FTTH für Wedemark: Deutsche Glasfaser baut, htp mietet Netz
Gemeinsam zu FTTH (v.l.): Marcel Büter (Deutsche Glasfaser) Helge Zychlinski, Bürgermeister Wedemark und Thomas Heitmann (htp)
Foto: htp / Deutsche Glasfaser
In diesen Tagen zeichnet sich eine Kooperation ab, die der niedersächsischen Gemeinde Wedemark ein Glasfaser-bis-ins-Haus-Netz (FTTH) bescheren wird. Die Deutsche Glasfaser möchte in ein FTTH-Glasfasernetz investieren und dieses aus- und aufbauen – aber diesmal wird der alternative Festnetzanbieter "htp" es anschließend mieten und betreiben. Das ist der Plan einer privatwirtschaftlichen Zusammenarbeit zweier Mitbewerber, die in Deutschland in dieser Form bisher eher ungewöhnlich ist.
Pilotgebiet Wedemark
Gemeinsam zu FTTH (v.l.): Marcel Büter (Deutsche Glasfaser) Helge Zychlinski, Bürgermeister Wedemark und Thomas Heitmann (htp)
Foto: htp / Deutsche Glasfaser
Als Pilotregion haben sich die Partner die Großgemeinde Wedemark bei Hannover ausgesucht, dort ist htp bereits stark vertreten. Der regionale Anbieter hat seit 2010 schon selbst Glasfaser bis in die Orte der Gemeinde verlegt.
Nächster Schritt: FTTH
Jetzt soll gemeinsam mit Deutsche Glasfaser der nächste Ausbauschritt erfolgen: Die Verlegung der Glasfaser bis in die Gebäude. „Wir freuen uns, dass sich gleich zwei Anbieter für den Ausbau des Glasfasernetzes in unserer Gemeinde einsetzen wollen. Von allen Parteien wurde schnell erkannt, dass wir hier das Beste für uns alle herausholen, wenn wir auf Kooperation statt Konfrontation setzen. Mit dieser Partnerschaft von Deutsche Glasfaser und htp sind wir sehr zuversichtlich, unsere Gemeinde mit einem möglichst schnellen Glasfaserausbau ebenso schnell ins digitale Zeitalter zu führen“, freut sich Helge Zychlinski, Bürgermeister der Wedemark, die mehrere Ortsteile umfasst.
Geplant ist der Glasfaserausbau in der ersten Ausbaustufe für gut 12.000 Haushalte. „Diese Art der Kooperation ist in anderen europäischen Ländern bereits gang und gäbe. Mit der htp in der Wedemark wollen wir nun auch in Deutschland dieses Modell salonfähig machen. Beide Unternehmen sehen darin eine Zusammenarbeit, die einen "volkswirtschaftlich unsinnigen Doppelausbau offener FTTH-Netze" vermeidet, betont Uwe Nickl, der Chef von Deutsche Glasfaser.
htp mietet das Netz der Deutschen Glasfaser
Das regionale Telekommunikationsunternehmen htp verpflichtet sich mit der Anmietung auch, das fertige Netz für interessierte andere Anbieter zu öffnen (sogenannter „Open Access“) sofern man sich mit den Dritten über den Preis einigen kann.
Thomas Heitmann, Geschäftsführer von htp sieht dieses Projekt als Piloten für weitere Gemeinden. Gemeinsam mit Deutsche Glasfaser will htp sein bereits vorhandenes Glasfasernetz vom Kabelverzweiger bis in die Gebäude ausbauen.“ htp will mit der Vermarktung der Glasfaseranschlüsse in der Wedemark bereits im dritten Quartal 2019 starten. Der reale Baubeginn soll planmäßig 2020 starten.
Wer ist htp?
Die htp GmbH (htp ist die ursprüngliche Abkürzung für "Hannover Telefon Partner" und soll ein wenig an den geläufigen Begriff "http" erinnern) ist ein Telekommunikationsdienstleister für den Großraum Hannover, Hildesheim, Braunschweig, Peine, Wolfenbüttel und Hameln-Pyrmont. Mit über 110.000 Privat- und Geschäftskunden, 70,3 Millionen Euro Umsatz und über 220 Mitarbeitenden sieht sich htp als einer der "größten regionalen Telekommunikationsanbietern in Deutschland". Gesellschafter der htp sind die Stadtwerke Hannover AG ("enercity") und die im Norden sehr aktive EWE AG in Oldenburg. htp sieht sich ferner als Spezialist für den Internetausbau im ländlichen Raum und konzentriert sich zunehmend auch auf den Glasfaserausbau in Ballungsräumen und Gewerbegebieten.
Wer ist die Deutsche Glasfaser?
Die Unternehmensgruppe Deutsche Glasfaser mit Hauptsitz in Borken (NRW) plant, baut und betreibt "anbieteroffene" Glasfaser-Direktanschlüsse für Privathaushalte und Unternehmen. Sie engagiert sich bundesweit privatwirtschaftlich für die Breitbandversorgung ländlicher Regionen, wo beispielsweise die Deutsche Telekom bisher höchstens mit (Vectoring)DSL oder noch schlechter aktiv war.
Da die Deutsche Glasfaser oft "eigenwirtschaftlich" ausbaut, legt sie Wert auf einen möglichst hohen Anschlußgrad, erst wenn 40 Prozent oder mehr der Bevölkerung erreicht werden können, kommt es zum Ausbau. Wie so etwas ablaufen kann, haben wir am Beispiel der Gemeinde Zorneding erläutert. Die Deutsche Glasfaser sei aber auch daran interessiert - in enger Kooperation mit den Kommunen FTTH-Netzanschlüsse schnell und kosteneffizient – auch im Rahmen bestehender Förderprogramme für den flächendeckenden Breitbandausbau zu schaffen.
Die Unternehmensgruppe Deutsche Glasfaser war ursprünglich von der Investmentgesellschaft Reggeborgh gegründet worden, ist aber seit Mitte 2015 unter mehrheitlicher Beteiligung des Investors KKR aktiv. Seit 2018 sei die Deutsche Glasfaser als FTTH-Anbieter nach eigenen Angaben "mit den meisten Vertragskunden marktführend in Deutschland". Für den aktuellen Ausbauplan von einer Million Anschlüssen stehen rund 1,5 Milliarden Euro Kapital bereit.