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Huawei P20 Pro im Einzeltest: Der Kamera-Rivale

Optischer Dreifach-Zoom und Nachtmodus: Wie gut ist die Kamera des Huawei P20 Pro in der Praxis? Kann das Gerät den Spitzenplatz im teltarif.de-Test erringen?
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Das Huawei P20 Pro wird von einem Kirin-970-Prozessor angetrieben, eine Eigenentwicklung der Huawei-Tochter HiSilicon. Er enthält vier große, schnelle ARM-Kerne vom Typ Cortex-A73, die mit bis zu 2,4 GHz takten, sowie vier kleine, effiziente ARM-Kerne vom Typ Cortex-A53 mit bis zu 1,8 GHz. Als big.LITTLE-Verbund können die Aufgaben, die die CPU verarbeitet, frei zwischen den schnellen und den effizienten Kernen hin- und hergeschoben werden.

Huawei P20 Pro

Die Konkurrenz ist jedoch hier etwas weiter: Samsungs Chip Exynos 9810 verwendet beispielsweise vier Kerne vom Typ Mongoose M3, die im Durchschnitt pro Takt etwas mehr Befehle verarbeiten können als die Standard-Cortex-A73, und zudem höher takten: Regulär bis 2,7 GHz, Turbo bis 2,9 GHz. Für die "kleinen" vier Kerne verwendet der Exynos 9810 zwar wieder ein Standard-Chip-Design von ARM, nämlich Cortex-A55, das aber modernder und leistungsfähiger ist als Cortex-A53.

Beim Benchmark nicht an der Spitze

Die vergleichsweise geringe Prozessorleistung des Kirin 970 macht sich in Benchmark-Ergebnissen bemerkbar: knapp 29 900 Punkte im 3DMark, 1900 bzw. 6778 Punkte (Singlecore / Multicore) beim Geekbench und 87 Punkte im teltarif.de-eigenen Browsertest, bei dem wir die Performance beim Laden von Webseiten messen. Für jeden einzelnen dieser Benchmarks, mit Ausnahme des Geekbench Multicore, gibt es Geräte, die doppelt so hohe Punktzahlen erzielen. So erreichen alle Geräte der aktuellen iPhone-Serie (iPhone 8, iPhone 8 Plus und iPhone X) über 60 000 Punkte im 3DMark und über 4000 Punkte im Singlecore-Test des Geekbench.

Wer jetzt fürchtet, dass Apple dank iOS möglicherweise beim Benchmarking einen unfairen Vorteil gegenüber Android hat: Samsung Galaxy S9 und S9+ erreichen beim Geekbench Singlecore mit 3743 bzw. 3766 Punkten ebenfalls fast den doppelten Wert des P20 Pro. Und beim teltarif.de-Browsertest konnte sich jüngst das LG G7 mit 173 Punkten mit Abstand an die Spitze schieben. Bei letzterem dürften neben einem schnellen, aber leider stromhungrigen Prozessor auch Software-Verbesserungen am Browser das sehr gute Ergebnis ermöglicht haben.

Ausreichende Performance in der Praxis

Benchmarking ist freilich nicht alles: Für den Eindruck der Leistung eines Smartphones kommt es mehr auf die Abstimmung der einzelnen Komponenten untereinander an als auf Benchmark-Spitzenwerte in Einzeldisziplinen. Denn was nutzt der schnellste Prozessor, wenn er immer wieder eine "Gedenksekunde" beim Warten auf Daten oder beim Warten auf den Grafiktreiber einlegen muss? Als ein Beispiel, dass Benchmark-Spitzenwerte nicht unbedingt Spitzen-Leistung bedeuten, kann die bereits erwähnte aktuelle iPhone-Serie dienen: Diese erzielt beim teltarif.de-Browsertest - trotz deutlich höherer Prozessorleistung - in etwa nur dasselbe Ergebnis wie das Huawei P20 Pro.

Die Abstimmung der Leistung der Komponenten untereinander scheint Huawei beim P20 Pro gut hinbekommen zu haben: Es lässt sich flüssig bedienen. Auf Eingaben reagiert es schnell, alle Animationen sind flüssig und ohne Verzögerung.

Viel Speicher

Dank des großen Hauptspeichers von 6 GB kann eine große Zahl von Apps aktiv sein. Das System tendiert allerdings dazu, ungenutzte Apps frühzeitiger zu suspendieren (und somit den benutzten Hauptspeicher wieder freizugeben) als Smartphones der Konkurrenten. Nach einiger Zeit verschwinden unbenutzte Apps sogar ganz aus der Liste der geöffneten Apps, während andere Androiden hier teils dutzende Apps anzeigen, inklusive den vor Wochen benutzten. Immerhin beendet Huawei beim P20 Pro laufende Apps nicht mehr ganz so radikal, wie es bei früheren Huawei-Geräten der Fall war.

Die kleinste verfügbare Version des Huawei P20 Pro verfügt bereits über 128 GB Flash-Speicher. Das ist mehr als bei der Konkurrenz, die ihren Oberklasse-Geräten in der kleinsten Version meist nur 64 GB mitgibt. Leider ist aber 128 GB zugleich auch die größte Speicherausstattung des P20 Pro: Weder sind Versionen mit mehr Speicher im Handel (mal abgesehen von der sehr teuren Luxus-Variante des P20 Pro, die als Mate RS vertrieben wird), noch lässt sich der Hauptspeicher per Micro-SD-Karte erweitern. Wer also sehr viele Medien speichern oder unzählige Apps laden will, greift womöglich besser zu einem anderen Gerät. Freilich: Für die meisten Anwender dürften 128 GB ausreichen.

Akku mit langem Atem

Der 4000-mAh-Akku des Huawei P20 Pro hielt im teltarif.de-Akku-Test, bei dem Browser-Nutzung und Videoschauen simuliert werden, lange durch: Erst nach 9 Stunden und 48 Minuten schaltete sich das Gerät zwangsweise ab. Hier wirkt sich der in Benchmark langsame Prozessor positiv aus: Das Samsung Galaxy S9+ war schon drei Stunden früher am Ende seiner Kräfte, und den iPhones ging sogar noch früher die Puste aus.

In der Tat wundert man sich anfangs oft, wie langsam beim Huawei P20 Pro die Akku-Anzeige fällt. Während unseres Tests war es zeitweilig nur als Zweitgerät im Einsatz. Trotz eingelegter SIM-Karte und aktiviertem GPS (aber deaktviertem WLAN) und zahlreicher installierter Apps hielt es bei nur gelegentlicher Nutzung tagelang mit einer Akkuladung durch. Von welchem anderen Smartphone, zumal der leistungsstarken Oberklasse, kennt man es eigentlich überhaupt, dass man es nicht täglich aufladen muss?

Wird es am Ende eines langen Tages mit intensiver Smartphone-Nutzung doch mal knapp mit dem Akku, hilft Huaweis eigener Ultra-Stromspar-Modus, die verbleibenden Reserven im Akku bestmöglich zu nutzen. Nach dessen Aktivierung ist nur noch eine kleine, allerdings frei konfigurierbare Auswahl an Apps verfügbar. Alle anderen Apps und entsprechend auch deren Hintergrundstromverbrauch werden deaktiviert. Zudem wird die Benutzeroberfläche drastisch entschlackt und vereinfacht. Im Gegenzug ist es durchaus möglich, mit den letzten 5 Prozent Akku noch zwei oder drei Stunden durchzuhalten, gelegentliche WhatsApp-Nutzung sogar inklusive.

Sofort wieder voll

So langsam, wie der Akku des Huawei P20 Pro sich entlädt, so schnell ist er wieder voll: Das mitgelieferte Netzteil liefert bis zu 5 Ampere, und kann somit den Akku in etwa einer Stunde wieder füllen. Freilich sollte man dafür nicht nur das mitgelieferte Netzteil, sondern auch das mitgelieferte, recht dicke USB-C-Kabel verwenden: Fremde, meist dünnere USB-C-Kabel sind in der Regel für niedrigere Ströme ausgelegt, und dann dauert es entsprechend länger, bis das Gerät wieder voll ist. Der Grund hierfür ist, dass Konkurrenten zum Schnellladen überwiegend auf höhere Spannungen (zum Beispiel 9 Volt) setzen, Huawei hingegen auf höhere Ströme (die bereits genannten 5 Ampere).

Beim Laden bleiben Netzteil und Smartphone angenehm kühl, was ein Zeichen für eine hohe Ladeeffizienz ist. Nur ein geringer Teil der Leistung, die dem Stromnetz entnommen wird, geht als Wärme verloren. Der Großteil der Leistung landet direkt im Akku. Einschätzung zur Ladezeit des Akkus Einschätzung zur Ladezeit des Akkus
Bild: teltarif.de

In der Werbung für das Huawei P20 Pro wird die Kamera besonders herausgestellt. Was leisten 92 Megapixel in der Praxis?.

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