5G-Netz: Huawei-Chef weist Sicherheitsbedenken zurück
Huawei-Chef Ren Zhengfei wirbt um Vertrauen.
Bild: picture alliance/Jörn Petring/dpa
In der Debatte um den Aufbau des 5G-Netzes in
Deutschland wirbt der chinesische Telekom-Ausrüster Huawei offensiv
um Vertrauen. Kritik an seinem Unternehmen hat der Chef des Konzerns
heute vor Journalisten zurückgewiesen. Er könne "mit
Sicherheit" versprechen, dass Huawei keine Daten an die chinesische
Regierung weitergibt, sagte Ren Zhengfei am Huawei-Hauptsitz im
südchinesischen Shenzhen.
"Die deutsche Regierung wird für sich die beste Entscheidung treffen", gab sich Ren Zhengfei zuversichtlich. Huawei wolle seine Produkte in so viele Länder wie möglich verkaufen. Die Technik des chinesischen Konzerns werde in Deutschland "dringend benötigt".
Sanktionen auch Belastungen für US-Firmen
Huawei-Chef Ren Zhengfei wirbt um Vertrauen.
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Huawei steht bei US-Behörden unter Verdacht, seine unternehmerische
Tätigkeit zur Spionage für China zu nutzen. Die US-Regierung hat
Huawei auf eine schwarze Liste gesetzt. Nach den Worten des Huawei-Chefs seien die US-Sanktionen vor allem eine Belastung für die US-Firmen selbst. Huawei wolle weiterhin mit
ihnen zusammenarbeiten. Er sei aber zuversichtlich, dass Huawei auch
ohne die Hilfe der USA weiterhin wachsen werde. "Wir brauchen die USA
nicht. Wir haben die Fähigkeit, selbstständig zu überleben."
Huawei ist wichtig für europäische Wirtschaft
Huawei ist auch in Europa ein großer Wirtschaftsfaktor. Laut einer Studie von Oxford Economics hat Huawei durch seine Wirtschaftstätigkeit im Jahr 2018 einen direkten oder indirekten Beitrag von 12,8 Milliarden Euro am europäischen BIP geleistet und 169 700 Arbeitsplätze direkt oder über die Lieferkette unterstützt.
Der direkte Beitrag von Huawei zum europäischen BIP von 2,5 Milliarden Euro im Jahr 2018 ist mehr als doppelt so hoch wie im Jahr 2014, was einem realen jährlichen Wachstum von 19 Prozent entspricht. Im gleichen Zeitraum stieg die von Huawei unterstützte Gesamtbeschäftigung pro Jahr um durchschnittlich 13 Prozent und das gesamte Steuereinkommen um 17 Prozent pro Jahr.
Auch Verteidigungsministerin ist skeptisch
Ob das so bleiben wird, ist ungewiss. Immer noch gibt es in vielen europäischen Ländern Bedenken gegen Huawei, auch in Deutschland. Zwar will man hierzulande Huawei beim Aufbau des 5G-Netzes nicht von vornherein ausschließen, die Diskussion über den richtigen Umgang mit dem chinesischen Konzern hält jedoch an. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hält es für möglich, dass die Bundesregierung Huawei doch noch aus dem Bieterverfahren für das deutsche 5G-Mobilfunknetz ausschließen könnte. „Für mich ist entscheidend: Können wir alle Risiken sicher ausschließen?“, sagte Kramp-Karrenbauer auf der 9. Handelsblatt Jahrestagung Cybersecurity in Berlin.
Die Bundesregierung versuche zunächst, die Sicherheitsstandards für alle am Bieterverfahren teilnehmenden Telekommunikationsausrüster so zu definieren, dass fremde Staaten keinen Einfluss auf diese wichtige Infrastruktur nehmen könnten. „Wenn das nicht geht, dann muss man – wie andere Länder – Huawei aus dem Verfahren ausschließen“, erklärte Kramp-Karrenbauer.
Huawei will Abkommen mit Deutschland
Die Bundesnetzagentur hatte kürzlich ein Entwurfspapier vorgelegt, das Regeln für den sicheren Bau und Betrieb eines 5G-Netzes vorsieht. Dem zufolge müssen Lieferanten eine Erklärung der Vertrauenswürdigkeit abgeben - darin muss zum Beispiel stehen, dass die Firma keine vertraulichen Informationen ins Ausland weiterleitet. Eine Klausel, die explizit gegen Huawei gerichtet ist, ist in dem Regelwerk nicht enthalten. Kritiker hatten dies allerdings gefordert.
Huawei zeigt sich bei den Vorgaben entgegenkommend. Sein Unternehmen sei bereit, ein Abkommen mit Deutschland zu unterzeichnen, das Hintertüren in seinen Produkten ausschließe, sagte Ren Zhengfei. Dies sei ein weiterer Vertrauensbeweis.
Technologisch weit vorne
Der chinesische Netzwerkausrüster gilt als Marktführer bei Netzwerk-Technologien für den Aufbau des neuen Mobilfunkstandards 5G. Zu den Hauptkonkurrenten zählen die europäischen Anbieter Nokia und Ericsson.
China ist beim Aufbau seines eigenen 5G-Netzes deutlich weiter als Deutschland. Wie Staatsmedien berichteten, hat Anfang November der 5G-Betrieb in 50 Städten zumindest teilweise begonnen. In der Türkei hat Huawei mit 2,92 GBit/s unlängst einen neuen 5G-Geschwindigkeitsrekord aufgestellt. teltarif.de berichtete.