Landrat Bernd Woide und Hessens Digi­talmi­nisterin Kris­tina Sinemus in der Konrad-Zuse-Schule in Hünfeld zum symbo­lischen Spaten­stich ein. Den Glas­faser­ausbau wird die Telekom vornehmen.

"Quan­tensprung für Erndte­brück"

Premiere in Erndte­brück: Die Kommune ist die erste im Kreis Siegen-Witt­genstein, die vom geför­derten Ausbau­verfahren der Kreis­verwal­tung profi­tiert und wo das Breit­band­netz in Betrieb geht. In den vergan­genen 14 Monaten wurden rund 42 Kilo­meter Leer­rohre für die Glas­faser­kabel gelegt sowie 18 Multi­funk­tions­gehäuse und 20 Ka­belverteilerschränke ange­schlossen. „Damit ist dieses Projekt die größte Infra­struk­turmaß­nahme in der Geschichte Erndte­brücks und ein echter Quan­tensprung“, freut sich Bürger­meister Henning Gronau. Glasfaserausbau Bakum EWE Setzen auf Glasfaserausbau in Bakum: Andreas Dammann, Bauamtsleiter Gemeinde Bakum, Hartmit Heinen, Erster Kreisrat Landkreis Vechta, Tobias Averbeck, Bürgermeister Bakum, Ralf Kuper und Gerd Niemann, beide EWE NETZ (v.l.n.r.)
EWE
Etwa 900 Haus­halte in den Orts­teilen Birkel­bach, Womels­dorf, Zinse und Röspe können ab sofort Anschlüsse über die schnelle Daten­auto­bahn buchen. Derzeit lau­fen die Bauar­beiten zur Erschlie­ßung der Orts­teile Scha­meder, Birke­fehl und des In­dustrieparks Witt­genstein. Bis Ende des Jahres sollen 98 Prozent der Haus­halte im Kreis­gebiet über einen schnellen Inter­netan­schluss verfügen. Gebaut hat das Netz die West­netz GmbH, der Verteil­netz­betreiber der innogy SE. Das Netz steht jedoch für Dienst­leis­tungen Dritter offen. Derzeit bieten innogy TelNet und LNet Tele­kommu­nika­tions­dienste wie etwa Inter­netzu­gänge oder Tele­fonie an.

M-net koope­riert

Wenn es keine finan­zielle Unter­stüt­zung von Bund und Ländern gibt, hilft manchmal die Koope­ration weiter. So hat M-net zusammen mit der miecom Netz­service GmbH die Ge­werbegebiete Nord und West der Stadt Gerst­hofen mit Glas­faser­anschlüssen erschlossen. Insge­samt hat miecom 16 Kilo­meter neue Glas­faser­leitungen in den Ge­werbegebieten verlegt, um acht bestehende Kabel­verzweiger zu erschließen. „Darü­ber hinaus haben wir in über 60 Fällen die Glas­faser­leitungen bis auf einzelne Grund­stücke verlän­gert, was noch höhere Band­breiten ermög­licht“, erklärt Tobias Miessl von miecom. Inzwi­schen sind die Glas­faser­anschlüsse an knapp 600 Adressen ver­fügbar, 400 davon gehören zu Unter­nehmen.

In Bakum werden 1.200 Haus­halte vom Olden­burger Tele­kommu­nika­tions- und Ener­giever­sorger EWE einen FTTH-Anschluss erhalten. Der Ausbau beginnt im April 2020 und wird voraus­sicht­lich bis Ende 2021 andauern. Parallel erfolgen auch Tief­bauar­beiten für Strom- und Erdgas­leitungen. „Wir konnten diese wich­tigen Infra­struk­turar­beiten bündeln und hoffen so, die Unan­nehm­lich­keiten für die Anwohner ein Stück weit zu mini­mieren“, erklärt Ralf Kuper, Leiter der Netz­region Cloppen­burg/Emsland bei EWE.

Voda­fone wird offensiv

Wenn es weder Förder­gelder gibt noch Koope­rationen in Aussicht stehen, muss die Vorver­mark­tung herhalten. Voda­fone benö­tigt eine Abschluss­quote von 30 Prozent, um im Rahmen einer Ausbau-Offen­sive für zwölf Städte diverse Gewer­bege­biete mit Glas­faser zu erschließen. Mit dem Ausbau will Voda­fone 2.240 Unter­nehmen mit ei­nem FTTB-Anschluss ausstatten. Darunter fallen Gewer­bege­biete in Städten wie Ber­lin, Bochum, Bremen, Krefeld oder Landshut. Voda­fone will Anschlüsse mit 500 MBit/s oder 1 GBit/s sowie für Groß­unter­nehmen symme­trische Band­breiten anbieten. Der Ausbau soll „mehrere Millionen“ kosten. Der TK-Konzern lockt mit der Über­nahme der Baukosten und Tarif­vergüns­tigungen zwischen 50 und 200 Euro.

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