Maemo: Betriebssystem von Community weiter gepflegt
Maemo, das Betriebssystem für mobile Endgeräte aus dem Hause Nokia, erfreute sich für eine kurze Zeit einer großen medialen Aufmerksamkeit: Die Finnen hatten angekündigt, für ihre Smartphones im High-End-Segment verstärkt auf dieses OS zu setzen - und mancher Experte las seinerzeit aus der Ankündigung das Ende für Symbian heraus. Als Begründung für die Ausrichtung auf ein weiteres System war aus Kreisen zu vernehmen, dass Symbian über die Jahre unter anderem zu schwerfällig geworden sei und die Integration von neuen Features einen (zu) großen Aufwand bedeute.
Das Aus für Symbian kam tatsächlich, wenn auch anders als gedacht: Zunächst setzte Nokia noch auf eine Kooperation mit Intel, in deren Folge Maemo und das Intel-System Moblin zu Meego verschmolzen wurden. Dann gab es aber einen neuerlichen Strategieschwenk bei Nokia - die Finnen setzen nun für einige Jahre auf Microsofts Windows Phone, bevor unter der Marke Nokia dann Android-Smartphones erschienen.
Diese damalige Ankündigung rief in der Maemo- und der MeeGo-Community Sorgen und höhnische Kommentare hervor. Maemo-Nutzer hatten schnell nach dem Marktstart des N900 das Gefühl, dass Nokia nicht wusste, wie es mit dem System weiter gehen sollte. Auch die Hoffnungen, mit dem N900 eines der ersten MeeGo-Geräte zu besitzen, schienen zerplatzt zu sein. Nokia kündigte aber überraschend an, der Community helfen zu wollen, eine MeeGo-Edition für das N900 zu entwickeln - und brachte immerhin noch das Meego-Smartphone Nokia N9 auf den Markt.
Maemo: Älteres System, aber kaum bekannt
Maemo auf dem Nokia N900
Bild: Nokia
Die zeitweilig stark erhöhte Aufmerksamkeit für Maemo war seinerzeit neu, das System als solches allerdings nicht: Bereits seit Ende 2005 war Maemo verfügbar, damals in der Erstversion 1.1. Eingesetzt wurde es in der Folge auf den (wenig bekannten) Nokia-Tablets, zum Beispiel in Version 4 auf dem mäßig attraktiven N810. Der Nachfolger N900 wurde dann mit Maemo 5 ausgestattet.
Das System war Linux-basiert und verwendete hierbei eine modifizierte Variante der Debian-Distribution sowie des Gnome-Desktop, beides in der Linux-Welt populäre Projekte. In der Maemo-Version 5 wurde im Vergleich zur Vorgänger-Version unter anderem die via Touchscreen steuerbare Oberfläche optimiert und die (für eine wirkliche Alternative im Segment der mobilen Betriebssysteme wichtige) Mobilfunk-Anbindung integriert. Der N900-Vorgänger konnte zum Beispiel entsprechend nur via VoIP telefonieren, via WLAN oder mittels einer Internet-Verbindung über die Bluetooth-Schnittstelle.
"Seamless Software Update": Maemo immer auf dem neuesten Stand
Maemo war Multitasking-fähig und konnte das entsprechende Gerät über das genannte "Seamless Software Update" selbstständig mit neuen Software-Versionen auf den aktuellsten Stand bringen. Der integrierte Browser bot durch vollständige Flash-Unterstützung einen zusätzlichen Mehrwert. Standard-Anwendungen wie Media-Player, E-Mail- sowie News-Client und Instant Messenger waren verfügbar, zudem gab es natürlich auch hier die Möglichkeit, Apps nachzurüsten. Außerdem gab es Wege, originäre Applikationen aus einer speziellen Debian-Installation auch auf Maemo zu nutzen, so dass dann auch Open Office, Gimp und vieles mehr zur Verfügung standen.
Weitere Entwicklung von Community übernommen
Vom Hersteller kamen bald keine Updates mehr. Diese "Vernachlässigung" führte zu einem ganz speziellen Phänomen: Rund um das N900 bildete sich eine aktive Fan-Gemeinde. Innerhalb von Projekten der Community wurden schnell Optimierungen für das System nachgeliefert - das N900 konnte kurz nach Erscheinen beispielsweise recht einfach übertaktet werden. Mittlerweile ist die Community rundum das Betriebssystem jedoch wieder kleiner geworden, sodass Maemo so gut wie ganz verschwunden ist.
Ehemalige Handys mit Maemo in der teltarif.de-Datenbank
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