Nicht nur in Bayern: Glasfaser geht auch privatwirtschaftlich
Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker betonte, dass man mit rund einer Milliarde Euro an Fördermitteln den Glasfaserausbau voranbringe. Damit ist er im Freistaat nicht allein, denn hier bauen Netzbetreiber auch privatwirtschaftlich aus. Die Deutsche Glasfaser ist derzeit in rund 70 Gemeinden in zwölf Kreisen unterwegs. Sie kommt auf 60.000 FTTH-Anschlüsse, die bereits gebaut oder in der Planung sind. Aktuell laufen zudem Gespräche mit weiteren bayerischen Kommunen, hauptsächlich in Mittelfranken mit einem Potenzial von 20.000 weiteren Glasfaseranschlüssen.
Der FTTH-Rollout ist allerdings kein Selbstläufer. 40 Prozent der Anwohner im Ausbaugebiet müssen dazu einen Internetvertrag mit der Deutschen Glasfaser abschließen, bevor die Bagger anrollen. Ist die Quote bis zum Stichtag erreicht, wird das Netz gebaut – ohne Baukosten für Kunden und Kommune. Inzwischen hat die Deutsche Glasfaser in über 250 ausgebauten Kommunen ihre Erfahrungen gesammelt. Peter Reisinger, Regionalleiter der Deutschen Glasfaser in Bayern, kommt auf die Unwägbarkeiten zu sprechen: „Staub, Lärm und Terminverschiebungen lassen sich dabei nicht gänzlich vermeiden.“
Ein Grund zum Feiern
Der Startschuss zum Glasfaserausbau an den landkreiseigenen Schulen ist gefallen: (v.l.) R-KOM-Geschäftsführer Alfred Rauscher, Landrätin Tanja Schweiger, Ernestine Schütz, Schuldirektorin des Beruflichen Schulzentrums Regensburger Land, Alfons Steimer vom Amt für Digitalisierung und Roland Weiß, Wirtschaftsförderung des Landkreises Regensburg
R-KOM/Stefan Lex
Damit müssen sich auch die regionalen Netzbetreiber auseinandersetzen – wie etwa die R-KOM. Seit Anfang August 2019 baut das Regensburger
Unternehmen ein Glasfasernetz für sieben Schulen, die der Landkreis Regensburg unterhält. Die Regierung der Oberpfalz bezuschusst das
Bauvorhaben mit 100.000 Euro. Das sind 80 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben. Bis Ende November 2019 sollen alle landkreiseigenen
Schulen mit schnellem Internet versorgt sein.
In München feierte M-net unlängst den 500.000sten Anschluss. Bis 2021 werden rund 70 Prozent der Haushalte und 81.000 Gewerbebetriebe Zugang zum Glasfasernetz der Münchener Stadtwerketochter haben. „Allein in der zweiten Ausbauphase erhalten künftig rund 21.000 zusätzliche Betriebe einen Highspeed-Datenanschluss“, sagte Münchens Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner anlässlich des 500.000sten Anschlusses.
Langfristig soll die ganze Stadt vernetzt werden. Die Stadtwerke München (SWM) und M-net investieren in den weiteren Ausbau einen dreistelligen Millionenbetrag. Bisher wurden 48 Erschließungsgebiete, sogenannte Cluster, abgeschlossen. Die nächsten befinden sich im östlichen Pasing, im südlichen Nymphenburg, an der Alten Heide sowie in Alt-Moosach. Für den Glasfaserausbau sind pro Jahr bis zu 50 Tiefbaukolonnen in München unterwegs.
Wettbewerber überholen Telekom
Was in Bayern passiert, gilt für die gesamte Bundesrepublik. Die über 190 im Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) organisierten
Netzbetreiber haben 2018 2,5 Milliarden Euro investiert – so viel wie nie zuvor. Alle Wettbewerber der Deutschen Telekom übertreffen dabei
erstmals seit 2015 wieder die Investitionen der Bonner. Sie investierten 4,6 Milliarden, die Telekom 4,4 Milliarden Euro. Natürlich baut
auch die Telekom weiter aus. Wo sie schnelles Internet in die Erde bringt, steht im unternehmenseigenen Blog. Laut Breko ist die Telekom für 18 Prozent der FTTB/H-Anschlüsse verantwortlich. Den
Rest mit 4,1 Millionen Glasfaseranschlüssen stemmen die Wettbewerber.
Florian Bieberbach, Vorsitzender der SWM Geschäftsführung, der Referent für Arbeit und Wirtschaft Clemens Baumgärtner, Gerda Peter, Geschäftsführerin der GWG München, und Hermann Rodler, Technischer Geschäftsführer von M-net, feiern den 500.000. Haushalt am Glasfasernetz
M-net
Zu den Wettbewerbern zählt auch innogy. Im Rhein-Hunsrück-Kreis hat der Netzbetreiber Anfang August 2019 den ersten von knapp
1.000 Glasfaseranschlüssen freigeschaltet. Der Breitbandausbau ziel hier auf die unterversorgten Gebäude. Die Kosten für die
Beseitigung der sogenannten „weißen Flecken“ belaufen sich auf über elf Millionen Euro. Die Hälfte davon übernimmt der
Bund. Weitere 40 Prozent werden vom Land Rheinland-Pfalz beigesteuert.
Mehr Speed im Kabelnetz
Einer der größten Widersacher der Telekom ist Vodafone. Auch der Düsseldorfer Telekommunikationskonzern baut aus. So erhöht Vodafone die Surf-Geschwindigkeit über sein Kabelnetz in insgesamt 194.000 Haushalten dank Docsis 3.1 auf bis zu 1 GBit/s. Die Aufrüstung erfolgt in Aurich, Bingen, Ingelheim, Frankenthal, Nordhorn, Rülzheim und Großhansdorf. Außerdem baut Vodafone FTTB-Netze in Gewerbegebieten Heidenheim, Pfungstadt und Bielefeld. Insgesamt 670 Unternehmen könnten einen Glasfaseranschluss erhalten, wenn in der Vorvermarktung 30 Prozent von Ihnen einen Vertrag mit Vodafone abschließen.
Auch der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus sorgt unter der Marke PŸUR für schnelles Internet. Die Mieter in den Wohnanlagen am Zinkhüttenplatz, an der August-Thyssen-Straße und an der Walther-Rathenau-Straße in Duisburg-Hamborn können demnächst mit bis zu 400 MBit/s im World Wide Web surfen. Das betrifft rund 400 Wohnungen in dem Stadtquartier, das vor einigen Jahren zunächst einem Outlet Center weichen sollte. Die Bewohner dürfen sich also nicht nur darüber freuen, ihre Bleibe behalten zu haben. Jetzt gibt es auch schnelles Internet für sie.