Äußerungen

Darum baut die Telekom VDSL statt Glasfaser

Zu geringe Nachfragen der Kunden und kaum Genehmigungen der Hauseigentümer - nur zwei der Gründe, FTTH-Pläne vorerst nicht weiter zu verfolgen. Lesen Sie, warum VDSL auch für die Telekom nur ein Zwischenschritt ist.
Aus Berlin berichtet Thorsten Neuhetzki

Ulrich Nitschke Ulrich Nitschke
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Die Deutsche Telekom setzt bekanntlich seit geraumer Zeit fast nur noch auf den Ausbau von VDSL und VDSL Vectoring. Echte Glasfaseranschlüsse, bei denen die schnelle Leitung bis in die Wohnung oder den Keller des Gebäudes gehen, werden fast nur noch bei Neubauten gelegt - oder wenn der Kunde viel Geld auf den Tisch legt. Doch warum ist das so? Laut Ulrich Nitschke, Leiter der Abteilung "Mehr Breitband für Deutschland" der Deutschen Telekom liegt das an mehreren Faktoren. Auf der in Berlin stattfindenden VDE Fachkonferenz "Breitbandversorgung in Deutschland" gab Nitschke dazu Auskunft.

Als die Telekom versucht habe, verstärkt FTTH-Gebiete zu erschließen, habe man oft keine Genehmigungen der Hauseigentümer bekommen, das Glasfaserkabel verlegen zu können. Damit dieses in den Keller kommt, muss eine Bohrung durchgeführt werden. "Die Resonanz der Eigentümer war erschreckend gering, selbst wenn wir das kostenlos gemacht haben", so Nitschke. Vermutlich wäre das heute etwas anders als vor einigen Jahren.

Nachfrage der Kunden nicht ausreichend

Ulrich Nitschke Ulrich Nitschke
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Zudem sei der Kundenbedarf an hohen Bandbreiten "ein Mysterium", wie Nitschke sagte. Das zeige auch eine Studie des VATM, nach der nicht einmal 25 Prozent aller möglichen Glasfaserleitungen von den Kunden gebucht seien. Diese Prozentzahl sinke während die Zahl der möglichen Anschlüsse steigt. Und selbst, wenn ein Kunde einen Glasfaseranschluss nachfrage, so buche er selten mehr als 50 MBit/s, so die Erfahrungen der Telekom. Hier lohne sich das Investment derzeit nicht - zumal es auch an der Zahlungsbereitschaft der Kunden mangele.

Bedenken sollte man auch, dass der Ausbau der Glasfaseranschlüsse deutlich länger dauert, als der Anschluss eines Kabelverzweigers mit Glasfaser, um von dort aus VDSL zu realisieren. Verschiedene Berechnungen gehen zudem von Kosten von mindestens 70 Milliarden Euro für einen flächendeckenden Glasfaserausbau aus. "Selbst wenn Sie der Telekom dieses Geld vor die Tür stellen, wären wir geschätzt bis 2038 damit beschäftigt, den Ausbau zu vollziehen". Natürlich würde man, um möglichst viel Gewinn aus jedem investierten Euro zu generieren, zunächst in Gebieten mit einer hohen Einwohnerdichte mit dem Ausbau beginnen. Damit bliebe die heute unterversorgten Regionen weiter unterversorgt und würden erst in 20 Jahren angeschlossen. "Vermutlich können wir uns das dann aber auch sparen, weil es bis dahin in den Regionen dann keine Einwohner und Unternehmen mehr gibt."

VDSL auch für Telekom nur ein Zwischenschritt

Die Telekom habe sich daher entschlossen, zunächst ein möglichst dichtes VDSL-Netz aufzubauen und so flächendeckend 50 oder gar 100 MBit/s im Downstream anzubieten. Für 80 Prozent Flächendeckung steht sie mit der Ausbauverpflichtung für die VDSL-Nahbereiche ein. Weitere Gebiete werden durch alternative Netzbetreiber versorgt. Dann soll dort, wo der Bedarf besteht, die Glasfaserleitung vom Kabelverzweiger aus weiter bis zu den Kunden gelegt werden. Aus Sicht der Telekom sei dann nur die VDSL-Systemtechnik entwertet, der Betrag wäre jedoch überschaubar. Das jetzt verlegte Glasfaserkabel bis zum grauen Kasten lässt sich jedoch weiternutzen.

Übrigens: Wer will, der kann schon heute bei der Telekom einen echten Glasfaseranschluss bekommen, auch wenn er nicht in einem Glasfaserausbaugebiet wohnt. Im Programm "Mehr Breitband für mich" bietet die Telekom für einmalig 100 Euro eine Kalkulation der entstehenden Kosten an.

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