Hannover reloaded

Hannover Messe zeigt smarte Fabrik

Nach dem jähen Ende der Computer-Messe CEBIT konzentriert sich alles auf die Mutter aller Messen: Die Hannover Messe Industrie zeigt, wie die smarte Zukunft mit 5G aussehen könnte.
Von der Hannover Messe Industrie berichtet mit Material von dpa

5G ist die Zauberformel für die Smarte Industrie der Zukunft und ein heimliches Motto der Hannover Messe Industrie 2019. 5G ist die Zauberformel für die Smarte Industrie der Zukunft und ein heimliches Motto der Hannover Messe Industrie 2019.
Foto: Picture Alliance / dpa
Heute startet die größte deutsche Industriemesse, die Hannover Messe (Industrie), kurz HMI in Hannover. Nachdem die aus der Hannover-Messe vor vielen Jahren ausgegliederte Fachmesse "CeBIT" eingestellt wurde, konzentriert sich die Branche auf die "Mutter aller Messen", die vom 1.-5. April auf dem Messegelände in Hannover stattfindet. teltarif.de wird vor Ort sein und berichten. Die Produktion von morgen steht im Fokus der weltgrößten Industrieschau. Die Hannover Messe stürzt sich diesmal vor allem auf den neuen, superschnellen Mobilfunkstandard 5G. Das ist aber bei weitem nicht der einzige Trend. Die Hannover Messe versucht, als Innovationsplattform für vernetzte Produktionsabläufe der Zukunft auch in diesem Jahr wieder neue Trendthemen abzubilden. Dabei geht es diesmal vor allem um die Frage, wie die bisher gesammelten großen Datenmengen in der Fabrik der Zukunft für eine kostengünstige und flexible Produktion eingesetzt werden können. Schlüsseltechnik sind die künstliche Intelligenz - und der neue Mobilfunkstandard 5G. In der "5G-Arena" werden Produktionsanwendungen gezeigt. Der neue Mobilfunkstandard 5G soll mit schnellerer Datenübertragung neue Fertigungsmethoden ermöglichen, welche das Fließband um mobile Plattformen ergänzen. So werden mobile Produktionsinseln möglich, welche die bisherige Fließbandarbeit auf den Kopf stellen und sogar Sonderanfertigungen einfach in den Produktionsablauf integrieren können. Der Ericsson-Konzern zeigt den Prototypen eines Arbeitsroboters, der dank seiner Sensoren dem Besucher feinfühlig Pfefferminz-Dosen reichen kann. Das soll zeigen, dass sich der Roboter bei der Zusammenarbeit mit Menschen in der Fabrik künftig nicht mehr verstecken muss. Der neue 5G-Standard ermögliche ihm eine schnelle Analyse für ein reibungs- und gefahrloses Miteinander.

Neue Technik erspart störanfällige Verkabelungen

5G ist die Zauberformel für die Smarte Industrie der Zukunft und ein heimliches Motto der Hannover Messe Industrie 2019. 5G ist die Zauberformel für die Smarte Industrie der Zukunft und ein heimliches Motto der Hannover Messe Industrie 2019.
Foto: Picture Alliance / dpa
Auch Sicherheitsfunktionen zum Schutz des Menschen könnten per Funk übertragen werden. Heute sei ein Not-Aus-Schalter noch stets per Kabel verbunden, sagt Detlef Zühlke von der Technologie-Initiative SmartFactory. Wo vor einem Jahr noch Avatare unschlüssig auf einer Bühne standen, rollen nun autonom fahrende Produktionseinheiten oder Transportfahrzeuge und bringen Material heran: Das könnte die Fabrik der Zukunft sein. Die Fahrzeuge werden induktiv geladen, hohe Flexibilisierung in der Produktion wird so möglich. Die Module tauschen sich über 5G aus - gewissermaßen das «Nervensystem» der Fabrik der Zukunft, sagt Bosch-Rexroth-Manager Marc Wucherer. Roboter bringen Material und bereiten Arbeitsplätze vor. Ein Mitarbeiter prüft Vernietungen - sind sie in Ordnung, erfährt dies das System; ein Roboter kommt und versiegelt die Nieten. Ist er fertig und kann der Mensch wieder übernehmen, erfährt er das etwa per Nachricht an seine Smartwatch. Die enge Zusammenarbeit von Mensch und Roboter werde allerdings noch Zeit brauchen, sagt Tim Schwartz vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI): "Der Mensch will sich sicher fühlen."

Daten sind der Kern der Sache

Neue Ideen, neue Gedanken und neue Ansätze für die Fabrik der Zukunft bietet beispielsweise SEW Eurodrive, die mit ihrem Produktionskonzept auf die sich wandelnde Automobilindustrie setzt. Auch ABB hat die zunehmende Kooperation von Mensch und Maschine im Visier. Die Produktion wird ganz allgemein flexibler. Beim Konzept der Beckhoff Automation etwa wirbeln die Produktionsmodule in einem faszinierenden, rechnergesteuerten Tanz auf einem Magnetfeld ohne mechanische Reibung umeinander. Die Anwendung zielt vor allem auf die Nahrungs- und Pharmaindustrie, wo Sonderwünsche in der laufenden Produktionskette zügig integriert werden können.

Leichtbau und Mobilität

Vollelektrisch, vollautonom - ein Beispiel der Mobilität der Zukunft preist Geschäftsführer Wolfgang Seeliger von Leichtbau BW an: Es ist eine Art einsitziger Kabinenroller für die Stadt. Das Fahrzeug soll dank Carbon, Teilen aus dem 3D-Drucker und Beschränkung aufs Wesentliche nur 400 Kilo wiegen und nur ein Viertel der Fläche eines normalen Autos einnehmen. Im Umkehrschluss heißt das: Drei Viertel der Verkehrsfläche in Städten könnten eingespart werden, erklärt er. Per App soll der Kunde das Auto bestellen können, für das die Straßenzulassung vorbereitet wird. Gedacht sei es für etwa für Strecken vom S-Bahnhof nach Hause.

Volkswagen dagegen zeigt Anwendungsmöglichkeiten für künftig autonom fahrende Autos; vom rollenden, fahrerlosen Besprechungsraum bis zur mobilen, selbstfahrenden Krankenliege im Auto - für den Notfall.

Schöne neue Arbeitswelt?

Roboter bringen nicht nur Arbeitserleichterung, sie sind auch mit Ängsten verbunden: Jobs könnten wegfallen und Menschen in der Fabrik überflüssig werden. Die Unternehmen sehen das nicht so negativ. "Die Mitarbeiter stehen noch immer im Mittelpunkt, und das wird noch lange so bleiben", sagt Stefan Bastian von Bosch Rexroth. Schwartz macht klar, der Mensch sehe einfach mehr - über seinen Arbeitsauftrag hinaus könne er Fehler erkennen. Für Gaby Soehner von Airbus befreien Roboter Mitarbeiter von einfachen Arbeiten - etwa der Aufgabe, einen Akkuschrauber suchen zu müssen. Den bringt künftig brav der Roboter.

Ohne Netz ist alles nichts

Für die Zukunft braucht man passende 5G-Netze. Aktuell läuft gerade die Frequenzversteigerung in Mainz. Die Deutsche Telekom zeigt ihre Vorstellungen eines 5G-Netzes, Campus-Lösungen für die Industrie und die Möglichkeiten von IoT in Halle 5 an Stand E04. Vodafone und Telefónica sind laut Ausstellerverzeichnis nicht mit eigenen Ständen vertreten, werden aber beim Netzwerklieferanten Ericsson (Halle 8D28) zu finden sein, der auch Komponenten an die Telekom liefert. Unter dem Suchbegriff 1&1, Drillisch oder Versatel fanden wir keinen Eintrag im Ausstellerverzeichnis der Messe. Als weitere Netzwerklieferanten sind Nokia (Halle 6H10 und 16D38), ZTE (Halle 16D38) und Huawei (Halle 6D18) vor Ort.

Mehr zum Thema Hannover Messe (Industrie)