Huawei

Huawei: Wachstum im ersten Halbjahr, aber offene Fragen

Huawei hat posi­tive Halb­jahres­zahlen vorge­legt. Noch zeigen die US-Sank­tionen kaum Auswir­kungen, doch in Wahr­heit steckt der Konzern in einem Über­lebens­kampf.
Von dpa / Wolfgang Korne

Huawei Verwaltungsratschef Liang Hua bei der heutigen Bilanz-Konferenz Huawei Verwaltungsratschef Liang Hua bei der heutigen Bilanz-Konferenz
Screenshot: teltarif.de
Der chine­sische Huawei-Konzern stellt sich auf höhere Kosten durch die massiven US-Sank­tionen ein. "Wir werden weiter durch schwie­rige Zeiten gehen und in Leute und Mate­rial inves­tieren müssen", sagte der Vorstands­vorsit­zende Liang Hua heute in Shen­zhen.

Huawei müsse im zweiten Halb­jahr noch viele Löcher stopfen. In der ersten Jahres­hälfte wuchs der Umsatz des Mobil­funk-Ausrüs­ters und Smart­phone-Anbie­ters noch deut­lich. Das Unter­nehmen macht aber keine konkreten Angaben dazu, wie stark das Geschäft zuletzt durch die US-Sank­tionen gelitten hat.

Zugang zum ameri­kani­schen Markt versperrt

Huawei Verwaltungsratschef Liang Hua bei der heutigen Bilanz-Konferenz Huawei Verwaltungsratschef Liang Hua bei der heutigen Bilanz-Konferenz
Screenshot: teltarif.de
Huawei war von US-Präsi­dent Donald Trump Mitte Mai unter Hinweis auf Sicher­heits­bedenken auf eine schwarze Liste gesetzt worden. Damit wurde dem Unter­nehmen der Zugang zu Tech­nologie von US-Konzernen und dem ameri­kani­schen Markt weit­gehend versperrt. Die Aussicht, dass Huawei-Smart­phones keine Updates des Android-Betriebs­systems von Google mehr bekommen, erschwerte auch die Verkäufe unter anderem in Europa. Die Android-Sperre wurde zunächst bis Ende August ausge­setzt.

Zukunft neuer Modelle unge­wiss

Doch Huawei weiß weiterhin nicht, ob die nächsten Top-Modelle seiner Smart­phones mit Android und Zugang zu Google-Apps wie Maps oder GMail ausge­liefert werden können. Huawei wolle defi­nitiv weiterhin Android nutzen, das hänge aber von der US-Regie­rung ab, sagte Liang Hua. Zugleich bekräf­tigte er, dass Huawei sich in der Lage sehe, ein alter­natives Betriebs­system und eine eigene App-Infra­struktur zu etablieren.

Trotz Sank­tionen mehr Smart­phones verkauft

Huawei setzte im ersten Halb­jahr nach eigenen Angaben 118 Millionen Smart­phones ab, das waren 24 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das Wachstum dürfte zu einem großen Teil vom Heimat­markt getragen worden sein. Nach Berech­nungen der Analy­sefirma Canalys erreichte Huawei im zweiten Quartal in China einen Rekord-Markt­anteil von 38 Prozent. Dort sei der Smart­phone-Absatz der Firma in dieser Zeit um 31 Prozent auf 37,3 Millionen Geräte gestiegen. Dazu habe auch eine patrio­tische Stim­mung ange­sichts der US-Sank­tionen beigetragen.

Im ersten Halb­jahr stieg der Umsatz im Jahres­vergleich um gut 23 Prozent auf 401,3 Milli­arden Yuan (rund 52,3 Milli­arden Euro). Liang Hua gab auch auf Anfrage keine Prognose für das Wachstum in der zweiten Jahres­hälfte ab. Er gab sich aber betont kämp­ferisch. "Wir werden weiter für unser Über­leben kämpfen", sagte er heute. Huawei werde auch in die Zukunft inves­tieren.

Zu Beginn seiner Präsen­tationen wurde ein Foto eines alten Kampf­flug­zeugs einge­blendet, dass trotz Einschuss­löchern in den Trag­flächen in der Luft bleibt.

Carrier-Geschäft zeigt sich unbe­eindruckt

Auf das Geschäft mit Technik für den kommenden 5G-Daten­funk hatten die US-Sank­tionen nach Darstel­lung von Huawei keine erheb­lichen Auswir­kungen. So habe man seit Mitte Mai elf neue Aufträge für die Ausrüs­tung von 5G-Netzen bekommen. Bis heute hat Huawei 50 kommer­zielle 5G-Verträge abge­schlossen und mehr als 150 000 Basis­stationen an Märkte in aller Welt gelie­fert. Der Umsatz im Carrier-Geschäft erreichte im ersten Halb­jahr 146,5 Milli­arden CNY (18,8 Milli­arden Euro).

Huawei gilt als ein führender Anbieter von Tech­nologie für 5G-Mobil­funk-Netze, die in den kommenden Jahren in großem Stil rund um die Welt entstehen werden. Aller­dings gibt es auch in Europa Debatten darüber, ob der Konzern wegen Sicher­heits­bedenken vom 5G-Netz­aufbau ausge­schlossen werden sollte. Gewarnt wird unter anderem vor einer Nähe von Huawei zu chine­sischen Behörden sowie der Möglich­keit von Sabo­tage im Fall eines Konflikts. Die Russen scheinen diese Bedenken nicht zu teilen. Sie hatten zuletzt explizit Vertrauen in die Exper­tise von Huawei gezeigt und eine Zusam­menar­beit in Sachen 5G verein­bart. teltarif.de berich­tete.

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