Netz-Karte

Datenschützer: Google scannt rechtswidrig WLAN-Netze (aktualisiert)

Google: Techniken nicht neu und schon im Einsatz
Von dpa / Marie-Anne Winter

Neuer Ärger für Googles Kartendienst Street View: Google fotografiere mit seinen Fahrzeuge nicht nur die Umgebung, sondern erfasse auch Funknetze, erklärte der Hamburgische Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar. Nach jüngsten Erkenntnissen seien die Google-Fahrzeuge mit Scannern ausgestattet, die drahtlose Datennetze (WLAN) aufspüren und registrieren. Beim systematischen Scannen vor allem von privaten Haushalten genutzten Netzwerken handele es sich um die Erfassung und Speicherung personenbezogener Daten und sei somit "rechtswidrig". "Das Vorgehen von Google ist nicht akzeptabel", erklärte Caspar. Google-Sprecher Kay Oberbeck wies die Vorwürfe entschieden zurück. "Die Erfassung von WLAN- Daten ist weder etwas Neues, noch ist es etwas, was nur Google macht. Diese Art von Daten werden seit Jahren von verschiedenen - darunter auch deutschen - Unternehmen gesammelt", erklärte er

Öffentlich verfügbare und auch privat betriebene WLAN-Netze werden heute vor allem genutzt, um mobile, ortsbezogene Dienste etwa für Smartphones anzubieten - selbst wenn die Handys keinen GPS-Empfänger haben. Zahlreiche Anwendungen (Apps) für Android-Handys oder Apples iPhone bieten zum Beispiel Informationen wie Sehenswürdigkeiten oder Restaurants in der Nähe des Nutzers an. Dafür wird zuvor anhand der erfassten Daten der jeweilige Standort des Nutzers ermittelt.

Auch das renommierte Fraunhofer Institut für integrierte Schaltungen IIS entwickelt und betreibt solche Ortungsanwendungen für den mobilen Einsatz.

Peter Schaar und Renate Künast zeigten sich entsetzt

Entsprechende Netzdaten erheben etwa Unternehmen wie Skyhook Wireless, die Straßenzüge abfahren und dabei registrieren, welche Funknetze (WLAN) in der Umgebung vorhanden sind. Unter anderem für Kunden wie Apple. Dabei wählen sich die WLAN-Scanner allerdings nicht in die Netze ein, selbst wenn diese ungeschützt sind.

Bei der Erfassung der Netz-Daten würden allerdings neben dem Verschlüsselungsstatus der Geräte und einer eindeutigen Seriennummer (MAC-Adresse) auch der vom Nutzer vergebene Name der Funkstation (SSID) gespeichert, kritisieren die Datenschützer. Vor allem Privatnutzer würden beim SSID-Namen aber oft ihren Klarnamen oder andere auf sie hinweisende Informationen nutzen. Damit könne ein Netz konkret den Bewohnern zugeordnet werden können.

Der Bundesbeauftragte für Datenschutz, Peter Schaar, schloss sich unterdessen der Kritik an. "Ich bin entsetzt, zu welchen Zwecken diese Fahrten ohne Wissen Dritter genutzt werden." Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast sagte: "Es kann nicht hingenommen werden, dass Google den gesamten öffentlichen Raum abscannt und zusätzlich auch noch verdeckt hochsensible private Daten einsammelt."

Google hält dagegen, dass die Erfassung völlig rechtmäßig sei. Die technischen Informationen über ein Netzwerk würden von den jeweiligen Betreibern öffentlich zugänglich gemacht. "Es handelt sich hierbei nicht um persönlich identifizierbare Daten."

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