Kritik

BNetzA-Präsident übt Kritik an den Wettbewerbern

Der Präsident der Bundesnetzagentur verteidigt die Entscheidung seiner Behörde zu VDSL Vectoring und übt gleichzeitig Kritik an den Wettbewerbern.
Von Thorsten Neuhetzki

Jochen Homann Jochen Homann
Foto: dpa
In der Debatte um den zügigen Ausbau der Breitbandnetze in Deutschland hat der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, die Konkurrenten der Deutschen Telekom kritisiert. "Selten haben sich so viele unter dem Schild des Wettbewerbs versammelt und am Ende aber doch zuallererst eigene betriebswirtschaftliche Interessen verfolgt“, sagte Homann dem Handelsblatt (Dienstagausgabe). Hintergrund ist die jüngst getroffene Entscheidung der Bundesnetzagentur zum Einsatz von VDSL Vectoring im Nahbereich der Vermittlungsstellen.

Der Präsident der Behörde verteidigt die Entscheidung seines Hauses. "Hätte die Bundesnetzagentur Vectoring nicht genehmigt, würden 1,4 Millionen Haushalte nicht so schnell in den Genuss höherer Bandbreiten kommen", sagte Homann weiter. "Unsere Entscheidung leistet damit einen weiteren Beitrag zur Erreichung der Breitbandziele der Bundesregierung." Die Wettbewerber hätten hier lieber gleich Glasfaser bis zum Kunden ausgebaut, da dieses als nachhaltiger und zukunftsfähiger gilt. Auch die Telekom will Vectoring nur als Übergangstechnologie einsetzen und perspektivisch vom Kabelverzweiger ihr Glasfasernetz weiter ausbauen.

Homann verweist Wettbewerber auf Glasfaserausbau

Jochen Homann Jochen Homann
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Damit sich der Nahbereich-Ausbau für die Telekom rechne, habe die Telekom eine Mischkalkulation vorgelegt. "Dafür beansprucht sie, alle Bereiche mit Vectoring zu erschließen", erklärte Homann. Eine Re-Monopolisierung sei nicht zu befürchten, da die Wettbewerber über ein Alternativprodukt der Telekom an die Kunden herantreten könnten. "Im Übrigen können Wettbewerber etwa durch einen eigenen Glasfaserausbau immer einen direkten Zugriff zum Endkunden erhalten", sagte Homann. Die Entwicklung gehe "eindeutig zur Gigabitgesellschaft".

Bei den Wettbewerbern ist man sich einig, dass VDSL Vectoring nur ein sehr kurzfristiger Zwischenschritt sein kann. Es werde wohl keiner der aktuellen Geschäftsführer der Wettbewerbsunternehmen mit einer VDSL-Strategie in Rente gehen. Dennoch war in den vergangenen Tagen an vielen Orten nur Kopfschütteln für die Entscheidung und Detailausführungen der Bundesnetzagentur zu sehen. "In ihrer überarbeiteten Version steht, dass wir Wettbewerber FTTH-Gebiete der Telekom mit VDSL überbauen dürfen", analysierte gestern beispielsweise Jörn Schoof vom Buglas beim VDE Breitbandkongress in Berlin. "Das ist Hohn. Es macht keinen Sinn, ein Glasfasergebiet mit einer Brückentechnolgie zu überbauen". Die Telekom sieht das offenbar anders und will ihr VDSL-Angebot auch dort ausbauen, wo Wettbewerber bereits Glasfasernetze errichtet haben.

Homann hatte in der Pressemitteilung seiner Behörde zu mehr Sachlichkeit in der Sache aufgerufen. In wieweit sein Interview hier hilfreich ist, ist fraglich. Die angebotenen Ausbauverpflichtungen der Wettbewerber hatte die Behörde nicht berücksichtigt. Wir haben analysiert, mit welchen Begründungen die Angebote abgelehnt wurden.

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