Strahlenbelastung: Öfter mit Headset telefonieren
SAR-Messung auf einem IFA-Messestand des Bundesamtes für Strahlenschutz
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Eine Tumorerkrankung als Folge von
Mobilfunk-Strahlung? Ein umstrittenes Szenario, mit dem die
Weltgesundheitsorganisation WHO 2011 Aufsehen erregte. Nach der
Auswertung diverser Studien war das die Schlussfolgerung der
WHO-Krebsforschungsagentur. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS)
betont zwar, dass Gesundheitsgefahren bisher nicht eindeutig belegt
sind, aber: "Risiken infolge langfristiger Nutzung von
Mobilfunkendgeräten können zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht
ausgeschlossen werden", sagt Sprecher Jan Henrik Lauer. Das BfS
empfiehlt, in jedem Fall die Strahlung in unmittelbarer Körpernähe zu
minimieren.
Um welche Strahlen geht es eigentlich? Smartphones nutzen hochfrequente elektromagnetische Felder, um Sprache und Daten zu senden und zu empfangen. Der Smartphonenutzer spürt davon unmittelbar nichts, aber er nimmt Energie auf, die sogenannte spezifische Absorptionsrate (SAR). Dieser Wert muss bei allen Smartphones und Tablets angegeben werden. Der empfohlene Höchstwert liegt laut BfS bei zwei Watt pro Kilogramm Körpergewicht. Bei jedem verfügbaren Smartphone muss der SAR-Wert aus zwei Messungen angegeben werden - beim Telefonieren am Ohr und beim Tragen des Geräts am Körper.
SAR-Werte in öffentlicher Datenbank
SAR-Messung auf einem IFA-Messestand des Bundesamtes für Strahlenschutz
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Die Werte findet man in der Betriebsanleitung und auf einer Datenbank
des Bundesamts, die regelmäßig aktualisiert wird und online verfügbar
ist. Demnach liegt der Wert für das Samsung-Modell Galaxy S9+ am Ohr
bei 0,29 W/kg und am Körper bei 0,5 cm Abstand bei 1,35. Apples
iPhone X liegt bei 0,92 am Ohr, am Körper bei 0,95. Huaweis P20 Pro
liegt laut Liste bei 0,73 am Ohr und 1,22 am Körper. Alle Werte, so
BfS-Sprecher Lauer, seien unauffällig. Moderne Geräte mit LTE oder
UMTS sind strahlungsärmer als ältere Geräte, die im GSM-Standard
senden. "Das liegt auch am Gerätedesign", erklärt Lauer. "Durch die
größeren Bildschirme vergrößert sich der Abstand zwischen der oftmals
im unteren Gehäuseteil verbauten Antenne und der Messsonde, wodurch
der gemessene SAR-Wert sinkt."
Wie aber lässt sich Mobilfunkstrahlung reduzieren? Hersteller spezieller Hüllen oder Jacken werben damit, die Menschen vor Strahlung zu schützen. "Solches Zubehör führt dazu, dass das Smartphone seine Sendeleistung erhöht, um die Verbindung zu halten", hält Bernd Theiss, Testchef des "connect"-Magazins, dagegen. "Dann sendet es umso mehr Strahlung in Richtung Nutzer." Dagegen können einfache Verhaltensregeln die Strahlung deutlich reduzieren.
Handy als Wecker: Flugmodus aktivieren
Grundvoraussetzung ist ein Smartphone mit einem möglichst niedrigen SAR-Wert. Bei einem Wert von unter 0,6 sprechen die Experten von einem strahlungsarmen Gerät. Laut BfS unterschreiten etwa 55 Prozent der aktuellen Smartphones diesen Wert. Allerdings, so Experte Lauer, werde das Smartphone heute länger und intensiver genutzt als früher. Die Strahlungsbelastung könne man auch reduzieren, indem man so oft wie möglich das Festnetztelefon statt des Smartphones nutzt.
Im Betrieb sollte die Antenne möglichst weit vom Kopf entfernt sein. Hierzu ist ein Headset empfehlenswert. Wenn das Smartphone nicht benutzt wird, sollte man es nicht am Körper tragen. Hier stimmt Theiss zu: "Jede Verdopplung des Abstands reduziert die verbleibende Strahlung auf ein Viertel." Daher ist der Nachttisch neben dem Kopfkissen kein guter Platz, wenn das Gerät empfangsbereit bleibt. Wenn das Handy als Wecker diene, sollte man den Flugmodus aktivieren, so das BfS.
Da Mobiltelefone bei schlechtem Empfang die maximale Strahlungsleistung erreichen, sollte man Telefonieren oder Surfen in schlecht ausgebauten Gegenden, im Auto oder während einer Zugfahrt mit Tunneln vermeiden. Laut BfS ist außerdem die Leistung der elektromagnetischen Wellen bei einer Funkverbindung per WLAN oder Bluetooth deutlich geringer als bei der normalen Mobilfunkverbindung.
Der Smartphone-Boom geht auch an Kindern nicht vorbei. Das Bundesamt rät, die Kleinen vor der hochfrequenten elektromagnetischen Strahlung zu schützen. Wenn möglich, sollte das WLAN-Netz genutzt und sollten die mobilen Daten so oft wie möglich ausgeschaltet werden. Die Strahlung, über deren Folgen für Groß und Klein kaum eine Institution abschließende Aussagen trifft, werde so reduziert. Sicher ist sicher.