Huawei: Fehlende Google-Dienste sind größtes Problem
In China stehen die Menschen vor Huawei-Geschäften Schlange
Bild: picture alliance/Deng Fei/Imaginechina via ZUMA Press/dpa
Huawei leidet unter dem US-Bann. Das größte Problem, dass die Chinesen zu lösen haben, sei es, die Google-Apps zu ersetzen, sagten hochrangige Manager der
Financial Times. Es werde Jahre dauern, bis ein Ersatz entwickelt werden könne. Das Unternehmen habe zwar Alternativen für einen Großteil der Bauteile gefunden, die bisher in den USA gekauft wurden, nicht jedoch für die Google-Services.
Lage weniger schlimm als befürchtet
In China stehen die Menschen vor Huawei-Geschäften Schlange
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Ren Zhengfei, CEO von Huawei, schätzt die Lage aber nicht so kritisch ein wie ursprünglich befürchtet. Wie die gizchina berichtet, hatte Ren mit einem Verlust von 20 bis 30 Milliarden US-Dollar gerechnet, der tatsächliche Verlust betrug jedoch „nur“ 10 Milliarden US-Dollar.
Huawei hat den Vorteil nicht an der Börse gelistet zu sein. Die schlechten Nachrichten können so nicht am Wert des Unternehmens nagen.
Auch wenn es immer mal wieder Gerüchte über eine Lockerung der Sanktionen gibt: Ren glaubt nicht daran, dass sie in absehbarer Zukunft aufgehoben werden. In einem Pressegespräch sagte er: „Ich glaube nicht, dass die USA Huawei bald von der schwarzen Liste streichen werden. Wir sind jedoch optimistisch und offen für jede Diskussion.“
Harmony OS kein Ersatz für Android
Das von Huawei ins Spiel gebrachte Harmony OS scheint jedenfalls nicht mehr als Lösung in Betracht zu kommen. Die Huawei-Sprecherin Joy Tan bestätigte, dass Huawei auch in Zukunft auf Google-Smartphones setzen werde. Der Wechsel zu einer Alternative könne Jahre dauern und würde wohl auch das Vertrauen der Käufer negativ beeinflussen. Da so viele Huawei-Benutzer die Google Mobile Services unbedingt verlangen würden, möchte das Unternehmen seine Ressourcen lieber darauf konzentrieren, seine eigenen Huawei Mobile Services als Ersatz weiter auszubauen.
Höhenflug scheint gebremst
Ob das die Verbraucher annehmen werden, ist fraglich. Denn selbst dann werden wichtige amerikanische Apps wie Facebook oder Instagram immer noch fehlen. Fakt ist: Bis auf weiteres wird es auf allen neuen Huawei-Smartphones keine Google-Services geben. Weil die Handys dadurch aber in Europa praktisch unverkäuflich sind, werden sich die Marktanteile deutlich verschieben. Der Höhenflug der Chinesen, die Samsung bereits dicht auf den Fersen waren, scheint erstmal gebremst.
Im chinesischen Markt, wo Google-Dienste eh verboten sind, geht der Aufstieg aber ungebrochen weiter. Er wird durch die Sanktionen sogar beschleunigt, denn viele Chinesen kaufen Huawei-Smartphones jetzt auch aus patriotischen Gründen. Trotz der amerikanischen Sanktionen konnte Huawei in den ersten drei Quartalen seine Erlöse auf 610,8 Mrd. Chinesische Yuan (umgerechnet etwa 77,84 Mrd. Euro) steigern. Das bedeutet ein Plus von 24,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wir berichteten.