Kratzfest

Hintergrund: Was bringt Saphirglas?

Saphir­glas ist weder Saphir, noch Glas, aber die Härte - das Mate­rial soll noch halt­barer sein als Gorilla Glass. Aller­dings ist es nicht einfach herzu­stellen und noch schwerer zu verar­beiten. Was bringt der Einsatz von Saphir­glas?
Von

Seinen außer­gewöhn­lichen Eigen­schaften - große Härte, hohe Bestän­dig­keit - zum Trotz lässt sich Korund viel einfa­cher künst­lich herstellen als zum Beispiel Diamant: Bei der Alumi­nium­pro­duk­tion wird das Rohma­terial Bauxit in großen Mengen gerei­nigt, wobei insbe­son­dere Eisen abge­trennt wird, sodass reiner Gibbsit entsteht. Letz­terer enthält neben Alumi­nium und Sauer­stoff noch Wasser­stoff. Wird der Gibbsit geglüht, verbrennt der Wasser­stoff mit dem Sauer­stoff aus der Luft zu Wasser­dampf. Das Ergebnis ist dann bereits Korund-Pulver. Durch Aufschmelzen bei knapp über 2000 °C und lang­sames Wieder­erstar­ren­lassen können daraus große Kris­talle gezüchtet werden. Geschliffene Korunde (Saphire) Geschliffene Korunde (Saphire)
Bild: imfotograf - Fotolia

Aufwen­digster Schritt ist das Aufschmelzen des Korund bei den genannten hohen Tempe­raturen. Zum Vergleich: Gewöhn­liches Fens­ter­glas muss je nach genauer Zusam­men­set­zung auf 1400 bis 1500 °C erhitzt werden, um die rich­tigen chemi­schen Reak­tionen zwischen den Rohstoffen auszu­lösen. Diese lassen sich in einem mit Erdgas beheizten Ofen errei­chen. Für Korund muss man hingegen schon mit Wasser­stoff und reinem Sauer­stoff oder mit elek­tri­schem Strom heizen. Zudem darf die Schmelze nur langsam erstarren, damit sich auch ein Kris­tall bildet. Entspre­chend höher liegen die Kosten.

Schwie­rige Verar­bei­tung zur bruch­festen Scheibe

Noch schwie­riger ist die Weiter­ver­arbei­tung. Aufgrund der großen Härte ist es schwierig, einen Korund-Kris­tall in viele dünne Saphir­glas­scheiben zu zersägen, wie sie für Smart­phone-Touch­screens oder Uhren­gläser benö­tigt werden. Selbst mit Diamant-besetzten Säge­blät­tern geht den Angaben zufolge ein großer Teil der Scheiben beim Sägen zu Bruch.

Gelingt es einem Hersteller, durch geeig­nete Zumi­schungen schon dem Korund­kris­tall als Ganzen die Split­ter­nei­gung auszu­treiben, würde er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Ausbeute beim Zersägen in Scheiben steigt, und beim fertigen Produkt sinkt die Gefahr des oben beschrie­benen "Unfall­bruchs". Es ist aber frag­lich, ob so eine Zumi­schung exis­tiert, die nicht zugleich den Kris­tall wieder anfärbt.

Wahr­schein­licher ist daher, dass, wie beim Gorilla Glass auch, die Bruch­fes­tig­keit vor allem durch Ober­flä­chen­ver­ede­lung erreicht werden kann: Wird zum Beispiel auf die Saphir­scheibe eine weitere dünne Schicht aufge­bracht, die auf Druck vorge­spannt ist (oder alter­nativ durch chemi­sche Verän­derung die äußerste Schicht des Korund selber auf Druck vorge­spannt), dann bewirkt der oben erwähnte Schlag nicht direkt eine Zugspan­nung auf der Rück­seite, sondern zunächst eine Druck­ent­span­nung der Rück­seite. Das ist auch beim Gorilla Glass der wich­tigste Trick, um die Bruch­fes­tig­keit zu errei­chen.

Bei der Ober­flä­chen­ver­ede­lung von Saphir­glas könnte sogar ein Produk­tions­ver­fahren helfen, das bei der Herstel­lung von Smart­phones bereits umfang­reich Anwen­dung findet: Weiße LEDs, wie sie auch in der Hinter­grund­beleuch­tung der TFT-Displays von Smart­phones Anwen­dung finden, werden über­wie­gend aus einer dünnen Galli­umni­tridschicht herge­stellt, die auf einem Korund/Saphir-Kris­tall als Basis­mate­rial aufge­bracht wird. Diese GaN-auf-Korund-Schichten sind tatsäch­lich auf Druck vorge­spannt, eben­falls durch­sichtig, so gut wie nicht ablösbar, und recht kratz­fest, wenn auch nicht ganz so hart wie Saphir. Viel­leicht revo­lutio­nieren sie in Zukunft nicht nur die Display-Hinter­grund­beleuch­tung, sondern auch die Display-Abde­ckungen. Letz­teres ist - anders, als der Rest dieses Arti­kels - pure Speku­lation.

Unsere Ratgeber zu Display-Tech­nolo­gien

Weitere Hintergrund-Texte auf teltarif.de