Internet ohne Kabel

Wohnung ohne neue Kabel mit Internet versorgen

So instal­lieren Sie ein Netz­werk für die Breit­band-Internet-Versor­gung im Haus ohne großen Aufwand - und in vielen Fällen sogar ganz ohne neue Kabel­ver­legung.
Von / Julian Ruecker

Wer also aufgrund der reinen Größe seines Hauses oder aber aufgrund der Bauweise mit WLAN an die Grenzen stößt, muss sich nach anderen Lösungen umsehen. Eine tech­nisch einfach zu reali­sie­rende Alter­na­tive ist hier Power­line: Hierbei geht es nicht um die in Deutsch­land nie auf einen grünen Zweig gekom­mene Möglich­keit der Breit­band-Anbin­dung eines Endkunden durch einen Internet-Provider per Strom­kabel (eben­falls Power­line genannt), sondern um eine reine Inhouse-Breit­band-Anbin­dung über das Haus-eigene Strom­netz.

Entspre­chende Hard­ware gibt es in verschie­denen Preis-Klassen, Einsteiger-Sets liegen im oberen zwei­stel­ligen Euro-Bereich. Zudem kann Power­line mit WLAN kombi­niert werden. Entspre­chende Kombi-Pakete sind als Komplett-Lösung am Markt verfügbar. Beim Kauf von Power­line-Hard­ware sollte in jedem Fall genau auf den unter­stützten, tech­ni­schen Stan­dard geachtet werden, damit sich ein vermeint­li­ches Schnäpp­chen-Angebot nicht als Daten-Bremse entpuppt. Das ganze Heim ohne neue Kabel mit Breitband-Internet versorgen Das ganze Heim ohne neue Kabel mit Breitband-Internet versorgen
Bild: yong-hong - Fotolia.com

Bei Power­line genau auf den Stan­dard achten

Stan­dard max.
Daten­rate 1)
max.
Reichw.
Verschlüss.
HomePlug 5 - 10 200 m 56-Bit-DES
HomePlug Turbo bis 40 200 m 56-Bit-DES
HomePlug AV 70 - 100 200 m 128-Bit-AES
HomePlug AV2 300 200 m 128-Bit-AES
1) In der Praxis erreich­bare Maximal-Werte in MBit/s

Power­line im Allge­meinen kämpft(e) zudem mit dem Problem, Funk im Kurz­wel­len­be­reich stören zu können: Die Kabel können sich wie Antennen verhalten und abstrahlen. Zwar wurde die Technik hier in jüngster Vergan­gen­heit stark verbes­sert, trotzdem stört manches (alte) Equip­ment immer noch Radio-Empfang und Amateur­funk. Wem hierbei zunächst die spär­lich gesäten Funk-Freaks in den Sinn kommen, sollte bedenken, das auch manches Notfunk­system zum Beispiel für Kata­stro­phen­fälle auf Kurz­welle setzt. Die Einsatz­si­tua­tionen sind damit zwar begrenzt, aber im Fall der Fälle lebens­wichtig. Nicht zuletzt dank tech­ni­scher Verbes­se­rungen in diesem Bereich kann Power­line heut­zu­tage aber als tech­nisch ausge­reifte Alter­na­tive gelten, die auch in der Praxis durchaus über­zeugen kann.

Indoor-Versor­gung per Fern­seh­kabel

In Europa weit­gehend unbe­kannt dürfte die Möglich­keit sein, auch per Fern­seh­kabel eine Indoor-Breit­band­ver­sor­gung herzu­stellen: Die Hard­ware arbeitet hier Power­line-like und bietet vergleich­bare Über­tra­gungs­raten. Dabei soll laut Hard­ware-Herstel­lern das TV-Signal vom Verfahren nicht beein­flusst, die Verbin­dung kann zudem gesi­chert werden.

In der Theorie liegt die über­brück­bare Distanz per Koax-Kabel bei mehreren Hundert Metern, in der Praxis hängt diese aber "von den örtli­chen Gege­ben­heiten ab", womit auf die Qualität der jewei­ligen Verka­be­lung abge­stellt wird und die somit prak­tisch über­brück­bare Distanz deut­lich geringer sein dürfte. Auf der Hand liegender Nach­teil zu Power­line: TV-Dosen dürften im Haus spär­li­cher gesät sein als Steck­dosen. Als Ergän­zungs-Vari­ante kann auch hier dann auf eine "Weiter­ver­mitt­lung" mittels WLAN gesetzt werden.

Nutzung bestehender Inhouse-Tele­fon­lei­tungen

Stan­dard max. Daten­rate 1)
HomePNA 1.0 1 MBit/s
HomePNA 2.0 10 MBit/s
HomePNA 3.0 128 MBit/s
HomePNA 3.1 320 MBit/s
HomeGrid G.hn 1-2 GBit/s
1) Reich­weite, die in der Praxis erreicht
wird
Zudem gibt es theo­re­tisch noch die Möglich­keit, Breit­band inhouse über eine Tele­fon­lei­tung zu verbreiten, zum Beispiel über eine Doppel­ader, die im besten Fall verdrillt ist. Dabei wird die Tele­fo­nie­funk­tio­na­lität nicht einge­schränkt. Aller­dings müssen die verwen­deten Kabel bei "höheren" Stan­dards auch eine bedeu­tend höhere Qualität (zum Beispiel bezüg­lich der Abschir­mung) aufweisen, um sinn­volle Daten­raten errei­chen zu können. Vorteil der Über­tra­gung via Tele­fon­lei­tung ist, dass größere Distanzen als mit Power­line und auch noch als bei Über­tra­gung via TV-Kabel über­brückt werden können.

In den USA ein Hit, ist die Über­tra­gung via Tele­fon­lei­tung hier­zu­lande wenig verbreitet. Die Hard­ware-Ange­bote sind entspre­chend spär­lich und vor allem auch teuer. Zudem kämpft diese Vari­ante mit Problemen bezüg­lich in Deutsch­land verwen­deter Technik und Vorschriften. Darüber hinaus ist diese Lösung eben­falls nur sinn­voll, wenn bereits Kabel verlegt sind, was in den meisten Häusern nicht in allen zu versor­genden Räumen der Fall sein dürfte. Somit ist der Einsatz dieser Technik meist wenig sinn­voll.

Alter­na­tiven zu Ethernet vorhanden

Powerline-dLan-Lösungvon devolo Powerline-dLan-Lösungvon devolo
Bild: teltarif.de
Auch wer nicht die Wände aufreißen will, kann sein Heim indoor mit Breit­band versorgen: Die drei Vari­anten WLAN, Power­line und Nutzung von TV-Kabeln haben dabei ihre Vor- und Nach­teile. Wer zum Beispiel auch mobile Geräte einbinden oder gene­rell einer Verka­be­lung entgehen will, kann auf WLAN setzen, hat aller­dings mit der Proble­matik der beschränkten Reich­weite sowie der Beschaf­fen­heit des Hauses/der Wohnung zu kämpfen. Hier stößt WLAN unter Umständen an Grenzen.

Power­line erfor­dert indes entspre­chende Hard­ware, die (mit wenigen Ausnahmen) nicht zu einem Breit­band-Anschluss mitge­lie­fert wird. Dies gilt auch für die Fern­seh­kabel-Lösung, wobei hier erschwe­rend hinzu­kommt, dass entspre­chende Dosen im Haus selten sind.

Aller­dings sind die drei Vari­anten nicht zwangs­weise "Stand-Alone", Power­line bzw. Ethernet per TV-Kabel können auch mit WLAN kombi­niert werden. Von der Nutzung von Breit­band über das "Aufschalten" auf bestehende Tele­fon­lei­tungen sollte aus den zuvor genannten Gründen indes Abstand genommen werden.

Smart Home: Das intel­ligente und vernetzte Zuhause

"Smart Home" ist der Überbe­griff für das vernetzte Zuhause. Wir erläu­tern in einem sepa­raten Ratgeber, wie sich die eigene Wohnung vernetzten lässt, welche Möglich­keiten der Steue­rung und Daten­spei­che­rung es gibt und welche Gefahren drohen. Außerdem infor­mieren wir Sie darüber, welche Smart-Home-Technik Sie auch als Mieter instal­lieren und verwenden dürfen. Immer erlaubt sind beispiels­weise Smart Speaker.

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