Geprüft

Huawei P10 im Test: Das Smartphone, das Dich schön aussehen lässt

Im Test des Huawei P10 haben wir die Dual-Kamera des Smartphones sowie dessen Leistung unter die Lupe genommen. Außerdem haben wir uns den neuen Fingerabdrucksensor im Home-Button genau angeschaut. Kann uns das Huawei P10 überzeugen?
Von Rita Deutschbein

Huawei P10 mit Android Nougat und Emui 5.1

Huawei liefert das P10 mit Android 7.0 Nougat und der Version 5.1 seiner Oberfläche Emotion UI, oder kurz Emui, aus. Im Vergleich zu früheren Versionen der Oberfläche können Nutzer auf Wunsch auf einen App Drawer zugreifen, bei dem alle auf dem Smartphone installierten App in einem zentralen Sammelpunkt gelistet werden. Ab Emui 5.0 gibt es zudem neue Funktionen wie den App Klon, der es erlaubt, bei kompatiblen Apps wie WhatsApp und Facebook einen zweiten Account einzurichten. Die geklonte App wird auf dem Homescreen mit der Zahl 2 versehen und lässt sich unabhängig von der Haupt-App nutzen.

Neu bei Emui 5.1 ist der Ausbau der künstlichen Intelligenz, wenn man es denn so nennen möchte. Denn das Huawei P10 ist durch einen verbesserten Algorithmus für die Verwaltung des Arbeits­speichers in der Lage zu erkennen, welche Apps der Nutzer häufig verwendet. Die entsprechenden Anwendungen erhalten folglich eine Priorisierung, wodurch sie sich schneller öffnen lassen als herkömmliche Apps. Das funktioniert, indem wichtige Elemente einer priorisierten App im RAM zwischengelagert werden und auch nach dem Schließen der Anwendung im Speicher verbleiben. Damit "alte" App-Bestandteile den Arbeits­speicher auf Dauer nicht verstopfen, hat Huawei die Defrag­mentierung des RAMs angepasst - ob dies ausreicht, Datenreste besser recyclen zu können, kann aber nur ein Langzeittest zeigen.

Eine unschöne Tradition behält Huawei bei: Ab Werk sind einige Apps auf dem Smartphone installiert, die überflüssig sind. Dazu gehören diverse Spiele und Anwendungen wie Booking.com, Facebook und Instagram. Die Apps lassen sich zwar vollständig deinstallieren, schöner wäre es aber gewesen, wenn Huawei auf deren Installation verzichtet hätte.

Der interne Speicher hat eine Größe von 64 GB. Davon sind, auch aufgrund der bereits installierten Anwendungen, ab Werk bereits 16 GB belegt, sodass Nutzern noch 48 GB zur freien Verfügung stehen. Auf Wunsch kann der Speicher mittels microSD-Karte um zusätzlich bis zu 256 GB erweitert werden. Schade ist jedoch, dass sich der Speicher der microSD-Karte offiziell nicht als interner Speicher einbinden lässt (Adoptable Storage), wie es ab Android 6.0 eigentlich möglich ist. Der Karten­speicher dient somit nur zur Auslagerung von Musik, Fotos und anderen Dateien.

Huaweis neuer Fingerabdrucksensor

Zur Sicherung des Smartphones stehen dem Nutzer verschiedene Möglichkeiten bereit. Sie können zwischen einer PIN, einem Passwort, einem Muster oder dem Fingerabdruck wählen. Der entsprechende Sensor zum Scannen des Finger­abdruckes befindet sich allerdings nicht mehr auf der Rückseite. Stattdessen macht es Huawei Herstellern wie Samsung und Apple gleich und hat den Sensor auf der Front im Home-Button integriert. Die neue Position hat den Vorteil, dass das Smartphone auch dann entsperrt werden kann, wenn es beispielsweise auf dem Tisch liegt. Der neue Fingerabdrucksensor des Huawei P10. Jetzt im Home-Botton. Der neue Fingerabdrucksensor des Huawei P10. Jetzt im Home-Botton.
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Im Vergleich zum bisherigen Finger­abdruck­sensor hat Huawei beim neuen Sensor einige Veränderungen vorgenommen. Das Aufklappen der Benachrichtigungsleiste und das Scrollen durch die Galerie sind nicht mehr möglich. Dafür dient der Sensor auf Wunsch als Ersatz für die Sensor­tasten, wenn Nutzer dies in den Einstellungen unter Navigations­tasten eingestellt haben. Die virtuellen Tasten werden in diesem Fall ausgeblendet, was Platz auf dem Display freigibt. Die Navigation erfolgt vollständig über die Sensorfläche des Home-Button. Ein Wisch zur Seite öffnet das Task-Menü. Ein kurzes Tippen dient als Zurück-Befehl und ein langes Drücken der Taste führt zurück zum Homescreen. Die Navigation über den Home-Button erfordert zu Beginn etwas Eingewöhnung, stellte sich im Laufe des Tests aber als durchaus praktisch heraus.

Seine eigentliche Funktion, das Auslesen des Fingerabdrucks, erfüllt der Sensor im Home-Button sehr gut. Er liest den Fingerabdruck trotz seiner neuen länglichen Form weiterhin von allen Seiten. Selbst das Auflegen der Fingerspitze reichte dem Sensor im Test aus, den gescannten Finger zu erkennen. Positiv ist auch, dass sich das Huawei P10 durch den Sensor direkt entsperren lässt, ohne das Smartphone zunächst über den Power-Button aufwecken zu müssen. Das ist ein Vorteil gegenüber den Sensoren von Apple und Samsung. Bis zu fünf Fingerabdrücke können auf dem Huawei P10 gespeichert werden.

Huawei P10 mit leistungsstarkem Prozessor

Im Huawei P10 kommt der HiSilcon Kirin 960 zusammen mit 4 GB Arbeitsspeicher zum Einsatz. Das im 16-Nanometer-Verfahren gefertigte System on Chip (SoC) setzt sich aus vier Cortex-A73-Kernen mit einer Taktrate von bis zu 2,4 GHz und vier A53-Kernen mit bis zu 1,8 GHz zusammen. Huawei ist es gelungen, das Throttling des Chips, also dessen Drosselung zu minimieren. Der Prozessor arbeitet somit auch bei hoher Beanspruchung stabiler.

Im Benchmark-Test von Geekbench kam das Huawei P10 in der Single-Core-Messung auf einen sehr guten Score von 1936. Auch zusammen arbeiten die Kerne sehr effektiv, was sich im hohen Messwert von 6238 zeigt. Zum Vergleich: Das Google Pixel XL mit Snapdragon 821 und 4 GB RAM kam im Single-Core-Test auf 1664 Punkte und im Multi-Core-Test auf nur 3960 Punkte.

Durch die kompakte Fertigung des Chips können dessen einzelne Einheiten zügig und stromsparend miteinander kommunizieren. Zudem nimmt das SoC weniger Raum im Smartphone ein, was Platz für andere Komponenten schafft.

Für die Grafik sorgt ARMs neue Grafikeinheit Mali-G71 MP8. Die im Kirin 960 integrierte Grafik soll durch ihre acht Grafikkerne deutlich mehr Leistung bieten als die Mali-T880-GPU des Vorgängers Kirin 950. Das zeigt sich auch im Grafiktest von 3DMark, bei dem das Huawei P10 auf einen Score von 27 390 Punkte kam - einem ähnlich hohen Wert wie das Google Pixel XL im Test erreichte (28 457 Punkte).

Internet und Telefonie

Die Einwahl ins Internet gelingt dem Huawei P10 über verschiedene Wege. Das Smartphone unterstützt WLAN a/b/g/n/ac im 2,4- und 5-GHz-Band, Nutzer können aber auch über GPRS/EDGE, UMTS/HSPA+ oder LTE Cat.12 surfen. Über die Mobilfunknetze sind somit Datenraten von bis zu 600 MBit/s im Down- und bis zu 100 MBit/s im Upstream möglich - soweit die Netze dies ermöglichen. Dabei unterstützt das Smartphone alle wichtigen Frequenzen im In- und Ausland, was das Huawei P10 zu einem zuverlässigen Begleiter auf Reisen macht. Huawei P10: Smartphone kommt mit USB-C-Port. Smartphone kommt mit USB-C-Port.
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Soweit der Netzbetreiber dies unterstützt, lassen sich mit dem Huawei P10 Telefonate über WLAN (WiFi Calling) oder LTE (Voice over LTE - VoLTE) führen. Auch Vodafones neue Sprachtechnologie Crystal Clear soll kurz nach dem Marktstart des Smartphones auf dem Gerät via Update freigeschaltet werden.

Bis dahin bleibt Nutzern die "normale" Telefonie, wobei die Sprach­übertragung durch einen klaren Klang und eine gute Filterung von Stör­geräuschen punktet. Beide Gesprächs­partner verstanden sich während unserer Testtelefonate einwandfrei. Die Filter arbeiten zuverlässig, ohne aber die Enden eines Wortes abzuhacken. Die Tonausgabe über den Mono-Lautsprecher ist laut genug, um den Gesprächs­partner auch bei lauter Umgebung verstehen zu können. Für die Musik­wiedergabe eignet sich der Lautsprecher ebenfalls. Allerdings wirken hierbei die Höhen etwas blechern und insgesamt fehlt es an Bass.

Lesen Sie auf Seite 3 mehr über die Ausdauer des Akkus sowie die Leistung und Funktionen der Dual-Kamera des Huawei P10. Außerdem finden Sie dort unser Testfazit.

Inhalt:
Seite 1: Erster Eindruck, Verarbeitung und Display
System, Sensoren und Prozessor
Seite 3: Akku, Dual-Kamera und Fazit

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