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Breitbandausbau: Es wird viel getan, aber nicht genug

Trotz der vielen Ausbau­projekte, die ange­stoßen wurden, um Breit­band auszu­rollen, darf der Blick aufs Wesent­liche nicht verloren gehen. Und der sieht wenig rosig aus, wie z.B. eine Studie des TÜV Rhein­lands aus dem Jahr 2018 für Baden-Würt­temberg belegt.
Von Marc Hankmann

Spatenstich Pinkwart Mönchengladbach Spatenstich in Mönchengladbach mit NRW-Digitalminister Andreas Pinkwart (2.v.l.)
Deutsche Glasfaser
Pro Jahr unter­stützt die Landes­regie­rung den Breit­band­ausbau mit rund 100 Milli­onen Euro. Dadurch stieg im „Ländle“ inner­halb von sieben Jahren die Versor­gung mit mindes­tens 50 MBit/s von 68,4 auf 78 Prozent. Das reicht aber laut TÜV Rhein­land nicht aus. Rund 2,3 Millionen baden-würt­tember­gische Haus­halte, Unter­nehmen und Insti­tutionen haben keinen Gigabit-fähigen Anschluss. Um das erklärte Ziel einer flächen­deckenden Gigabit-Versor­gung bis 2025 zu errei­chen, müsste das Land mindes­tens 6,1 Milli­arden Euro für ein flächen­deckendes FTTB-Netz auf den Tisch legen. „Will Baden-Würt­temberg seine Spit­zenpo­sition in Deutsch­land und Europa halten, muss es bis 2025 pro Jahr bis zu 300 Millionen Euro in die Zukunft von Bür­gern und Wirt­schaft inves­tieren“, lautet das Fazit des TÜVs. Bleibt alles beim Alten, surfen laut Studie alle Baden-Würt­temberger erst im Jahr 2038 mit Gigabit im World Wide Web.

Der mit Milli­arden-Summen durch Bund und Länder geför­derte Ausbau ist die eine Seite der Medaille, der privat­wirt­schaft­liche Breit­band­ausbau die andere. Und manch­mal geht beides Hand in Hand wie bei der Deut­schen Glas­faser, die in den vergan­genen Wochen insbesonde­re im Westen Neues zu vermelden hatte. Mitte September nahm NRW-Digi­talmi­nister Andreas Pink­wart den Spaten­stich zur Erschlie­ßung von 900 unter­versorgten Haus­halten in Mönchen­glad­bach vor. Von Bund und Land erhält die Stadt am Nieder­rhein insge­samt 7,4 Millionen Euro für den Glas­faser­ausbau. „Kombi­niert mit dem eigen­wirt­schaft­lichen Ausbau durch Deut­sche Glas­faser konnten in den vergan­genen Jahren viele Glas­faser-Ausbau­projekte in Mönchen­glad­bach umge­setzt werden“, sagte Ober­bürger­meister Hans Wilhelm Reiners beim Spaten­stich mit dem Digi­talmi­nister.

Millionen von den Ländern

Spatenstich Pinkwart Mönchengladbach Spatenstich in Mönchengladbach mit NRW-Digitalminister Andreas Pinkwart (2.v.l.)
Deutsche Glasfaser
Darüber hinaus wird die Deut­sche Glas­faser in Büren und Kleve FTTH-Netze bauen. In Büren trifft sie dabei auf innogy TelNet. Das Unter­nehmen ist in den Orts­teilen Wewels­burg, Brenken und Weiberg aktiv. „Der Bau ist vorbe­reitet, im 4. Quartal soll es losgehen“, sagt innogy-TelNet-Geschäfts­führer Robin Weiand, Geschäfts­führer. Im Kreis Kleve hat die Deut­sche Glas­faser bereits 40 000 Haus­halte eigen­wirt­schaft­lich erschlossen. Jetzt folgen 13 000 weitere, die mit Förde­rung Glas­faser erhalten. Ohne Förder­gelder kommt das Unter­nehmen im Land­kreis Cuxhaven aus. In Bever­stedt werden 600 Anschlüsse im Außen­bereich ausge­baut. Hier hat sich eine Bürger­initia­tive für den Ausbau stark gemacht.

Auch die übrigen Bundes­länder stecken Millionen in den Breit­band­ausbau. Hes­sen hat für die digi­tale Stra­tegie des Landes sogar eigens ein Minis­terium gegründet. Das unter­stützt nun den Breit­band­ausbau im Vogels­berg­kreis mit 4,25 Millionen Euro. Insge­samt werden für den Anschluss alle Gewer­bege­biete und Schulen im Kreis 22 Millionen Euro inves­tiert. Sie erhalten einen direkten Glas­faser­anschluss. Parallel dazu rüstet die Deut­sche Telekom die Kabel­verzweiger in noch nicht versorgten Ort­schaften auf, um Privat­haus­halten dank Super Vecto­ring Geschwin­digkeiten bis zu 250 MBit/s anzu­bieten. Des Weiteren profi­tieren rund 100 000 Haus­halte in 98 Kom­munen vom Vecto­ring-Ausbau der Bonner mit Geschwin­digkeiten bis 100 MBit/s. Wo die Telekom in den vergan­genen Wochen sonst noch aktiv war, kann man im Blog des Unter­nehmens nach­lesen. Vodafone will mit den Ausbauprogramm "GigaGewerbe" bis Ende des Jahres 35 000 Unternehmen mit Glasfaseranschlüssen versorgen Vodafone will mit den Ausbauprogramm "GigaGewerbe" bis Ende des Jahres 35 000 Unternehmen mit Glasfaseranschlüssen versorgen
Vodafone
Meck­lenburg-Vorpom­mern ist das Land mit den meisten Förder­bewil­ligungen des Bundes. Davon profi­tiert nun die WEMACOM Breit­band GmbH. In rund 110 Gemein­den im Land­kreis Ludwigs­lust-Parchim können bis zu 30 000 förder­fähige Glas­faser-Haus­anschlüsse erstellt werden. Dies entspricht etwa zwei Drit­teln der gesamten Haus­halte. „Dafür wollen wir insge­samt rund 2400 Kilo­meter Trasse bauen und 7600 Kilo­meter Glas­faser­kabel verlegen“, erklärt WEMACOM-Geschäfts­führer Volker Buck. Der Baube­ginn ist für das Früh­jahr 2020 geplant.

Breit­band für Unter­nehmen

Im privat­wirt­schaft­lichen Breit­band­ausbau lag der Fokus der vergan­genen Wochen unter anderem auf Gewer­bege­biete. Der Netz­betreiber envia TEL nimmt Ende Sep­tember seine Glas­faser­infra­struktur im Gewer­bege­biet Nord in Torgau in Betrieb. Den ansäs­sigen Unter­nehmen stehen Über­tragungs­geschwin­digkeiten von bis zu 10 GBit/s zur Verfü­gung. Dafür hat envia TEL knapp drei Kilo­meter Glasfaserlei­tungen verlegt.

Etwas größere Dimen­sionen nimmt das Ausbau­programm „GigaGewerbe“ von Voda­fone an. In 20 Städten wollen die Düssel­dorfer 6000 Unter­nehmen mit schnellen Glas­faser­anschlüssen ausstatten. Derzeit profi­tieren bereits 25 000 Unter­nehmen vom Voda­fone-Ausbau­programm. Bis Jahres­ende soll die Zahl auf 35 000 ansteigen. Für Privat­haus­halte in Papen­burg und Lich­tenfels rüstet Voda­fone zudem das Kabel­netz auf. Insge­samt werden 37 000 Haus­halte dadurch ins Gigabit-Zeit­alter kata­pultiert. Bleibt ange­sichts der Förder­notwen­digkeit zu hoffen, dass man dies in sechs Jahren von jedem Haus­halt sagen kann.

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