Huawei: Wachstum im ersten Halbjahr, aber offene Fragen
Huawei Verwaltungsratschef Liang Hua bei der heutigen Bilanz-Konferenz
Screenshot: teltarif.de
Der chinesische Huawei-Konzern stellt sich auf
höhere Kosten durch die massiven US-Sanktionen ein. "Wir werden
weiter durch schwierige Zeiten gehen und in Leute und Material
investieren müssen", sagte der Vorstandsvorsitzende Liang Hua heute in Shenzhen.
Huawei müsse im zweiten Halbjahr noch viele Löcher stopfen. In der ersten Jahreshälfte wuchs der Umsatz des Mobilfunk-Ausrüsters und Smartphone-Anbieters noch deutlich. Das Unternehmen macht aber keine konkreten Angaben dazu, wie stark das Geschäft zuletzt durch die US-Sanktionen gelitten hat.
Zugang zum amerikanischen Markt versperrt
Huawei Verwaltungsratschef Liang Hua bei der heutigen Bilanz-Konferenz
Screenshot: teltarif.de
Huawei war von US-Präsident Donald Trump Mitte Mai unter Hinweis auf
Sicherheitsbedenken auf eine schwarze Liste gesetzt worden. Damit
wurde dem Unternehmen der Zugang zu Technologie von US-Konzernen und
dem amerikanischen Markt weitgehend versperrt. Die Aussicht, dass
Huawei-Smartphones keine Updates des Android-Betriebssystems von
Google mehr bekommen, erschwerte auch die Verkäufe unter anderem in
Europa. Die Android-Sperre wurde zunächst bis Ende August ausgesetzt.
Zukunft neuer Modelle ungewiss
Doch Huawei weiß weiterhin nicht, ob die nächsten Top-Modelle seiner Smartphones mit Android und Zugang zu Google-Apps wie Maps oder GMail ausgeliefert werden können. Huawei wolle definitiv weiterhin Android nutzen, das hänge aber von der US-Regierung ab, sagte Liang Hua. Zugleich bekräftigte er, dass Huawei sich in der Lage sehe, ein alternatives Betriebssystem und eine eigene App-Infrastruktur zu etablieren.
Trotz Sanktionen mehr Smartphones verkauft
Huawei setzte im ersten Halbjahr nach eigenen Angaben 118 Millionen Smartphones ab, das waren 24 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das Wachstum dürfte zu einem großen Teil vom Heimatmarkt getragen worden sein. Nach Berechnungen der Analysefirma Canalys erreichte Huawei im zweiten Quartal in China einen Rekord-Marktanteil von 38 Prozent. Dort sei der Smartphone-Absatz der Firma in dieser Zeit um 31 Prozent auf 37,3 Millionen Geräte gestiegen. Dazu habe auch eine patriotische Stimmung angesichts der US-Sanktionen beigetragen.
Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz im Jahresvergleich um gut 23 Prozent auf 401,3 Milliarden Yuan (rund 52,3 Milliarden Euro). Liang Hua gab auch auf Anfrage keine Prognose für das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte ab. Er gab sich aber betont kämpferisch. "Wir werden weiter für unser Überleben kämpfen", sagte er heute. Huawei werde auch in die Zukunft investieren.
Zu Beginn seiner Präsentationen wurde ein Foto eines alten Kampfflugzeugs eingeblendet, dass trotz Einschusslöchern in den Tragflächen in der Luft bleibt.
Carrier-Geschäft zeigt sich unbeeindruckt
Auf das Geschäft mit Technik für den kommenden 5G-Datenfunk hatten die US-Sanktionen nach Darstellung von Huawei keine erheblichen Auswirkungen. So habe man seit Mitte Mai elf neue Aufträge für die Ausrüstung von 5G-Netzen bekommen. Bis heute hat Huawei 50 kommerzielle 5G-Verträge abgeschlossen und mehr als 150 000 Basisstationen an Märkte in aller Welt geliefert. Der Umsatz im Carrier-Geschäft erreichte im ersten Halbjahr 146,5 Milliarden CNY (18,8 Milliarden Euro).
Huawei gilt als ein führender Anbieter von Technologie für 5G-Mobilfunk-Netze, die in den kommenden Jahren in großem Stil rund um die Welt entstehen werden. Allerdings gibt es auch in Europa Debatten darüber, ob der Konzern wegen Sicherheitsbedenken vom 5G-Netzaufbau ausgeschlossen werden sollte. Gewarnt wird unter anderem vor einer Nähe von Huawei zu chinesischen Behörden sowie der Möglichkeit von Sabotage im Fall eines Konflikts. Die Russen scheinen diese Bedenken nicht zu teilen. Sie hatten zuletzt explizit Vertrauen in die Expertise von Huawei gezeigt und eine Zusammenarbeit in Sachen 5G vereinbart. teltarif.de berichtete.