Huawei: "Wir werden auch ohne Google die Nummer 1"
Huawei will Marktführer werden
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Huawei steht seit Monaten auf einer schwarzen Liste der US-Regierung. Mit Unternehmen, die auf dieser Liste stehen, dürfen amerikanische Firmen nur dann Geschäfte machen, wenn sie dafür eine Ausnahmegenehmigung erhalten. Google und Huawei arbeiten derzeit auf Basis einer solchen Regelung zusammen, die erst kürzlich wieder um 90 Tage verlängert wurde. Allerdings sieht diese temporäre Lösung beispielsweise keine Möglichkeit vor, neue Smartphones für die Nutzung des Android-Betriebssystems in der "Vollversion" mit allen Google-Diensten zu lizenzieren.
So ist das Huawei Mate 30 (Pro) derzeit zwar mit der Open-Source-Version von Android auf den Markt. Google-Dienste sind aber nicht an Bord. Testweise wird das Gerät nun auch in Spanien und damit in einem ersten EU-Land verkauft. Denkbar wäre, dass es auch in Deutschland bald erhältlich ist - ohne Google-Dienste. Huawei erklärte zwar, die Google-Apps quasi "über Nacht" nachzuinstallieren, sobald der Hersteller dafür grünes Licht hat. Doch ob und wann das der Fall sein könnte, ist unklar.
Huawei hofft noch auf Google-Kooperation
Huawei will Marktführer werden
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Huawei-CEO Ren Zhengfei erklärte in einem CNN-Interview, man warte nach wie vor auf die Möglichkeit, wieder in vollem Umfang mit Google zusammenarbeiten zu können. Anders als Microsoft, das vor wenigen Tagen eine entsprechende Ausnahmegenehmigung erhielt, ist das bei Google noch nicht der Fall. Abgelehnt worden sei ein entsprechender Antrag allerdings bislang auch nicht.
Der Huawei-Chef zeigt sich kämpferisch. Auf die Frage im CNN-Interview, ob der Konzern auch ohne Google zur Nummer 1 auf dem Smartphone-Markt werden könne, antwortete er: "Ich glaube nicht, dass das ein Problem wäre." Huawei bevorzuge nach wie vor eine Zusammenarbeit mit Google, man sei aber auch für den Fall gerüstet, dass diese in absehbarer Zeit nicht mehr möglich ist. Auf dem chinesischen Heimatmarkt spielen Google Play Store & Co. ohnehin keine Rolle. In Westeuropa, ebenfalls ein wichtiger Markt für Huawei, könnten sich Smartphones ohne Google-Apps aber deutlich schlechter verkaufen.
Alternative Appstores können Google nur bedingt ersetzen
Das Huawei-eigene Appstore bietet aktuell nur rund 45 000 Programme zum Download an. Alternative App-Portale sind potenziell unsicher und können manche Google-Dienste ebenfalls nur bedingt ersetzen. Selbst mobiles Bezahlen könnte fast unmöglich sein, auch wenn man nicht auf Google Pay setzt. Die Apps von Kreditinstituten wie den Sparkassen oder den Volks- und Raiffeisenbanken funktionieren nur in einer "Google-Umgebung". Allein die Installation der APK-Datei würde nicht automatisch dafür sorgen, dass sich die Dienste auch nutzen lassen.
"Es ist ein kritischer Moment für uns alle. Ich hoffe, die US-Regierung überlegt sich, was für amerikanische Unternehmen am besten ist", so der Huawei-CEO gegenüber CNN. Zhengfei blickt optimistisch in die Zukunft, zumal der Umsatz in den ersten neun Monaten des Jahres 2019 um 24 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen sind. Hintergrund sind vor allem steigende Smartphone-Verkaufszahlen auf dem chinesischen Markt.
In einer weiteren Meldung berichten wir über ein neues Produkt, das Huawei in dieser Woche vorgestellt hat.