7 nm

Huawei Kirin 980: Mehr Power & Effizienz für Smartphones

Huaweis neuer Smartphone-Prozessor vereinigt hohe Performance mit niedrigem Stromverbrauch: Sind das gute Nachrichten für mobile Gamer?
Von der IFA in Berlin berichtet

Der chinesische Smartphone-Hersteller und Netzausrüster Huawei hat auf der IFA 2018 in Berlin seinen neuen Smartphone-Prozessor Kirin 980 vorgestellt. Der neue, erstmals in einem 7-nm-Prozess gefertigte Chip soll im Vergleich zum Vorgänger Kirin 970 bzw. zur Konkurrenz (Qualcomm Snapdragon 845, Apple A11) die Leistung um 20 bis 40 Prozent steigern, die Effizienz (also die Leistung geteilt durch den Stromverbrauch) gar um 40 bis 180 Prozent. Vorankündigung des Huawei Mate 20 Vorankündigung des Huawei Mate 20
Foto: teltarif.de
Vom bisherigen Big.Little-Schema mit vier schnellen und vier sparsamen Prozessorkernen wechselt Huawei nun zu einem Big.Middle.Little-Schema mit zwei besonders schnellen Kernen (2,6 GHz, auf Basis des ARM Cortex A76), zwei schnellen (1,92 GHz, ebenfalls ARM Cortex A76) und vier effizienten Kernen (1,8 GHz, ARM Cortex A55). Eine auf selbstlernenden Algorithmen basierende Auslastungsvorhersage versucht, die von den gerade laufenden Apps benötigte CPU-Leistung möglichst genau vorherzusagen, damit genau die richtigen Kerne eingesetzt werden: Die sparsamen für Hintergrundaufgaben wie das Anhören von Musik, oder die leistungsfähigen, wenn beispielsweise der Browser gerade eine Seite rendert. So soll die Leistungsaufnahme des Gesamtsystems reduziert werden, während das Smartphone zugleich stets flüssig auf Eingaben reagiert.

Im Grafikbereich ist der Kirin 980 das erste SoC (System on a Chip) mit der neuen Mali-G76 GPU. Im Vergleich zum Vorgänger wurde die Leistung um 46 Prozent gesteigert, die Effizienz gar um 178 Prozent. Auch bei voller Grafikleistung braucht der Kirin 980 den Angaben von Huawei zufolge nur in etwa halb so viel Strom wie der Kirin 970.

Auch die weiteren Einheiten des Kirin 980 wurden verbessert: Die NPU, die beispielsweise Bilderkennung/Mustervergleich besonders schnell durchführen kann, ist doppelt so schnell wie beim Snapdragon 845 und viermal so schnell wie beim A11-Bionic-Prozessor im aktuellen iPhone. Freilich wird auch der Nachfolger des A11, den Apple voraussichtlich in wenigen Tagen zusammen mit den neuen iPhones vorstellen wird, ebenfalls die NPU-Leistung kräftig steigern. Auch der Qualcomm Snapdragon 845 wurde bereits vor fast einem Jahr angekündigt und wird seit dem Frühjahr 2018 auch bereits serienmäßig in Smartphones eingebaut, allen voran in das Samsung Galaxy S9 und S9+.

Beeindruckende Spezifikationen

Spezifikationen des neuen Systems on a Chip Huawei Kirin 980 Spezifikationen des neuen Systems on a Chip Huawei Kirin 980
Foto: teltarif.de
Generell sind die Spezifikationen des Kirin 980 beeindruckend, egal, ob man sich die Transistorzahl (6,9 Milliarden), die Speichertaktrate (2133 MHz, so mancher Laptop liegt niedriger), die Speicherbandbreite (23,1 GB/s) oder das Mobilfunkmodem (4G/LTE mit bis zu 1,4 GBit/s, vorbereitet für 5G durch Ergänzung eines weiteren Modemchips) anschaut. Erst Praxistests werden jedoch zeigen, ob auch die versprochenen Effizienzsteigerungen erreicht werden können. Die Hoffnung darauf besteht freilich: Schon der Kirin 970 war beeindruckend effizient: In unserem Akku-Test erreicht das Huawei P20 Pro trotz gleich großem Akku satte 100 Minuten mehr Laufzeit als das Samsung Galaxy Note 9, das wie S9 und S9+ auf dem Snapdragon 845 basiert.

Neues Laufzeitwunder Mate 20?

Erste Ergebnisse des genannten Praxistest des Kirin 980 werden wir Ihnen voraussichtlich bereits in 7 Wochen präsentieren können: Huawei hat heute auf der IFA angekündigt, dass die Mate-20-Smartphone-Familie (erwartet werden Mate 20 Pro und Mate 20, das Mate 20 Lite wird einen schwächeren Prozessor haben) am 16. Oktober in London vorgestellt wird, und das zumindest deren Top-Modelle vom Kirin 980 angetrieben werden. Erfahrungsgemäß sind bei Huawei direkt zum Vorstellungstermin auch Testgeräte verfügbar, so dass wir Ihnen am 18. oder 19. Oktober dann bereits erste Einschätzungen zur Performance und zur Akkulaufzeit der neuen Geräte geben können. Bis es so weit ist, läuft aber erstmal die Gerüchteküche heiß.

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