KI auf der IFA: Moralische Fragen noch ungelöst
Hans-Joachim Kamp, Chairman of the supervisory board gfu Consumer and Home Electronics, präsentierte eine Studie zum Thema Künstliche Intelligenz
Bild: Messe Berlin
Künstliche Intelligenz gehört längst zum Alltag der Verbraucher - und nimmt auch in der
Unterhaltungselektronik an Bedeutung zu. In erster Linie werden
entsprechende Lösungen zwar derzeit für Mobilität und Verkehr
genutzt, ergab eine repräsentative Studie, die die
Branchengesellschaft gfu im Vorfeld der IFA in Berlin in Auftrag
gegeben hat. Aber auch in den für die Messe relevanten Branchen nehme
KI eine zunehmend wichtige Rolle ein, betonte die gfu gestern in
Berlin.
Hans-Joachim Kamp, Chairman of the supervisory board gfu Consumer and Home Electronics, präsentierte eine Studie zum Thema Künstliche Intelligenz
Bild: Messe Berlin
So nutzen bereits 68 Prozent der Befragten KI zur Steuerung ihrer smarten Unterhaltungsgeräte per Sprache beziehungsweise haben
dies vor, wie die Umfrage unter 2000 Haushalten in
Deutschland ergab. Bei Haushaltsgeräten liegt dieser Wert bei 57 Prozent. Und 63 Prozent verwenden entsprechende Lösungen für die
Live-Übersetzung.
Bevölkerung positiv eingestellt
Die Einstellung der Bevölkerung in Deutschland zur Künstlichen Intelligenz sei überwiegend positiv, sagte Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender der gfu, am Mittwoch in Berlin. Generell sähen Verbraucher den größten Nutzen in der Medizintechnik, der Gesichtserkennung, der Verkehrslenkung und in der Industriellen Fertigung. Die Hauptgründe für eine Ablehnung solcher Technologien lägen im Schutz der Privatsphäre (60 Prozent der Befragen) sowie der Auffassung, dass die Anwendungen noch nicht ausgereift seien (59 Prozent). 64 Prozent fürchten auch, das der Einsatz der neuen Technik zu einem Arbeitsplatzabbau führt.
Moralische Fragen ungelöst
Noch ungelöst sind dabei die moralischen Fragen. Denn je intelligenter die Maschinen werden, desto schwerwiegender werden die Entscheidungen, die sie treffen müssen, sagte Catrin Misselhorn, Professorin an der Uni Göttingen gestern in Berlin. Sie beschäftigt sich mit den Fragen der Maschinenethik. Sie weist darauf hin, dass autonome Maschinen immer wieder in Situationen geraten, die moralische Entscheidungen verlangen.„Das fängt schon bei Staubsauger-Robotern an. Sollen diese etwa einen Marienkäfer einsaugen oder nicht? Oder vielleicht den Käfer verschonen und nur Spinnen töten?“ Auch das heiß diskutierte Beispiel des intelligenten Autos, das sich zwischen zwei Unfallopfern entscheiden muss, zitierte Misselhorn. Doch den Maschinen in solchen Fällen Vorgaben zu machen, scheint schwierig. Bei solchen Fragen zieht die Professorin einen roten Strich.„Man sollte Maschinen nicht die Entscheidung über Leben und Tod überlassen“ fordert sie.
KI kann auch kreativ tätig sein
Für viele aktuelle KI Anwendungen sind solche schwerwiegenden Entscheidungen aber gar nicht notwendig. So setzt etwa das Start-up Melodrive KI zur Musikkomposition ein. Die Software tritt dabei in die Fußstapfen von Stummfilm-Musikern: Sie begleitet Filme live und reagiert dabei auf Filminhalte. So wird die Musik etwa bedrohlich, wenn ein Hai auf díe Kamera zu schwimmt. „Die KI soll dabei nicht die Komponisten arbeitslos machen, sie soll sie lediglich in ihrer Kreativität unterstützen“, sagt Valerio Velardo, CEO von Melodrive.
Fernsehen in einer neuen Dimension
Eine andere Vision von KI hat Matthieu Deru, Senior Software Engineer am Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz in Saarbrücken. Er hat in Berlin das experimentelle System Swoozy vorgestellt, das das semantische Fernsehen vorantreiben soll. Dabei werden, vereinfacht gesagt, von der KI Formationen über den Bildinhalt erstellt, etwa über die Stadt, in der ein Film spielt oder auch über die Schauspieler. Fernsehzuschauer können dann die entsprechenden Bildteile anklicken und bekommen mehr Informationen darüber geliefert. Im Zweifelsfall lässt sich dann das schicke Kleid der Hauptdarstellerin auch gleich bestellen.
Das ist keine Science-Fiction mehr. In zwei bis drei Jahren soll es bereits soweit sein, bis die entsprechende App marktreif ist, glaubt der saarländische Forscher.
Auch über die Produkte wurde auf der Veranstaltung gesprochen. Da geht es vor allem um Vernetzung und einfache Bedienung. Auch darüber haben wir berichtet.