VR-Brille

Daydream View: Googles VR-Brille im Test

Mit Daydream View bringt Google eine eigene Virtual-Reality-Lösung für Smart­phones auf den Markt. Die Brille im Ikea-Design erfreut durch leichte Bedienung und ein durchdachtes Nutzungs­konzept. Bislang allerdings nur für Nutzer der teuren Pixel-Smartphones.
Von dpa / David Rist

Wäre sie nicht von Google, hätte die Virtual-Reality-Brille Daydream View vermutlich einen schwedisch klingenden Namen. In ihrem grau melierten und minimalistischen Stoff­design könnte sie glatt aus dem Katalog eines großen Möbel­hauses stammen.

Datenblätter

Doch das im Oktober vorgestellte und jetzt verfügbare Gerät ist mehr als ein Lifestyle­objekt. Es ist der Zugang zu Googles Virtual-Reality- (VR) und 360-Grad-Welt. Was man dafür braucht? Zunächst einmal die Brille für 69 Euro, den mitgelieferten Bluetooth-Controller mit drei Knöpfen und Touch-Steuerung sowie ein Smart­phone. Aktuell kommen dafür nur Googles Pixel und Pixel XL in Frage (zwischen 760 und knapp 1050 Euro). Die Nachrichtenagentur DPA hat Googles VR-Brille Daydream View getestet.

Das Koppeln von Brille und Smart­phone funktioniert sehr einfach. Sobald das Smart­phone auf der Front­klappe der Daydream View liegt, wird die nötige Soft­ware auf dem Smart­phone installiert und das Gerät geht in den VR-Modus. Googles VR-Brille Daydream View Googles VR-Brille Daydream View
Bild: Google
Zuklappen, aufsetzen, fertig. Aber Moment, da ist ja noch der Controller. Kurz die untere Taste drücken, schon wird er zum digitalen Zeige­finger in der virtuellen Welt. Mit dem Controller in der Hand werden Menüs durchgeklickt, Icons aktiviert oder Spiele bedient. Das funktioniert überraschend gut und ist deutlich besser gelungen als bei anderen VR-Brillen für das Smartphone, die etwa über ein seitliches Touchpad bedient werden.

VR-Filme, 360-Grad-Panoramen und Spiele

Googles VR-Brille Daydream View Googles VR-Brille Daydream View
Bild: Google
Aber was sieht man nun in Googles virtuellem Tagtraum? Zunächst einmal eine bunte Wiese an einem sanft dahin­plätschernden Fluss mit schwebenden Icons, die für VR-Filme, 360-Grad-Panoramen, Spiele oder andere Inhalte werben. Darunter geht es zum Film­angebot, der Foto-App, Street View oder Youtube. Youtube VR erscheint gemeinsam mit der neuen VR-Plattform Daydream und bietet die entsprechenden Inhalte.

Richtig Spaß machen nämlich nur die speziell für VR produzierten Inhalte wie 360-Grad-Videos, VR-Spiele oder das in VR tatsächlich praktische Google Street View. Mit Daydream View auf dem Kopf und dem Smart­phone vor Augen steht man wirklich mitten­drin, kann nach oben und unten sehen, sich umdrehen und alles virtuell erkunden. Norwegens Fjorde, das Taj Mahal und andere Sehens­würdig­keiten in aller Welt sind plötzlich fast in Reich­weite.

Die hohe Bildschirm­auflösung des zum Test genutzten Pixel XL von 2560 zu 1440 Pixel sorgt selbst so nah vor den Augen für ein recht gutes Bild ohne zu deutlich sichtbare Bild­punkte. Zum Rand hin wird es allerdings leicht unscharf. Etwas nervig: Auf den Linsen der Brille setzt sich Staub sehr schnell ab und stört den Blick. Außerdem fällt recht viel Licht von den Seiten ein und sorgt für störende Reflexionen auf den Linsen. Virtuelles Tag­träumen im sonnigen Park oder unter Neon­röhren ist also keine gute Idee.

Nicht für VR produzierte Inhalte über die Brille zu sehen, gehört eher in die Kategorie "möglich, aber verzichtbar". Der neue Star Trek Film wird im VR-Modus leider nur auf eine winzige Leinwand in einem zugegebenermaßen schön animierten Freiluft­kino projiziert. Wem das gefällt, der kann auch das restliche Film-, Serien- und TV-Angebot aus dem Play Store über die Brille schauen.

Tragekomfort noch verbesserungswürdig

Auf Dauer wird die eigentlich sehr bequeme Brille dann aber recht schwer vor den Augen. Einen ganzen Spiel­film hält man dann doch nicht ohne Pause durch. Außerdem wird das Smart­phone wegen der hohen Rechen­belastung und der für viele Inhalte nötigen Streaming­verbindung ziemlich heiß und strom­hungrig. Stunden­langen Spaß in der virtuellen Welt gibt es im Tag­traum­land nur per Lade­kabel.

Trotzdem: Googles Daydream View ist bislang eines der durch­dachtesten Konzepte für virtuelle Realität mit dem Smart­phone. Die Brille ist bequem, das Bedien­konzept einfach und schlüssig und das Angebot schon jetzt recht groß. Bleibt noch der Elefant im Raum: der Preis.

Die Brille ist mit 69 Euro nicht sonderlich teuer, das dafür nötige Smartphone aber schon. Für die kleinste Version des Google Pixel sind aktuell rund 760 Euro fällig, das größere Pixel XL gibt es ab 899 Euro. Laut Google sind weitere mit Daydream View kompatible Smart­phones anderer Hersteller in Arbeit - darunter Huawei, Xiaomi, Asus, Motorola, HTC oder Samsung. Zum Schleuder­preis wird es diese Smart­phones angesichts der hohen Hardware­anforderungen aber auch nicht geben.

Auch Sony hatte erst kürzlich eine VR-Brille für die Spielkonsole Playstation auf den Markt gebracht.