Spionage-Verdacht

5G-Netz: Regierung baut hohe Hürden für Huawei auf

Nach einem Bericht des Handelsblattes werden die Sicherheitsauflagen für die Errichtung des 5G-Netzes verschärft. Telekom und Telefónica bereiten sich darauf vor, Huawei aus ihren Kernnetzen zu verbannen.
Von Wolfgang Korne

Huawei gerät auch in Deutschland zunehmend unter Druck. Auch die Bundesregierung fürchtet, dass an den Spionagevorwürfen gegen Huawei etwas dran sein könnte.
picture alliance/Robert Schlesinger/ZB/dpa
Der Streit um angeb­liche Sicher­heits­lü­cken beim Netz­werk­aus­rüster Huawei bekommt eine neue Dimen­sion. Erst­mals erwägt die Bundes­re­gie­rung, den Einsatz von Technik der Chinesen einzu­schränken – wenn auch nur indi­rekt, über schär­fere Sicher­heits­auf­lagen.

Schär­fere Sicher­heits­an­for­de­rungen kommen

Huawei gerät auch in Deutschland zunehmend unter Druck. Auch die Bundesregierung fürchtet, dass an den Spionagevorwürfen gegen Huawei etwas dran sein könnte.
picture alliance/Robert Schlesinger/ZB/dpa
Wie das Handels­blatt aus Teil­neh­mer­kreisen erfuhr, verstän­digten sich vorges­tern hoch­ran­gige Regie­rungs­ver­treter über das weitere Vorgehen beim künf­tigen Umgang mit Netz­werk­aus­rüs­tern. Danach soll die Bundes­netz­agentur gemeinsam mit dem BSI zeitnah Eckpunkte für schär­fere Sicher­heits­an­for­de­rungen für den Netz­ausbau vorlegen. Hinter­grund ist, dass die Netz­be­treiber rasch Klar­heit haben müssen, spätes­tens Mitte März soll bereits die Frequenz­ver­stei­ge­rung über die Bühne gehen.

Die neuen Sicher­heits­an­for­de­rungen sollen unter anderem eine Verpflich­tung zur Zerti­fi­zie­rung des verwen­deten Equip­ments durch das BSI beinhalten sowie die Offen­le­gung der Quell­codes. Das soll ermög­li­chen, Hinter­türen in der Program­mie­rung zu erkennen. Brisant: Die Anfor­de­rungen sollen dem Vernehmen nach für alle Bereiche gelten, also nicht nur für 5G, sondern auch für die 2G-, 3G- und 4G-Netze.

Frei­wil­liger Verzicht?

Die Bundes­re­gie­rung rechnet derzeit damit, dass die Netz­be­treiber aufgrund des poli­ti­schen Drucks und des bestehenden Sicher­heits­ri­sikos frei­willig darauf verzichten werden, Technik von Huawei im Kern­be­reich ihres 5G-Netzes zu verbauen. Konkret ausschließen, wie es etwa Neusee­land oder Austra­lien gemacht hatten, will die Bundes­re­gie­rung Huawei nicht. Länder wie Groß­bri­tan­nien gehen einen ähnli­chen Weg wie Deutsch­land, indem sie die Sicher­heits­an­for­de­rungen hoch­schrauben und auf frei­wil­lige Beschrän­kungen der Netz­be­treiber setzen.

Zusatz­kosten befürchtet

Die Indus­trie warnt aber vor mögli­chen Konse­quenzen. Ein Ausschluss von Huawei aus den Kern­netzen in Deutsch­land wäre zwar möglich, heißt es von dort. Aller­dings fürchten die Firmen­ver­treter, dass der Bann von Huawei-Technik aus dem Herzen der Netze zu massiven Mehr­kosten führen und den Ausbau von 5G verlang­samen könnte. Noch größer ist die Sorge, Huawei-Technik könnte komplett ausge­schlossen werden. „Das wäre kaum möglich“, sagte ein rang­hoher Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ma­nager dem Handels­blatt. Huawei-Geräte steckten in den Netzen aller drei Mobil­funk­be­treiber. Es würde einige Jahre dauern, alle Technik zu entfernen, und es hätte massive Konse­quenzen für die Qualität der Netze.

Netz­be­treiber prüfen Huawei-Bann

Die Netz­be­treiber spielen die Auswir­kungen eines Banns von Huawei aus dem Kern­netz trotzdem bereits durch. Wie das Handels­blatt erfuhr, haben Telekom und Telefónica Pläne aufge­legt, in denen sie prüfen, wie sich Huawei-Technik aus den sensi­belsten Berei­chen ihrer Infra­struktur entfernen ließe. Voda­fone verwendet nach eigenen Angaben Huawei nur begrenzt in seinem Kern­netz in Deutsch­land.

Telefónica Deutsch­land warnte vor einem lang­wie­rigen Verfahren, sollte Huawei aus dem kompletten Kern­netz ausge­schlossen werden, auch für die jetzigen Stan­dards von 2G aufwärts. „Hier spre­chen wir nicht von wenigen Monaten, sondern von längeren Zeit­räumen“, sagte ein Unter­neh­mens­spre­cher. Die Ressourcen für den Rückbau würden dann an anderer Stelle fehlen.

Huawei gibt sich offen

Zu den Plänen der Bundes­re­gie­rung für stren­gere Prüfungen sagte ein Huawei-Spre­cher: „Wir begrüßen prin­zi­piell jede Initia­tive, die auf Basis objek­tiver Sicher­heits­kri­te­rien Prüf­me­cha­nismen fest­schreibt, die die Tech­no­logie aller Liefe­ranten kriti­scher Infra­struktur unab­hängig von ihrem Herkunfts­land unter­sucht und bewertet.“

Hinter­grund der Sorgen ist, dass chine­si­sche Gesetze Unter­nehmen dazu verpflichten könnten, ihre Daten dem Staat offen zu legen. Huawei bestreitet, dass eine solche Verpflich­tung besteht. Eine Lösung des Konfliktes könnte viel­leicht darin bestehen, dass Huawei seinen Firmen­sitz von China weg verlegt. Diese Möglich­keit wies Huawei aller­dings zurück. „Das steht nicht zur Diskus­sion“, sagte ein Firmen­spre­cher.

Die jetzige Entschei­dung der Bundes­re­gie­rung hat sich bereits Mitte Januar ange­deutet. Bereits damals waren Plänen zur Verschär­fung der Sicher­heits­stan­dards durch­ge­si­ckert. teltarif.de berich­tete.

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