Honor 9X im Hands-on: Pop-up-Kamera und Google-Dienste
Das Honor 9X für den europäischen Markt ist offiziell. Der chinesische Smartphone-Hersteller hat nach Berlin geladen und das Gerät mit ausfahrbarer Selfiekamera der Öffentlichkeit präsentiert. Das Pop-up aus dem Gehäuse ist nicht die einzige Besonderheit, die das Smartphone zu bieten hat.
Trotz Handelsstreit zwischen China und den USA und den daraus resultierenden Restriktionen für Honor beziehungsweise Huawei Google-Dienste auf ihren Smartphones zu verwenden, kommt das Honor 9X mit Android 10.
Honor hatte das 9X als den direkten Nachfolger des Honor 8X bereits im Juli für den chinesischen Markt vorgestellt. Die Specs sind also keine Geheimnisse mehr. Oder doch? Bei genauerem Hinschauen ergeben sich einige Unterschiede zum chinesischen Modell. Ja, so ist es eben.
Wir konnten das Smartphone bereits in die Redaktion locken und in einem Hands-on begutachten.
Info: Zum Zeitpunkt des Hands-ons lag uns eine Vorserien-Version vor. Dort gab es auch nur einen englischen Netzstecker. Der wird selbstverständlich in der in Deutschland verkauften Version durch einen für unsere Dosen passenden ersetzt. Android Pie war auf dem Testgerät vorinstalliert. Mit dieser Version wird das Honor 9X auch ausgeliefert. Das Update auf Googles neueste Version Android 10 wird aber nach Aussagen von Honor folgen.
Display
Das Display misst in seiner Diagonale 6,59 Zoll und ist in der Lage mit maximal Full-HD+ (2340 x 1080 Pixel) aufzulösen.
Durch die Integration der Selfiekamera in den Gehäuserahmen profitiert das Panel auch oben von einer Randlosigkeit und
muss sich nicht dem zwanghaften Ausschnitt einer Notch geschlagen geben.
Das Display des Honor 9X hat im Vergleich zum Honor 8X keine Notch mehr
Bild: teltarif.de
Auf den ersten Blick wirkt die Farbdarstellung natürlich und nicht von gekünzeltem Neo-Pop überlagert.
Ein Phablet-Display braucht mit seiner 91-prozentigen Screen-to-Body-Ratio Platz, daher kommt das Honor 9X auf Maße von 163,1 mm mal 77,2 mm mal 8,8 mm.
Insgesamt bringt das Smartphone 206 Gramm auf die Waage - kein Leichtgewicht, aber eine Gewichtsklasse, die
Phablets aufgrund ihrer Größe mehr und mehr für sich beanspruchen (müssen).
Käufer sollten sich nicht von einem vergleichsweise hohen Gewicht irritieren lassen, das Honor 9X liegt sehr gut in der Hand
und wie auch bei anderen Modellen, die die 200-Gramm-Gewichtsmarke knacken, hat man nicht das Gefühl, man würde mit einem Backstein telefonieren.
Leistung, Akku und Anschlüsse
Honor verbaut den Kirin 710 und damit die gleiche CPU wie im direkten Vorgänger Honor 8X. Das finden wir etwas schade, schließlich werkelt in der chinesischen Ausgabe der im Sommer vorgestellte neue Mittelklasse-SoC Kirin 810. Die Größe des Arbeitsspeichers liegt bei 4 GB, die interne Speicherkapazität bei 128 GB, die bei Bedarf mit einer microSD-Karte um bis zu 512 GB (beim Honor 8X noch um bis zu 256 GB) erweitert werden kann. Für Dual-SIM-Nutzung kann statt des zusätzlichen Speichermediums eine weitere Nano-SIM-Karte in den Slot eingelegt werden.
In der Natur des Hands-ons liegt, dass wir zu genauen Leistungsinformationen noch nichts sagen können.
Den Praxis-Test bestehend aus Switchen durch das Menü und dem Wechsel zwischen verschiedenen Apps
konnte das Honor 9X aber problemlos meistern.
Im Bild: Triple-Kamera, Fingerabdrucksensor und Funktionstasten
Bild: teltarif.de
Der Akku fasst 4000 mAh. Die Kapazität klingt grundsätzlich vielversprechend und ist um 250 mAh größer als der Akku des Vorgängers.
Neben der Unterstützung der aktuellen Bluetooth-5.0-Generation und dem schnelleren WLAN-ac-Standard, stehen Honor-9X-Nutzern ein klassischer 3,5-mm-Klinkenanschluss und ein USB-Typ-C-Konnektor zur Verfügung.
Was die Konnektivität angeht, so soll auf Basis künstlicher Intelligenz eine "AI Signal-Optimierung" dafür Sorge tragen, dass ein um bis zu 50 Prozent verbesserter Wifi- und 4G-Empfang vorliegt. Das ist beispielsweise ein Thema, wenn in Aufzügen, Kellern, Tiefgaragen und Co. die Verbindung abbricht und anschließend überirdisch wieder Empfang hergestellt werden muss.
Kamera und Sensoren
Rückseitig gibt es ein Triple-Kamera-System bestehend aus einer 48-Megapixel-Hauptkamera (Blende: f/1.8),
einer 2-Megapixel-Tiefenkamera (Blende: f/2.4) sowie einer 8-Megapixel-Superweitwinkelkamera mit 120-Grad-Aufnahmeradius.
Hier hatte der Vorgänger nur eine Dual-Kamera.
Das Honor 9X mit seiner vertikal angeordneten Triple-Kamera
Bild: teltarif.de
Die ausfahrbare Pop-up-Kamera stellt bei erfolgreichem Sichtkontakt 16 Megapixel (Blende f/2.2) bereit und ist damit
die gleiche wie beim Vorgänger, kommt nur eben bei Bedarf aus dem Gehäuse heraus. Die Geschwindigkeit ist dabei auf den ersten Klick
akzeptabel. Es wird sich zeigen, ob sich das auf Dauer bestätigen wird. In ausgepopten Zustand macht die Kamera übrigens
einen befriedigend stabilen Eindruck.
Ein Entsperr-Feature mittels Gesichtserkennung, wie es beispielsweise beim OnePlus 7 Pro
der Fall ist, gibt es hier nicht. Löblich ist aber die intelligente Sturz-Erkennung. Ist die Kamera ausgefahren und lässt man
das Smartphone fallen, fährt die Kamera zum Schutz ihrer selbst automatisch zurück ins Gehäuse. Das hat im Rahmen des Hands-ons
bei einigen Versuchen (über einem Sofa) auch sehr gut funktioniert. Honor gibt zudem noch an, dass das Modul
staub- und spritzwassergeschützt ist.
Die Frontkamera pop-upt jetzt aus dem Gehäuse
Bild: teltarif.de
Honor bewirbt beim Honor 9X den "AIS Super-Nachtmodus". Dabei handelt es sich um das gleiche Software-Feature, das Aufnahmen in lichtarmen Situationen aufpeppen soll, das auch schon im Honor View 20 und dem Honor 20 Pro mit seiner Kompetenz dient. Das Feature steht aber nur der Hauptkamera zur Verfügung.
In der Nähe der Kamera auf der Rückseite ist ein klassischer Fingerabdrucksensor verbaut. In der chinesischen Variante sitzt das Modul an der rechten Gehäuseseite. Der Rückseitige beim europäischen Modell hätte für unseren Geschmack einen Tacken niedriger sein können, dann müsste man nicht (in unserem Fall bei Bedienung mit dem Zeigefinger der rechten Hand) erst kurz hochrutschen. Das bleibt aber letztlich Geschmackssache
Software
Honor hatte genau wie der Mutterkonzern Huawei bereits vor einiger Zeit ein Zukunftsversprechen gegeben, was die Versorgung mit (Sicherheits-)Updates angeht. Aufgrund der angespannten Situation im Handelsstreit mit den USA fragen wir uns zurecht, warum das Honor 9X so "problemlos" mit der aktuellen Android-Firmware ausgestattet wird? Wir fragten bei Honor nach und die Antwort ist ganz einfach: Da das Honor 9X bereits vor einiger Zeit in China das Licht der Smartphone-Welt erblickte, fiel es noch in den Zyklus der Smartphones, die mit einer Android-Lizenz bedacht wurden.
Ebenfalls mit an Bord ist ein Software-Update auf den Prozessor-Boost GPU Turbo 3.0.
Fazit, Preis und Verfügbarkeit
Zu Preis und Verfügbarkeit können wir derzeit noch keine Angaben machen. Sobald diese aber kommuniziert werden dürfen, werden wir die Informationen nachreichen. Zum Test lag uns das Honor 9X in der Farbe "Sapphire Blue" vor - das können wir angesichts des von uns verwendeten Bildmaterials nicht leugnen.
Den Eindruck, den wir im Hands-on des Honor 9X gewonnen haben, ist positiv. Honor schafft es wieder einmal ein Mittelklasse-Smartphone in einen Premium-Pelz zu hüllen. Ob der Eindruck auch nach dem Blick unter das Gewand standhalten kann, werden wir herausfinden, in dem wir das Smartphone auf Herz und Nieren prüfen.
Wie sich der Vorgänger Honor 8X in der Praxis geschlagen hat, lesen Sie in einem ausführlichen Testbericht.
Ebenfalls interessant: Das Honor 20 Pro wurde im Mai in London vorgestellt. Zum Zeitpunkt, als der Handelsstreit gerade Fahrt aufnahm. Mittlerweile kommt das Smartphone aber in den Genuss von Google-Diensten. Details zum Budget-Flaggschiff mit Quadro-Kamera lesen Sie ebenfalls in einem Testbericht.