Editorial: Huawei schlägt sich wacker
Huawei hält sich trotz des Handelsstreits mit den USA und Embargos wacker
picture alliance/Dan Himbrechts/AAP/dpa
Als direktes Opfer des amerikanisch-chinesischen Handelskriegs hat
es der Huawei-Konzern derzeit nicht einfach:
Immer mehr Länder haben ein Embargo für Netzwerktechnik des Konzerns.
Und mangels Google-Apps sind die neuesten und besten Smartphone-Modelle
von Huawei in großen Teilen der Welt so gut wie unverkäuflich.
Umso erstaunlicher ist es, dass Huawei im vergangenen Jahr den Umsatz sogar noch weiter steigern konnte. Das ist zum Teil sogar eine direkte Folge der Sanktionen: In vielen Märkten, in denen Huawei aktiv ist, denken sich die Kunden als Gegenreaktion zu den US-Sanktionen sogar "jetzt erst recht". Und so konnte Huawei trotz starker inländischer Konkurrenz durch Xiaomi und Co. den Smartphone-Absatz auf dem Heimatmarkt erneut deutlich steigern.
Huawei setzt auf Eigenproduktion
Huawei hält sich trotz des Handelsstreits mit den USA und Embargos wacker
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Mit den Embargos verliert Huawei aber nicht nur Google als wichtigen
Zulieferer für Software und Betriebssysteme, sondern auch zahlreiche
Hardware-Zulieferer. Im Gegenzug ist es Huawei aber in Rekordzeit
gelungen, viele Komponenten, die sie bisher zugekauft haben, durch
Eigenproduktionen zu ersetzen. Dass die Belegschaft durch den Druck von
außen zusammenschweißt, dürfte einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren
für diesen schnellen Durchbruch sein. Dieser ermöglicht Huawei nun nicht
nur, überhaupt weiterzuproduzieren, sondern auch, dieses mit besonders
niedrigen Kosten zu tun. Ohne den Druck von außen wäre eine solche
Verselbständigung und Kostensenkung wahrscheinlich nicht oder nur mit
deutlich mehr Personaleinsatz erreicht worden.
Sicherlich wird es für Huawei in den kommenden Jahren noch schwerer werden, ihre Netzwerktechnologie in Europa, Nordamerika oder Australien zu verkaufen. Sicherheitsbedenken bezüglich möglicher Spionage durch Huawei für die chinesische Regierung werden hier viele Netzbetreiber zu Ericsson und Nokia treiben. Doch der Einfluss Chinas in der Welt wächst. Und so dürfte es in vielen Regionen Asiens, Südamerikas und Afrikas in den kommenden Jahren sogar leichter werden für Huawei.
Die bekannte Blockbildung aus dem "Kalten Krieg" der 70er und 80er Jahre ist also zurück. Noch ist nicht absehbar, wer dieses Mal der Gewinner und wer der Verlierer sein wird.