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Editorial: Besser nicht finden

Google und der Index-Ausschluss
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Was Google löscht, wird nicht mehr gefunden. Was Google löscht, wird nicht mehr gefunden. Beispiel für eine erfolgreiche Suche.
Bild: Google
Durchschnittlich 1,2 Millionen Anfragen erhält Google monatlich, Inhalt wegen vermuteter Copyright-Verletzungen aus dem Index zu nehmen. Das entspricht etwa einer Anfrage alle zwei Sekunden. 97 Prozent davon werden googles Angaben zufolge positiv beschieden, die jeweils inkriminierte Seite also aus dem Suchindex genommen. Da wohl viele Seiten gleich mehrfach beanstandet werden, kommen so übers Jahr gesehen 3,3 Millionen URLs zustande, die aus dem Suchindex verschwinden. Das sind viel mehr, als aufgrund staatlicher Einflussnahme aus dem Google-Index gelöscht werden, etwa wegen gewaltverherrlichender oder volksverhetzender Inhalte.

Was Google löscht, wird nicht mehr gefunden. Was Google löscht, wird nicht mehr gefunden. Beispiel für eine erfolgreiche Suche.
Bild: Google
Schon die schiere Zahl der Löschanträge macht deutlich, dass Google keine andere Chance hat, als im Eilverfahren anhand sehr einfacher Kriterien zu entscheiden, ob den Löschanträgen nachgekommen wird oder nicht. Am schnellsten (nämlich binnen durchschnittlich sieben Stunden) erfolgt die Prüfung und Löschung aus dem Index, wenn der Antrag von einer derjenigen Organisationen kommt, die in der Vergangenheit bereits besonders viele erfolgreiche Löschanträge gestellt hatten. Im Umkehrschluss ergibt sich, dass die Prüfung der Anträge von unbekannten Einreichern auch mal einen Tag oder länger dauert, denn nur so kommt man auf die durchschnittliche Bearbeitungszeit von elf Stunden.

Gute Demokraten fragen sich, wie oft es wohl passiert, dass unter dem Vorwand "Copyright" eine besonders wichtige kritische Seite aus dem Google-Index und damit zwar nicht aus dem Internet, aber zumindest aus der Auffindbarkeit fliegt. Dazu muss man noch nicht einmal Google böse Absichten unterstellen: Die Löschanträge stellen schließlich Andere. Google bearbeitet diese nur.

Viele Verbraucher würden sich hingegen wünschen, dass Google Seiten mit Warez und Schwarzkopien im Index belässt. Oder, wenn sie diese schon rausnehmen, dass auch bestimmte andere Seiten aus dem Google-Index entfernt werden, die den Verbrauchern besonders schaden, wie Abofallen oder Vorkasse-Betrüger.

Am Ende regiert Geld - mal wieder - die Welt: Microsoft oder der US-Musikindustrieverband RIAA können sich spezialisierte Copyright-Jäger leisten, die Google mit der genannten Löschantragsflut überschwemmen. Verbraucherzentralen haben die dafür nötigen Ressourcen hingegen nicht.

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