Fehlschlag

GLONASS: Russland verliert drei Navigationssatelliten (Update)

Proton-Trägerrakete stürzte aus ungeklärter Ursache in den Pazifik
Von Marc Kessler mit Material von dapd und dpa

Die russische Raumfahrtagentur Roscosmos Die russische Raumfahrtagentur Roscosmos
Screenshot: teltarif.de
Russland hat am Sonntag drei neue GLONASS-Satelliten gestartet - und bereits kurz nach dem Start wieder verloren. Ursprüngliches Ziel war die Vervollständigung des eigenen globalen Satelliten­navigationssystems (Globalnaja Nawigazionnaja Sputnikowaja Sistema - GLONASS), wie die Raumfahrtagentur Roskosmos [Link entfernt] zum Start der Satelliten mitgeteilt hatte.

Die schwere "Proton-M"-Trägerrakete sei gestern um 11:25 Uhr deutscher Zeit vom Kosmodrom Baikonur (Kasachstan) aufgestiegen, stürzte aber kurz darauf aus noch ungeklärter Ursache in den Pazifik. Behörden sprachen von einer "unvorhergesehenen Situation", ohne Details zu nennen. Der Zwischenfall gilt als Rückschlag für Russland, das mit GLONASS dem amerikanischen Navigationssystem GPS Konkurrenz machen will.

Medwedjew will die Verantwortlichen finden

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Screenshot: teltarif.de
Russlands Präsident Dmitri Medwedjew hat unterdessen eine Untersuchung der Ursachen angeordnet. Zugleich forderte er, dass ihm die für den Fehlschlag Verantwortlichen genannt werden, berichtet die Raumfahrtagentur Roskosmos am Montag. Außerdem seien die Generalstaatsanwaltschaft und die Kontrollabteilung der Administration des Präsidenten beauftragt worden, die Ausgaben für das Weltraumprogramm zu überprüfen, heißt es weiter unter Berufung auf den Pressedienst des Kreml.

Die neuen Satelliten mit einer Masse von je 1 415 Kilogramm und einer Lebensdauer von sieben Jahren hätten ursprünglich in etwa sechs Wochen in Dienst gestellt werden sollen, wie Roskosmos-Chef Anatoli Perminow vorab mitgeteilt hatte. Ein Mitarbeiter des russischen Verteidigungsministeriums sagte, dass die Satellitenflotte trotzdem bald vervollständigt werden solle.

GLONASS dient derzeit vor allem zivilen Zwecken

Derzeit werden die bereits im Orbit befindlichen Satelliten, deren Datenqualität der ihrer amerikanischen Pendants in nichts nachstehen soll, vorrangig für die Steuerung des öffentlichen Transports sowie für die Feuerwehr und die Rettungsdienste genutzt.

Mit Stichtag 4. Dezember hatte Russland 26 GLONASS-Satelliten in der Umlaufbahn. 20 davon waren in Betrieb, vier befanden sich in Wartung und zwei in Reserve. Die Satelliten umkreisen die Erde in rund 19 100 Kilometern Höhe auf drei verschiedenen Ebenen.

Update: Software-Fehler möglicherweise an Absturz schuld

Der Absturz der Satelliten ist möglicherweise auf einen Software-Fehler zurückzuführen. Das berichtet zumindest die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti [Link entfernt] unter Berufung auf einen "informierten Sprecher der russischen Raketen- und Raumfahrtindustrie". Demnach sei die Trägerrakete Proton-M aufgrund eines Software-Fehlers "um acht Grad von ihrer vorgegebenen Bahn abgewichen" und in der Folge rund 1 500 Kilometer nordöstlich von Honolulu in den Pazifik gestürzt.