Breitbandausbau: Es wird viel getan, aber nicht genug
Spatenstich in Mönchengladbach mit NRW-Digitalminister Andreas Pinkwart (2.v.l.)
Deutsche Glasfaser
Pro Jahr unterstützt die Landesregierung den Breitbandausbau mit rund 100 Millionen Euro. Dadurch stieg im „Ländle“ innerhalb von sieben Jahren die Versorgung mit mindestens 50 MBit/s von 68,4 auf 78 Prozent. Das reicht aber laut TÜV Rheinland nicht aus. Rund 2,3 Millionen baden-württembergische Haushalte, Unternehmen und Institutionen haben keinen Gigabit-fähigen Anschluss. Um das erklärte Ziel einer flächendeckenden Gigabit-Versorgung bis 2025 zu erreichen, müsste das Land mindestens 6,1 Milliarden Euro für ein flächendeckendes FTTB-Netz auf den Tisch legen. „Will Baden-Württemberg seine Spitzenposition in Deutschland und Europa halten, muss es bis 2025 pro Jahr bis zu 300 Millionen Euro in die Zukunft von Bürgern und Wirtschaft investieren“, lautet das Fazit des TÜVs. Bleibt alles beim Alten, surfen laut Studie alle Baden-Württemberger erst im Jahr 2038 mit Gigabit im World Wide Web.
Der mit Milliarden-Summen durch Bund und Länder geförderte Ausbau ist die eine Seite der Medaille, der privatwirtschaftliche Breitbandausbau die andere. Und manchmal geht beides Hand in Hand wie bei der Deutschen Glasfaser, die in den vergangenen Wochen insbesondere im Westen Neues zu vermelden hatte. Mitte September nahm NRW-Digitalminister Andreas Pinkwart den Spatenstich zur Erschließung von 900 unterversorgten Haushalten in Mönchengladbach vor. Von Bund und Land erhält die Stadt am Niederrhein insgesamt 7,4 Millionen Euro für den Glasfaserausbau. „Kombiniert mit dem eigenwirtschaftlichen Ausbau durch Deutsche Glasfaser konnten in den vergangenen Jahren viele Glasfaser-Ausbauprojekte in Mönchengladbach umgesetzt werden“, sagte Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners beim Spatenstich mit dem Digitalminister.
Millionen von den Ländern
Spatenstich in Mönchengladbach mit NRW-Digitalminister Andreas Pinkwart (2.v.l.)
Deutsche Glasfaser
Darüber hinaus wird die Deutsche Glasfaser in Büren und Kleve FTTH-Netze bauen. In Büren trifft sie dabei auf innogy TelNet. Das Unternehmen ist in den Ortsteilen Wewelsburg, Brenken und Weiberg aktiv. „Der Bau ist vorbereitet, im 4. Quartal soll es losgehen“, sagt innogy-TelNet-Geschäftsführer Robin Weiand, Geschäftsführer. Im Kreis Kleve hat die Deutsche Glasfaser bereits 40 000 Haushalte eigenwirtschaftlich erschlossen. Jetzt folgen 13 000 weitere, die mit Förderung Glasfaser erhalten.
Ohne Fördergelder kommt das Unternehmen im Landkreis Cuxhaven aus. In Beverstedt werden 600 Anschlüsse im Außenbereich ausgebaut. Hier hat sich eine Bürgerinitiative für den Ausbau stark gemacht.
Auch die übrigen Bundesländer stecken Millionen in den Breitbandausbau. Hessen hat für die digitale Strategie des Landes sogar eigens ein Ministerium gegründet. Das unterstützt nun den Breitbandausbau im Vogelsbergkreis mit 4,25 Millionen Euro. Insgesamt werden für den Anschluss alle Gewerbegebiete und Schulen im Kreis 22 Millionen Euro investiert. Sie erhalten einen direkten Glasfaseranschluss. Parallel dazu rüstet die Deutsche Telekom die Kabelverzweiger in noch nicht versorgten Ortschaften auf, um Privathaushalten dank Super Vectoring Geschwindigkeiten bis zu 250 MBit/s anzubieten.
Des Weiteren profitieren rund 100 000 Haushalte in 98 Kommunen vom Vectoring-Ausbau der Bonner mit Geschwindigkeiten bis 100 MBit/s. Wo die Telekom in den vergangenen Wochen sonst noch aktiv war, kann man im Blog des Unternehmens nachlesen.
Vodafone will mit den Ausbauprogramm "GigaGewerbe" bis Ende des Jahres 35 000 Unternehmen mit Glasfaseranschlüssen versorgen
Vodafone
Mecklenburg-Vorpommern ist das Land mit den meisten Förderbewilligungen des Bundes. Davon profitiert nun die WEMACOM Breitband GmbH. In rund 110 Gemeinden im Landkreis Ludwigslust-Parchim können bis zu 30 000 förderfähige Glasfaser-Hausanschlüsse erstellt werden. Dies entspricht etwa zwei Dritteln der gesamten Haushalte. „Dafür wollen wir insgesamt rund 2400 Kilometer Trasse bauen und 7600 Kilometer Glasfaserkabel verlegen“, erklärt WEMACOM-Geschäftsführer Volker Buck. Der Baubeginn ist für das Frühjahr 2020 geplant.
Breitband für Unternehmen
Im privatwirtschaftlichen Breitbandausbau lag der Fokus der vergangenen Wochen unter anderem auf Gewerbegebiete. Der Netzbetreiber envia TEL nimmt Ende September seine Glasfaserinfrastruktur im Gewerbegebiet Nord in Torgau in Betrieb. Den ansässigen Unternehmen stehen Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 10 GBit/s zur Verfügung. Dafür hat envia TEL knapp drei Kilometer Glasfaserleitungen verlegt.
Etwas größere Dimensionen nimmt das Ausbauprogramm „GigaGewerbe“ von Vodafone an. In 20 Städten wollen die Düsseldorfer 6000 Unternehmen mit schnellen Glasfaseranschlüssen ausstatten. Derzeit profitieren bereits 25 000 Unternehmen vom Vodafone-Ausbauprogramm. Bis Jahresende soll die Zahl auf 35 000 ansteigen. Für Privathaushalte in Papenburg und Lichtenfels rüstet Vodafone zudem das Kabelnetz auf. Insgesamt werden 37 000 Haushalte dadurch ins Gigabit-Zeitalter katapultiert. Bleibt angesichts der Fördernotwendigkeit zu hoffen, dass man dies in sechs Jahren von jedem Haushalt sagen kann.