Kurzmitteilung

Rückblick: So funktionierte SMS ins und im Festnetz

SMS ließen sich von 2000 bis 2023 rund 23 Jahre lang auch in das und aus dem Fest­netz versenden: Wir zeigen, was die SMS ins und im Fest­netz bot und wie das bis zur Abschal­tung funktio­nierte.
Von / Julian Ruecker /

Rückblick: So funktionierte SMS ins und im Festnetz Rückblick: So funktionierte SMS ins und im Festnetz
Bild: teltarif.de
SMS ließen sich rund 23 Jahre lang nicht nur von Handy zu Handy austau­schen - auch Fest­netz-Kunden konnten die Kurz­mittei­lungen nutzen.

E-Plus star­tete einen ersten Dienst für SMS aufs Fest­netz-Telefon im November 2000, später folgten weitere Netz­betreiber und Provider. Zunächst war eine Darstel­lung als Text-SMS auf Fest­netz-Tele­fonen noch nicht möglich, darum wurde die an eine Fest­netz­nummer gesandte Kurz­nach­richt dem Empfänger als Sprach­nach­richt vorge­lesen.

Später ließen sich SMS-Nach­richten sowohl vom Handy ins Fest­netz als auch, je nach Fest­netz-Telefon, vom Fest­netz zum Handy senden. Wir zeigen Ihnen, wie die beiden Vari­anten funk­tio­nierten und was es dabei zu beachten galt.

SMS vom Handy zum Fest­netz

Der SMS-Versand von Mobil­tele­fonen zu Fest­netz­teil­nehmern war denkbar einfach: Der Nutzer tippte am Handy wie gewohnt den gewünschten Text ein und sendete diesen statt an eine Handy­nummer einfach an die gewünschte Fest­netz­nummer inklu­sive Vorwahl. Die Nach­richten durften dabei - wie beim Versand in Handy­netzen - bis zu 160 Zeichen lang sein. Gene­rell galt: Der SMS-Empfang im Fest­netz war kostenlos.

Wie der Fest­netz­nutzer diese SMS dann empfing, hing vom verwen­deten Telefon ab. War das Fest­netz-Telefon geeignet für Text-SMS, wurden die Mittei­lungen wie auf dem Handy per Text auf dem Display darge­stellt. Damit der SMS-Empfang im Fest­netz per Display-Anzeige funktio­nierte, musste der Anschluss das Leis­tungs­merkmal "Rufnum­mern­anzeige" (CLIP) unter­stützen und dieses akti­viert sein.

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Unter­stützte das Fest­netz-Telefon die SMS-Funk­tion nicht, oder war (zum Beispiel bei älteren Analog-Anschlüssen) CLIP deak­tiviert, wurde die Text­nach­richt von einem Computer in eine gespro­chene Nach­richt umge­wandelt - der Service nannte sich SMS-to-Speech. Später unter­stützten alle Netz­betreiber auch die auto­mati­sche Umwand­lung von engli­schen und fran­zösi­schen Texten in die Origi­nalsprache.

War der Fest­netz­anschluss besetzt, der Empfänger gerade nicht erreichbar und auch kein Anruf­beant­worter einge­schaltet, versuchten die Mobil­funk-Netz­betreiber in Inter­vallen von 30 Minuten in den ersten zwei Stunden und danach alle 60 Minuten, erneut die Nach­richt zuzu­stellen. Gelang auch dies nicht, wurde die Nach­richt je nach Netz­betreiber nach ein bis zwei Tagen gelöscht. Wer jedoch nachts SMS-Nach­richten ins Fest­netz verschickte, musste mit einer verzö­gerten Auslie­ferung rechnen, da die Netz­betreiber natur­gemäß nicht die Nacht­ruhe der Nach­rich­tenemp­fänger stören wollten. Die Telekom, Voda­fone und o2 setzten dabei auf ähnliche Zeit­fenster.

So funk­tio­nierten SMS-Weiter­lei­tungen

SMS ins Fest­netz konnten bei der Telekom auch per SMS-Weiter­leitung an andere Fest­netz- oder Fax-Anschlüsse inner­halb Deutsch­lands, an Mobil­funk­nummern oder an E-Mail-Adressen weiter­geleitet werden. Um die SMS-Weiter­leitung an eine Mobil­tele­fonnummer einzu­richten, wurde eine SMS im Format "WZIEL MF Rufnummer" an die Kurz­wahl-Nummer 8888 gesandt. Für die Weiter­leitung an einen Fest­netz­anschluss, eine Fax-Nummer oder E-Mail wurde anstelle von MF (Mobil­funk) TEL für das Fest­netz, FAX für die Weiter­leitung an eine Fax-Nummer oder MAIL für eine E-Mail-Adresse einge­geben.

SMS aus dem Fest­netz

Doch Fest­netz-Nutzer konnten SMS-Nach­richten nicht nur empfangen, sondern unter Umständen auch versenden - hierfür war aller­dings zwin­gend ein SMS-fähiges Telefon erfor­derlich. Bei SMS-taug­lichen Geräten der Telekom war das so genannte SMS-Zentrum bereits einge­tragen - die Angabe war in den Einstel­lungen des Gerätes erfor­derlich, damit Kurz­nach­richten über­haupt verschickt werden konnten. Bei Tele­fonen anderer Hersteller musste über­prüft werden, ob als SMS-Zentrum 1 die Rufnummer 0193010 einge­tragen war.

In puncto Kosten wurde der Versand einer SMS aus dem Fest­netz der Telekom oder aus deut­schen Mobil­funk­netzen an einen Fest­netz­anschluss nach dem jewei­ligen Stan­dard­tarif berechnet.

Abschal­tung des Dienstes im Jahr 2023

Ohne große Vorankün­digung haben die Deut­sche Telekom und Voda­fone den Fest­netz-SMS-Dienst zum 1. März 2023 einge­stellt. Bei o2 funktio­nierte es im Anschluss daran zum Teil noch, aller­dings nur unzu­ver­lässig.

Die Telekom nannte als Grund für die Einstel­lung des Dienstes die "schon seit längerer Zeit stark rück­läu­fige Nutzung". Die weitere Bereit­stel­lung dieses Services sei "für die Telekom deshalb tech­nisch wie wirt­schaft­lich nicht mehr sinn­voll" gewesen. Die meisten Internet-Nutzer verwenden heut­zutage für Kurz­nach­richten ohnehin Smart­phone-Messenger wie WhatsApp, Signal, Threema oder Tele­gram.

Im Internet gibt es auch Anbieter, die den Versand von SMS entweder kosten­frei oder zu mögli­cher­weise güns­tigeren Tarifen als vom Handy aus ermög­lichen:

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