LTE für Stromer

Huawei testet speziellen LTE-Standard für Stromversorger

Datensignale über Stromleitungen zu übertragen ist keine gute Idee. Mobilfunk eine bessere. Für die Stromversorger hat Huawei den LTE-Standard erweitert.
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Huawei liefert LTE basierte Funknetze für Energieversorgungsunternehmen. Huawei liefert LTE basierte Funknetze für Energieversorgungsunternehmen.
Foto: stadtratte-fotolia.com, Logo: Huawei, Montage: teltarif.de
Der chinesische Netzwerkausrüster Huawei hat anlässlich der aktuell in Paris stattfindenden Konferenz der Betreiber von Stromversorgungsnetzen CIGRE 2018 (Conseil International des Grands Réseaux Électriques) und dem Huawei Global Electric Power Summit Lösungen vorgestellt, die auf 4.5G basieren und künftig mit 5G laufen sollen. Huawei nennt diese Lösung eLTE-DSA (eLTE Discrete Spectrum Aggregation). Damit sollen Energieversorgungsunternehmen beim Aufbau der „letzten Meile“ von neuronalen Netzen für Stromnetze unterstützt werden. Das drahtlose "private" Netzwerk soll zuverlässig, flexibel, allgegenwärtig und wirtschaftlich effizient sein.

Strom aus der Leitung - Steuerung per eLTE

Huawei liefert LTE basierte Funknetze für Energieversorgungsunternehmen. Huawei liefert LTE basierte Funknetze für Energieversorgungsunternehmen.
Foto: stadtratte-fotolia.com, Logo: Huawei, Montage: teltarif.de
Zwar kommt der Strom weiterhin per klassischem Kupfer- oder Aluminium- (bei Altbauten) Kabel ins Haus. Per Funk werden aber die notwendigen Steuer und Informationssignale ausgetauscht. Schließlich müssen die Netzbetreiber wissen, wie es ihrem Netz geht, wenn beispielsweise eine Leitung unterbrochen ist oder mehr Strom gebraucht wird. Ferner wollen die Energieversorger die verschiedenen Internet-of-Things- (IoT) Komponenten erreichen, sei es Schalter, Zähler, Messgeräte oder was auch immer. Eine Stromleitung eignet sich gut zur Energieübertragung, für Datenübermittlung ist sie aber denkbar ungeeignet, wie sich mit der Zeit herausgestellt hat.

5G beginnt mit 4,5G

Huaweis Ansatz basiert im Moment auf 4.5G, hat aber bereits die Zukunft mit 5G im Blick. Die eLTE-DAS-Lösung soll eine minimale Latenzzeit von 20ms mit maximal 4000 Benutzern in einer Zelle ermöglichen und Übertragungsraten von kBit/s bis MBit/s für einen einzelnen Benutzer bereithalten können. Die vollständig vernetzte Stromnetz-Lösung von Huawei sei bis jetzt von 13 der 20 weltweit führenden Energieunternehmen aufgebaut worden, meldet das Unternehmen und bei mehr als 190 regionalen Stromversorgern im Einsatz, darunter E.ON in Deutschland.

Netz muss besser werden

Die Energie-"Industrie" ist dabei, sich zu verändern, die Anforderungen wandeln sich. Um alle IoT-Geräte zu erreichen, muss eine bessere und umfassendere Netzabdeckung vorhanden sein. Schon bisher fanden diese Datenübertragungen über Funk statt, teilweise auf VHF (30 bis 300 MHz) oder UHF (300 bis 3000 MHz) mit schmalbandigen Systemen, die ganz bestimmte Funkfrequenzen für sich alleine brauchen. Diese analoge Funktechnik hat einen Flaschenhals: Lange Laufzeiten, geringe Datenraten oder Datenkapazitäten und hohen Stromverbrauch.

Huawei will dafür nicht die für Mobilfunk zugeteilten LTE-Frequenzen zwischen aktuell 700 und 3800 MHz verwenden, sondern extra dafür zugeteilte "diskrete" Frequenzen im VHF oder UHF-Bereich. In China beispielsweise wurde der Frequenzbereich bei 230 MHz (VHF) speziell für die Stromversorger zugeteilt.

Erste Tests in China erfolgreich

Huawei hat im August erste Tests mit dem China Electric Power Research Institute (CEPRI) durchgeführt. Die Ergebnisse hätten gezeigt, dass das Angebot von Huawei genau die Anforderungen, wie beispielsweise präzise Lastkontrolle und Leistungsverteilung, erfüllt habe. Die eLTE-DSA Lösung seit robust gegen Funkstörungen (Interferenzen) und könnte auch in einem komplexen Funk-Umfeld betrieben werden, wo schon andere Mobilfunkanwendungen "on Air" sind.

Die Lösung soll in China im großen Stil ausgerollt werden und erste "zeitkritische" Systeme übernehmen. Neben exakter Lastkontrolle soll auch der Stromverbrauch der Kunden ermittelt werden. Der Start ("Launch") der eLTE-DSA Lösung sei einer der kritischsten Stufe beim Aufbau eines privaten drahtlosen Netzes.

Huawei startet seine eLTE-DSA Lösung offiziell

Sun Zhentao, Präsident der Huawei Enterprise Wireless Product Line, sagte dazu „Huawei und die staatliche Netzgesellschaft von China (SGCC) werden gemeinsam Normen, Produkte, Forschungsausrüstung und Dienste auf Basis der eLTE-DSA Lösung auf 230 MHz ausprobieren. In der Zwischenzeit werben wir aktiv für eine weltweite Harmonisierung und werden unsere Technik und unsere Erfahrungen aus China mit den privaten Stromnetzen in aller Welt teilen.“ Huawei versorgt dazu die Energieversorger mit Computerlösungen aus einer Hand, welche am Ende digitale Technologien in jedes Haus bringen soll.

Huawei nimmt an der CIGRE Ausstellung in Paris teil, die noch bis zum 31. August dauert. Das Unternehmen ist an Stand 264 auf Ebene 2 des Palais des Congrès [Link entfernt] zu finden.

Wer ist Huawei?

Huawei Technologies (sprich "Hwa-Weee" = chinesisch in etwa für "China kann das" oder "Etwas Gutes für China tun") ist einer der weltweit größten Anbieter von Informations­technologie und Telekommunikations­lösungen. Mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung und mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung nutzt nach Angaben des Unternehmens direkt oder indirekt Technologie von Huawei. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Shenzhen (China) hat weltweit über 180.000 Mitarbeiter und ist mit seinen drei Geschäftsbereichen Carrier Network, Enterprise Business und Consumer Business in 170 Ländern tätig. Huawei beschäftigt 79 000 Mitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung und betreibt weltweit 16 Forschungs- und Entwicklungscluster sowie gemeinsam mit Partnern 28 Innovationszentren. In Deutschland ist Huawei seit 2001 tätig und beschäftigt über 2000 Mitarbeiter an 18 Standorten. In München befindet sich der Hauptsitz des Europäischen Forschungszentrums von Huawei.

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