Symbian: Den Anschluss verpasst
Symbian Belle
Bild: Nokia
Symbian gehörte zu den mobilen Betriebssystemen, die historisch nicht an einen bestimmten Hersteller gebunden sind. Es war lange Marktführer, bis es schlussendlich in der Bedeutungslosigkeit versank. Hier lesen Sie die Geschichte von Symbian, das vor allem von Nokia-Geräten bekannt war.
Mit steigender Popularität von Touchscreen-Handys zeigte sich, dass Symbian nur schlecht mit Smartphone-Betriebssystemen wie Apples iOS und Googles Android mithalten konnte. Zwar sollte mit der komplett überarbeiteten Version Symbian^3 eine zeitgemäße Betriebssystem-Variante an alte Stärken anknüpfen - doch das früher herausragende Image konnte Symbian damit nicht zurückerobern. So kehrten in der Vergangenheit immer mehr renommierte Hersteller Symbian den Rücken. Schlussendlich gab auch der größte Symbian-Vertreter Nokia den taktischen Schwenk zu Windows Phone 7 bekannt, wobei das Unternehmen ankündigte, trotzdem eine zeitlang weiter an Symbian festzuhalten. Die Symbian^3-Folgeversionen Anna und Belle waren die letzten Symbian-Varianten.
Symbian: Versionen, Plattformen und mehr
Symbian Belle
Bild: Nokia
Doch was machte Symbian aus? Zunächst war Symbian nicht immer gleich Symbian: Bei älteren Versionen dieses Betriebssystems gab es jeweils noch einen speziellen Plattform-Aufsatz, so zum Beispiel S60, S80 und S90, UIQ oder MOAP(S). Am bekanntesten dürfte hierzulande die S60-Plattform gewesen sein, welche die meisten Nutzer wohl vor allem mit den Nokia-Smartphones in Verbindung brachten.
Sie war aber auch auf Geräten anderer Hersteller, wie etwa Sony-Ericsson, LG und Samsung, zu finden. Symbian S60 3rd Edition war jahrelang die populärste Variante der S60-Oberfläche. Mit S60 5th Edition unterstützte das System zum ersten Mal Touchscreen-Funktionalität.
Mit Symbian^3 sollte jedoch die Epoche der verschiedenen Plattform-Aufsätze beendet werden. Symbian^3 bot mit Verknüpfungen und Widgets personalisierbare Homescreens, unterstützte die Bedienung per Multitouch und verzichtete auf Doppel-Klick-Befehle und schmale Scrollbalken - nicht revolutionär, aber Symbian hatte damit zumindest halbwegs den Anschluss an die neueren Handy-Betriebssysteme wie Android und iOS gefunden. Mit Anna und Belle erfolgten weitere Anpassungen unter anderem der Nutzeroberfläche, mit denen sich Symbian der Konkurrenz wieder etwas annäherte.
Ältere teltarif.de-Videos zu Symbian-Smartphones
Multitasking, Stabilität, Software-Angebot
Symbian-Logo
Bild: Symbian Foundation
Auch wenn die Popularität von Symbian geschwunden war, brachte das System schon vor vielen Jahren Funktionen mit, die einige jüngere Betriebssysteme erst nachrüsten mussten. So beherrschte Symbian schon seit vielen Jahren Multitasking, verfügte über ausgereifte Office-Software und ermöglichte die Synchronisation von Kontakt- und Kalenderdaten mit Programmen wie Microsoft Outlook.
Touchscreen-Boom verschlafen
Der Niedergang von Symbian war durch mehrere Faktoren begründet. So galt das System früher als Vorbild in Sachen Bedienbarkeit und Menüführung, wirkte aber mit zunehmender Funktionsvielfalt und Ausstattung der modernen Handys immer schwerfälliger und umständlicher.
Zudem entschied sich Nokia erst spät für die Entwicklung von Touchscreen-Handys, und so war die Integration der Touchscreen-Bedienung in Symbian kompliziert - und für den Nutzer war dieser Umstand nicht zu übersehen: Die speziell für Touchscreens entwickelte Variante Symbian S60 5th Edition zeigte zahlreiche Schwächen und zeichnete sich immer noch durch tief verschachtelte Menüs aus. Auch wenn hier vor allem mit den neuesten Updates nachgebessert wurde - Symbian lief dem allgemeinen Trend hinterher.
Nokia bot Apps erst spät per Appstore
Historisch sorgte schon das Zertifikat-System von Symbian für Probleme, das mit dem Auftauchen der ersten ernstzunehmenden Schadsoftware für Handys für mehr Sicherheit sorgen sollte. Da die Teilnahme am Zertifikat-System zunächst für Entwickler kostenpflichtig war, wurden insbesondere kleinere Software-Firmen und Hobby-Programmierer vom Erstellen neuer Applikationen abgeschreckt. Die Vielzahl von verschiedenen Oberflächen machte Symbian zudem für Programmierer von Zusatz-Applikationen nur noch mäßig attraktiv.
Zudem kam das Fehlen einer zentralen Vertriebsplattform hinzu, wie sie zum Beispiel Apple mit dem App Store und Google mit dem Android Market etablierten. Mit dem Ovi Store wurde dann verspätet - zumindest für Nokia-Modelle - ein Appstore als zentrale Anlaufstation für Zusatz-Applikationen eingerichtet, die aber nicht die Popularität der Konkurrenz erreichen konnte. Einige Zeit hieß das Angebot dann Nokia Store, die Aufnahme neuer Apps war aber seit dem 1. Januar 2014 nicht mehr möglich. Mittlerweile ist der Store Geschichte.
Ältere Handys mit Symbian in der teltarif.de-Datenbank
Symbian: Betriebssystem wieder öffentlich verfügbar
Erstes Symbian-3-Smartphone: Nokia N8
Bild: Nokia
Mit der Gründung der Symbian Foundation durch Nokia, Sony-Ericsson, Motorola sowie einer weiteren Reihe an Elektronik-Herstellern und Mobilfunk-Netzbetreibern sollte der Entwicklung von Symbian seit 2008 eine neue Richtung gegeben werden. Vorausgegangen war die vollständige Übernahme von Symbian Limited durch Nokia und die Überführung des Unternehmens in eine Stiftung. Symbian wurde zunächst unter einer Open-Source-Lizenz veröffentlicht, dann machte Nokia einen Rückzieher. Einige Zeit später wurde Symbian dann wieder öffentlich bereit gestellt, allerdings unter einer neuen Lizenz. In letzter Konsequenz hatte Nokia die Symbian-Entwicklung und den Support an den Dienstleister Accenture ausgelagert.
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