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Smartphone-Messenger: WhatsApp & die Alternativen

Messenger werden heut­zutage weniger auf dem Computer, sondern haupt­säch­lich auf dem Smart­phone genutzt. Obwohl WhatsApp und Face­book Messenger die belieb­testen sind, gibt es siche­rere Alter­nativen - wir stellen sie vor.
Von / Christian Bekker / Julian Ruecker

Messenger wurden früher über­wiegend als Instant-Messenger auf PC und Laptop genutzt, auf dem Handy gab es die SMS. Durch den Erfolg von WhatsApp und zahl­reichen anderen Messen­gern gibt es diese Auftei­lung heut­zutage nicht mehr. Die meisten Anwender kommu­nizieren heute über Smart­phone-Messenger, da das Smart­phone ohnehin der tägliche Begleiter ist. Die Anbieter legen aber vermehrt Wert darauf, ihre Messenger auch über Laptop und Computer einfach benutzbar zu machen.

Übersicht: Die wichtigsten Messenger im Vergleich Übersicht: Die wichtigsten Messenger im Vergleich
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Viele Messenger sind mit einem beson­deren Dienst gestartet, haben aber inzwi­schen ihren Funk­tions­umfang erwei­tert: WhatsApp war zunächst bekannt für Status­meldungen und Text-Kommu­nika­tion mit Emojis, Skype war lange Zeit Markt­führer bei der welt­weiten und kosten­losen Video­tele­fonie übers Internet, Android Messages war ursprüng­lich nur die SMS-App von Android. Inzwi­schen haben die Anbieter den Funk­tions­umfang der Apps aber unter­einander ange­glichen und die Apps sind mehr als nur persön­liches Kommu­nikations­mittel.

Online-Medien und Verlage verbreiten aktu­elle Nach­richten per Messenger (meist per Tele­gram oder WhatsApp) und Firmen bieten ihren Kunden­service über WhatsApp an. Dabei sitzt auf der Seite des Unter­nehmens gar nicht immer ein Mensch: Intel­ligent program­mierte Chat­bots, also Antwort-Roboter, geben vorge­fertigte Antworten und erlauben sogar Einkäufe. Der nächste Schritt wird sein, dass immer mehr Messenger-Anbieter eine Bezahl­funk­tion in ihre Messenger-Apps inte­grieren.

In unserer großen Vergleichs-Tabelle stellen wir Ihnen nicht nur die bekann­testen Messenger vor, sondern listen auf, auf welchen Platt­formen die jewei­ligen Dienste nutzbar sind und über welche Sicher­heits­funk­tionen sie verfügen. In einer sepa­raten Über­sicht zeigen wir auf, wie Sie die bekann­testen Messenger mit Tastatur am Computer verwenden können.

WhatsApp: Beliebt, aber nicht unan­gefochten

WhatsApp hat als einer der ersten typi­schen Smart­phone-Messenger seit seinem Erscheinen 2009 eine unglaub­liche Erfolgs­geschichte geschrieben und das, obwohl die App zu Beginn noch kosten­pflichtig war und in den ersten Jahren Sicher­heits- und Daten­schutz­bedenken eigent­lich gegen WhatsApp spra­chen. Doch WhatsApp war der Smart­phone-Messenger, der am einfachsten zu bedienen war, sich am schnellsten durch­setzte und darum bis heute welt­weit der Markt­führer bei den Nutzer­zahlen ist, auch in Deutsch­land.

Die Schwä­chen von WhatsApp führten zur Entwick­lung zahl­reicher sicherer Messenger, von denen Signal, Threema und der Wire Messenger die wich­tigsten sind. WhatsApp reagierte und führte 2016 eine Ende-zu-Ende-Verschlüs­selung ein. Ein Kritik­punkt bleibt für viele Nutzer weiterhin der Server­standort in den USA sowie die starke Bindung an Face­book. Dass Mark Zucker­berg seit Jahren von einer gemein­samen Messenger-Platt­form für alle Face­book-eigenen Messenger-Dienste inklu­sive freiem Daten­austausch träumt, bereitet vielen Nutzern und Daten­schüt­zern weiterhin große Sorgen.

Zu erwähnen sind weiterhin die soge­nannten Meta­daten, also alle Daten, die neben dem reinen Nach­richten-Inhalt bei der Kommuni­kation anfallen. Durch sie weiß der Betreiber, wer mit wem wann kommu­niziert, und kann Nutzer eindeutig identi­fizieren. Auch Freundes­kreise und bevor­zugte Stand­orte lassen sich über die Meta­daten ermit­teln. Mit solchen Nutzer-Profilen verdienen Unter­nehmen Geld, denn sie lassen sich für personali­sierte Werbung einsetzen.

Beliebte Messenger-Apps im Vergleich

Messages
(Google)
Face­book
Messenger
Google Meet Google Chat iMes­sage (Apple) Signal Skype
(Micro­soft)
Snap­chat Tele­gram Threema WhatsApp Wire
Kosten  
Preis - - - - - - - - - 4,99 bis 5,99 - -
Werbe­finan­ziert - x - x - - x x x - x -
Zugang  
Mobil x x x x x x x x x x x x
Desktop - x x x x x x - x x x x
Web x x x x - - x x x x x x
Apps  
Android x x x x - x x x x x x x
iOS - x x x x x x x x x x x
Windows - x x x - x x - x x x x
macOS - x x x x x x - x x x x
KaiOS
(Einfach-Handys)
- - - - - - - - - - x -
Kommu­nika­tion  
Einzel-Chat x x x x x x x x x x x x
Gruppen-Chat x x x x x x x x x x x x
Sprach-Anruf x 1) x x x 1) - x x x x x x x
Video-Anruf x 2) x x x 2) x 4) x x x x x x x
Gruppen-Anruf x 3) x x x 3) x 4) x x x x x x x
Daten­schutz  
Meta­daten-
Spei­cherung
x x k. A. k. A. x - x x x - x x
Tele­fonnummer
erfor­derlich
x - - 5) - 5) - x - - x - x -
Open-Source - - - - - x - - x x - x
Ende-zu-Ende-
Verschlüs­selung
teil­weise optional teil­weise k. A. durch­gängig durch­gängig optional (nur bei Einzel-Chats) k. A. teil­weise durch­gängig durch­gängig durch­gängig
Server-Standort US /
bei SMS: Provider
US, SWE Welt­weit Welt­weit US US 6) US US Welt­weit CH US EU 6)
Features  
SMS senden x - - - x 7) wieder
entfernt
x 7) - - - - -
Tele­fonnetz x - - - - - x - - - - -
Multi-Device - x x x x - x k. A. x - x x 12)
Post rück­gängig - x 8) - - x 9) x 10) x x x - x 11) x
Sprach­nach­richten x x x - x x x x x x x x
Stand: Februar 2024, Preise in Euro.
1) Inner­halb der App lässt sich auch ein Sprach­anruf starten, dieser wird jedoch über die Google-Voice oder Google -eet-App ausge­tragen.
2) Inner­halb der App lässt sich auch ein Video­anruf starten, dieser wird jedoch über die Google-Meet-App ausge­tragen.
3) Inner­halb der App lässt sich auch ein Grup­pen­anruf starten, dieser wird jedoch über die Google-Meet-App ausge­tragen.
4) Inner­halb der iMessage-App lässt sich auch ein Video-/Grup­pen­anruf starten, dieser wird jedoch über die FaceTime-App ausge­tragen.
5) Je nach Platt­form ist ohne Angabe einer Telefon-Nummer bzw. durch die Nutzung eines Geräts ohne SIM-Karte mit Funk­tions-Einschrän­kungen zu rechnen.
6) Spei­cherung auch auf Amazon-Servern (AWS).
7) Angabe der Tele­fonnummer erfor­derlich.
8) Zurück­geru­fene Nach­richten können bei Meldung der Nach­richt im Rahmen dieser Meldung berück­sich­tigt und über­prüft werden.
9) Zurück­rufen nur möglich inner­halb von zwei Minuten und wenn alle betei­ligten Geräte iOS 16, iPadOS 16.1, macOS 13 (Ventura) oder höher verwenden.
10) Die Nach­richt muss inner­halb von 24 Stunden gelöscht werden und darf keine zitierte Nach­richt enthalten.
11) Die Nach­richt muss inner­halb von 48 Stunden gelöscht werden.
12) Ein Wire-Benut­zer­konto kann auf bis zu acht Geräten (sieben perma­nente Geräte zusätz­lich zu einem tempo­rären Gerät) verwendet werden.

Eigenen Messenger-Dienst betreiben

Wer sich mit den tech­nischen Details auskennt, kann auch einen eigenen Mesenger-Dienst aufsetzen und mit einem eigenen Server betreiben. In diesem Fall ist man der "eigene Herr" über alles, was in der gesamten Messenger-Instal­lation geschieht. Anschlie­ßend muss man dann nur noch den eigenen Freun­deskreis davon über­zeugen, auf den privaten Messenger umzu­steigen.

Bestre­bungen in dieser Rich­tung sind das Kommu­nika­tions­proto­koll Matrix und der hierfür bekann­teste Messenger-Client element (früher: Riot). Weitere Initia­tiven sind das Exten­sible Messa­ging and Presence Protocol (XMPP), das seit 2004 stan­dardi­siert ist. Die XMPP Stan­dards Founda­tion betreibt eine Soft­ware-Liste mit Client- und Server-Anwen­dungen für selbst betrie­bene Messenger-Dienste.

Wer nicht alles selbst machen möchte, hat beispiels­weise die Möglich­keit, vorge­fertigte Messenger-Apps wie Signal, ChatSecure, Conver­sations, Wire Messenger oder Kontalk mit einem eigenen Server zu betreiben.

Für die Einheit: Multi-Messenger

Nach wie vor sind Messenger von kommer­ziellen Unter­nehmen prin­zipiell geschlos­sene Systeme, die Messenger-über­grei­fende Kommu­nika­tion ist nicht möglich. Nutzen zahl­reiche Freunde und Verwandte einen bestimmten Messenger, ist es nach wie vor notwendig, diesen Messenger herun­terzu­laden, zu instal­lieren und einen Account anzu­melden. Daher fordern auch Poli­tiker vermehrt eine Inter­opera­bilität der Messenger-Dienste.

Ausge­wählte Multi­messenger
Adium (macOS)
Tril­lian (Windows, Mac, Linux, iOS, Android)
Pidgin (Windows, Mac, Linux, FreeBSD)
Miranda (Windows)
Multi-Messenger erlauben zwar mitt­lerweile, mehrere Messenger-Dienste in einer Ober­fläche zusammen­zu­führen. Aller­dings unter­stützen sie meist nur die Proto­kolle der schon älteren Instant-Messenger-Dienste, nicht aber neuere Smart­phone-Messenger. Immerhin muss der Anwender mit einem Multi-Messenger nicht zwin­gend verschie­dene Clients parallel instal­lieren und nutzen - auch wenn sich die Freunde und Bekannten über die verschie­denen Dienste verteilen.

Die meisten Instant-Messa­ging-Anbieter verbieten zwar den Zugriff via Fremd-Soft­ware, die Multi-Messenger-Anbieter setzen dies aber in ihrer Soft­ware trotzdem um. Dies ist den origi­nären Anbie­tern ein Dorn im Auge: Instant Messenger sind in aller Regel kostenlos nutzbar, und viele Anbieter leben über­wiegend von der Werbung, die natür­lich nur in ihren eigenen Anwen­dungen einge­blendet wird. Sie sind also wenig begeis­tert von der Idee, Konkurren­ten ihr Proto­koll zu öffnen. Entspre­chend müssen die Multi-Messenger-Anbieter das Proto­koll selbst "zerlegen", was gerade bei Proto­koll-Ände­rungen zu Problemen führen kann. Trotzdem funk­tioniert dies im Großen und Ganzen mit teils tempo­rären Einschrän­kungen recht gut. Dem Gesetz über digi­tale Märkte nach müssen sich die Dienste von Face­book, also auch WhatsApp, ab März 2024 für Wett­bewerber öffnen und somit für Inter­opera­bilität sorgen.

Eine sogar Provider-über­grei­fende Messenger-Alter­native ist der RCS-Stan­dard der GSMA.