Handy geklaut

Schockrechnung: Australier muss keine 191 453 Dollar zahlen

Böse Überraschung: Ein australischer Mobilfunkanbieter wollte eine Handyrechnung von 191 453 Dollar eintreiben, die Handydiebe verursacht hatten. Zu Unrecht, fanden die Richter.
Von Marie-Anne Winter

Was tun, wenn das Handy geklaut wird? Was tun, wenn das Handy geklaut wird?
Bild: dpa
Bei der Handynutzung im Ausland kommt es immer wieder zu Schockrechnungen, weil die Nutzer versehentlich teure Dienste nutzen. Manchmal passiert es allerdings auch, dass das Handy gestohlen und absichtlich für teure Telefonate benutzt wird. Einen besonders krassen Fall hatte nun der australische Supreme Court in Victoria zu entscheiden. Laut einer Mitteilung von pressetext.com hatte der australische Netzbetreiber Telechoice einem Kunden eine Rechnung über rekordverdächtige 191 453 Dollar (rund 163 000 Euro) geschickt. Die gute Nachricht nach dem langwierigen Rechtsstreit: Das Gericht hat entschieden, dass Kim Beveridge diese Rechnung nicht bezahlen muss. Dem Telechoice-Kunden wurde sein Handy während einer Geschäftsreise in Barcelona gestohlen. Allerdings hatte Beveridge den Diebstahl erst 20 Stunden später gemeldet. In dieser Zeit haben die Diebe das Handy ausgiebig verwendet, was zu den hohen Kosten führte.

Tausende teurer Telefonate

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Innerhalb dieser 20 Stunden tätigten die Handy-Diebe insgesamt 4484 Anrufe und versendeten Tausende SMS, die meisten davon nach Lettland. Es wurden sowohl Daten-Roaming, eine Anrufumleitung und der SMS-Versand ins Ausland aktiviert. Obwohl Beveridge die Anrufe nachweislich nicht getätigt hatte, bot er an, dem zuständigen Telekommunikationsanbieter 8000 Dollar als Entschädigung zu bezahlen. Telechoice lehnte dieses Angebot jedoch ab und versuchte, seine Forderungen gerichtlich durchzusetzen.

Das County Court of Victoria befand eine Rechnung in Höhe mehr als 191 000 Dollar für unzumutbar. Telechoice senkte daraufhin den Betrag auf 34 945 Dollar (rund 29 736 Euro) und brachte den Fall bis vor den Supreme Court. Der Supreme Court war allerdings auf der Seite von Beveridge, vor allem weil die Rufumleitung und der SMS-Dienst nicht in dem internationalen Roaming-Dienst enthalten waren, dem Beveridge vertraglich zugestimmt hatte. Deshalb entschied es, dass Telechoice die Kosten für den Kunden übernehmen muss. Eine Berufung durch Telechoice wurde abgelehnt.

Ein einziger Fehler

Jonathan Evans, der Rechtsanwaltvon Kim Beveridge, erklärte, dass sein Mandant für etwas rechtlich verfolgt wurde, das nicht seiner Kontrolle unterstand. "Der einzige Fehler, den er gemacht hat, ist 20 Stunden zu warten, bevor er den Diebstahl meldete." Der Anwalt führte aus, dass auch der Ombudsmann für Telekommunikation keine rechtliche Grundlage hatte, in dem Fall zu intervenieren, weil der Betrag über 50 000 Dollar lag. "Die meisten Leute glauben, der Ombudsmann kann helfen. Aber weil es eine Obergrenze gibt, war Beveridge dazu gezwungen, Anwälte für die Prozesse einzuschalten, was ihn viel Geld aus eigener Tasche kostete."

Gegenüber den australischen ABC News erklärte Beveridge, dass er froh sei, dass dieser lange Kampf nun vorüber sei. Außerdem habe er sein Telefonierverhalten im Ausland und überhaupt geändert: Seine ganze Familie sei nun auf Prepaid-Karten umgestellt. So könne nur das vorhandene Guthaben vertelefoniert werden und dann sei einfach Schluss.

Doch auch hierzulande gibt es immer wieder Schockrechnungen, weil SIM-Karten gestohlen und missbraucht werden. Über einen überaus dreisten Fall berichteten wir Anfang des Jahres, als gleich mehrfach SIM-Karten von 1&1 auf dem Postweg abhanden kamen und für teure Auslandstelefonate verwendet wurden.

In unserem Ratgeber erklären wir, wie Sie richtig reagieren, wenn Ihnen Ihr Handy gestohlen wird.

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