Neue Anbieter: Studie sieht VoD-Streaming-Markt im Umbruch
Netflix und Co. bekommen viel Konkurrenz
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Der Wettbewerb im Streamingmarkt ist neu entfacht. Video-on-Demand-Plattformen prominenter Anbieter wie Disney oder HBO Max stehen kurz vor ihrem Markteintritt, Apple hat diese Woche seinen Streaming-Dienst AppleTV+ gestartet, Geschäftsmodelle brechen auf. Doch noch ist der Pay-VoD-Markt in Deutschland klar verteilt: Nach Abonnentenzahlen liegen die Branchenführer Amazon Prime Video und Netflix mit einem Anteil von 47 Prozent bzw. 36 Prozent weit vor der Konkurrenz. Bei der täglichen Nutzung hat dagegen Netflix klar die Nase vorn mit einem Anteil von 59 Prozent gegenüber Amazon Prime Video mit 36 Prozent.
Dies zeigen aktuelle Auswertungen der Analyseplattform VoD-Ratings [Link entfernt] der Beratungs- und Forschungsgruppe Goldmedia, über die fortlaufend die Abrufe kostenpflichtiger VoD-Angebote in Deutschland und in Großbritannien erfasst werden. Ausgewertet wurden im Analysezeitraum 22. September bis 22. Oktober 2019 rein Abo-finanzierte Services ohne Sportanbieter.
Abo-Zahlen und tatsächliche Nutzung differieren durch Password-Sharing
Netflix und Co. bekommen viel Konkurrenz
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In Deutschland entfallen auf ein Netflix-Abo drei Nutzer, während es bei Amazone Prime Video nur zwei sind. Maxdome kommt auf 1,5 Nutzer pro Abo. Das erklärt, warum sich die Zahl der Abonnenten und die der täglichen Nutzer (Nutzung gestern kumuliert) so stark unterscheiden.
Bei der Marktverteilung nach Abonnements liegt Sky Ticket im Ranking der rein Abo-finanzierten Services ohne Sportanbieter hinter Amazon und Netflix auf Platz 3 mit einem Anteil von 5,9 Prozent, gefolgt von Maxdome mit 5,6 Prozent. Bei der täglichen Nutzung kommt Sky Ticket ohne Sport auf einen Marktanteil von 2,2 Prozent und Maxdome auf 1,8 Prozent (siehe Grafik).
VoD-Dienste in Deutschland
Grafik: Goldmedia
Viel Bewegung im Markt durch neue Angebote
Die Konkurrenz steht bereits in den Startlöchern und werde laut Goldmedia die Marktanteile verschieben. Im Kernbereich der Abo-Dienste ist Apple TV+ in dieser Woche in Deutschland gestartet, Disney+ hingegen soll hierzulande erst im nächsten Jahr verfügbar sein. Zudem versuchen bestehende Streamingdienste durch Spezialisierung oder durch zumindest teilweise werbefinanzierte Geschäftsmodelle Marktanteile zu gewinnen. So hat RTL sein Streamingangebot TVNOW bereits vor einiger Zeit gründlich renoviert. Das Angebot kombiniert einen werbefinanzierten Teil mit einem optionalen Premium-Abo. Auch mit Joyn ist seit Sommer ein werbefinanziertes Angebot von ProSiebenSat.1 am Markt, das noch im Herbst um eine kostenpflichtige Premiumvariante erweitert werden soll.
Die Liste der zu erwartenden neuen Dienste ist lang: Amazon hat mit IMDb TV einen kostenlosen und rein werbefinanzierten Streamingdienst angekündigt. Ferner baut Pluto TV von Viacom sein Angebot kontinuierlich auch in Deutschland aus, und auch das japanische Rakuten TV startet mit einer werbefinanzierten Erweiterung seines Dienstes. Zudem haben Medienkonzerne wie zum Beispiel Warner oder NBC begonnen, den Start eigener Angebote namens HBO Max und Peacock vorzubereiten – beide Dienste mit einer Kombination aus Abo und werbefinanziertem Zugang.
"Aktuell stehen wir vor der umfangreichsten Weichenstellung im Streamingmarkt seit dem Start von Prime Video und Netflix vor 5 Jahren", prognostiziert Dr. Florian Kerkau, Geschäftsführer Goldmedia Research. "War aus Sicht der VoD-Anbieter in Deutschland schon 2019 ein sehr bewegtes Jahr, so wird 2020 noch um einiges bewegter."
Mit den Goldmedia VoD-Ratings werden seit Januar 2017 Zuschauerzahlen für den deutschen Pay-VoD-Markt ermittelt. Methodisch fußt die Erhebung auf einer rollierenden Online-Befragung mit bis zu 80 000 Befragten pro Jahr. Mit den VoD-Ratings existiert erstmals ein Analysetool für die Erhebung von Zuschauerzahlen kostenpflichtiger VoD-Angebote in Deutschland. Erfasst werden die Zuschauerzahlen als "Day-after-Recall"
Eine Übersicht der Streaming-Dienste in Deutschland finden Sie in unserem Streaming-Ratgeber.