Streaming-Plattform

TV, Netflix und mehr? Das leistet der Unitymedia-Receiver

Mit der Horizon-Box verspricht Unitymedia "mehr als nur Fernsehen";. Neben den TV-Programmen stehen unter anderem auch die Inhalte von Maxdome oder Netflix zur Verfügung. Doch gelingt dem Kabelnetzbetreiber mit dem All-in-one-Gerät das versprochene nahtlose Entertainment-Vergnügen?
Von Marc Hankmann

Unitymedia ist mit seiner Horizon-Plattform, zu der neben dem HD-Festplatten­rekorder und dem HD-Receiver auch die mobile App Horizon Go zählt, alles andere als allein im Markt: Apple TV, Googles Chromecast oder Amazon Fire TV Stick sind nur drei der Konkurrenten, die lineares Fernsehen mit non-linearen On-Demand-Diensten verbinden und um die Vorherrschaft im Wohn­zimmer kämpfen. Im Gegensatz zu Apple, Google und Amazon kommt Unitymedia aber nicht aus der IP-Welt. Ein Vorteil für den Kabelnetz­betreiber?

Fokus auf Bewegtbild

Beim Fernsehen weiß Unitymedia, worauf es ankommt: Der Horizon-HD-Festplatten­rekorder enthält sechs Tuner, von denen vier für Aufnahmen auf die integrierte 500-GB-Festplatte und zwei fürs Zapping zur Verfügung stehen. Mit bis zu vier parallelen Aufnahmen dürfte auch der härteste TV-Junkie auskommen.

Die beiden Zapping-Tuner sorgen zudem für sehr schnelles Umschalten, selbst zwischen HD-Programmen. Der Grund: Während der erste Tuner das Bild des gewählten Kanals bereit­stellt, hält der zweite den nächst­folgenden Sender bereit, je nachdem, ob man in der Kanalliste gerade hoch- oder herunter­zappt. Einziger Nachteil: Ändert man die Zapping-Richtung, braucht die Box etwas länger, um das Bild des gewählten Senders zu präsentieren. Unitymedia Horizon-Box Die Horizon-Box von Unitymedia mit sechs Tunern, 500 GB Festplatte und Gigabit-LAN
Bild: Unitymedia

Video on Demand (VoD) und TV-Archiv

Dass Unitymedia viel Wert auf das bewegte Bild legt, wird bereits beim ersten Blick auf die Fern­bedienung deutlich: Die obligatorische Taste zum Umschalten zwischen TV und Radio fehlt, stattdessen gibt es eine für den direkten Zugriff auf die TV-Aufnahmen sowie eine weitere, mit der man in die Videothek der Horizon-Box gelangt.

Dort befinden sich die VoD-Angebote von Unitymedia und Maxdome sowie das TV-Archiv. Darunter versammeln sich die Mediatheken der TV-Sender, denn die Horizon-Box unterstützt nicht den HbbTV-Standard, der für die Übertragung der Mediatheken eingesetzt wird. Will man die Mediathek eines einzelnen Senders aufrufen, drückt man also nicht auf die rote Farb­taste der Fern­bedienung, sondern drückt auf die OK-Taste und wählt den Menüpunkt "Verpasst", der auch in der beim Kanal­wechsel erscheinenden Info-Leiste zu finden ist.

Unitymedia Horizon-Box Die rückseitige Tastatur kommt insbesondere bei der Suche zum Tragen. Allzu schnell darf man aber nicht tippen.
Bild: Unitymedia
Der Vorteil: Die Navigation im TV-Archiv ist sender­übergreifend gleich. Die Navigation in den HbbTV-Mediatheken unterscheidet sich von Sender­gruppe zu Sender­gruppe. Lediglich die Sortierung im TV-Archiv der Horizon-Box ist etwas unterschiedlich. Die Programme der Medien­gruppe RTL Deutschland werden zum Beispiel alphabetisch geordnet, die von ProSiebenSat.1 nach TV-Genres.

ARD- und ZDF-Mediathek durch die Hintertür

Der große Wermuts­tropfen ist jedoch das Fehlen der Mediatheken von ARD und ZDF. Der Streit um die Einspeise­entgelte zwischen den Öffentlich-Rechtlichen und den großen Kabelnetz­betreibern dürfte der Grund dafür sein, dass Horizon-Nutzer darauf verzichten müssen, sich den Tatort vom vergangenen Sonntag oder die neueste Folge von Neo Magazin Royal anzusehen.

Einzige Möglichkeit für Horizon-Nutzer ist die YouTube-App auf der Box, denn ARD und ZDF sind schließlich mit ihren Inhalten auch auf der Video-Plattform vertreten. Kleiner Tipp am Rande: Schaltet man Das Erste oder ZDF ein und wählt in der Info-Leiste YouTube über "Apps" aus, werden sogleich passende Inhalte zur laufenden Sendung angezeigt. Auch die Wikipedia-App listet beim Start Informationen auf, die zum Programm passen.

Netflix als App

Unitymedia Horizon-Box Netflix befindet sich als App und in der Programmliste als Kanal auf der Horizon-Box. Die Inhalte können über die Suche aber nicht gefunden werden.
Bild: Unitymedia
Auch Netflix lässt sich über die App-Auswahl der Info-Leiste ansteuern. Den US-Streaming-Dienst würde man im Hauptmenü der Horizon-Box neben dem TV-Archiv und Maxdome in der Videothek vermuten, doch er befindet sich als App im Menü "Meine Medien". Außerdem ist Netflix in der Sender­liste auf dem Kanal 997 vertreten, direkt hinter Das Erste HD.

Die Netflix-Sonder­rolle setzt sich dann auch bei der Empfehlungs­funktion fort. Sie bezieht sich rein auf TV-Inhalte. In zwei Bild­reihen werden wild durch­einander gemixt die Empfehlungen angezeigt, was etwas unübersichtlich wirkt. Eine Unterteilung nach typischen TV-Genres wäre hier hilfreich. Unter dem Menüpunkt "Beliebt" bietet die Empfehlungs­funktion zudem eine Auswahl an kosten­pflichtigen Filmen, die aber nicht auf dem Seh­verhalten des Nutzers beruht. Das wird übrigens von der Box nur analysiert, wenn der Nutzer vorher zustimmt.

Auf der nächsten Seite lesen Sie, wo die Horizon-Plattform richtig überzeugt und wo es noch Potenzial für Verbesserungen gibt.

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