Fachtagung

Das Internet für die Zukunft fit machen

Neue Anwendungen stellen höhere Anforderungen an Infrastruktur
Von dpa / Marie-Anne Winter

Ist das Internet gut genug für die Zukunft gerüstet? Darüber disku­tierten rund 140 Experten aus Asien, Europa und den USA an der Univer­sität Würz­burg. Weil die Internet-Archi­tektur vorwie­gend aus den 1970er und 1980er Jahren stamme, sei es den heutigen Diensten wie der Video­clip-Platt­form YouTube oder dem sozialen Netz­werk Face­book kaum ange­passt, sagt der Würz­burger Infor­matik-Professor und Tagungs­leiter Phuoc Tran-Gia im Inter­view mit der Nach­rich­ten­agentur dpa. Das Internet müsse drin­gend moder­nisiert werden.

Warum muss das Internet, so wie wir es heute kennen, verbes­sert werden?

Professor Phuoc Tran-Gia Professor Phuoc Tran-Gia
Bild: Universität Würzburg
Tran-Gia: "Die tech­nischen Grund­lagen des Inter­nets, etwa des IP-Proto­kolls, sind mehr als 30 Jahre alt. Als das Internet ins Leben gerufen wurde, hat man nicht vorher­gesehen, dass es im Laufe der Zeit so viele neue Anwen­dungen vom Video­strea­ming bis hin zu Datei­tausch­börsen geben würde. Heute steigt die Verkehrs­menge ins Astro­nomi­sche. Deshalb gibt es die berech­tigte Sorge, ob das Netz­werk­pro­tokoll weiterhin so gut funk­tio­nieren wird. Zudem unter­teilt sich das Internet in verschie­dene Netze vom Sensor­netz bis zum Hoch­geschwin­dig­keits­netz. Auf welche Weise diese Netze vernünftig zusam­men­wirken, muss unter­sucht und geplant werden, denn das Internet ist zu einem wich­tigen Infra­struk­tur­netz des tägli­chen Lebens geworden."

Anfor­der­gungen an Infra­struktur steigen enorm

Und wie könnte das Internet der Zukunft aussehen?

Tran-Gia: "Das Ziel ist es, verschie­denste Tech­nolo­gien und Geräte kommu­nika­tions­fähig zu machen, so dass etwas entsteht, was für den Nutzer wie ein großes Internet aussieht. Die Qualität soll für viele Anwen­dungen erhöht werden, die heute schon da sind, und auch für solche, die wir noch nicht kennen. Es werden mehr Dienste mit Echt­zeit­anfor­derungen und mehr Daten kommen. Die Stabi­lität der Netze und Anwen­dungen wird von Nutzern erwartet, wird aber immer stärker belastet. Nach dem Tod von Michael Jackson vergan­genes Jahr etwa ist der Nach­rich­ten­dienst Twitter zusam­men­gebro­chen. Solche Ereig­nisse, die zu einem kurz­fris­tigen Ansteigen des Verkehrs führen, wird es in Zukunft vermehrt geben."

Was unter­nehmen Forscher welt­weit dazu?

Tran-Gia: "In den vergan­genen vier bis fünf Jahren wurden welt­weit Projekte zu dem Thema gestartet. Das deut­sche Projekt G-Lab (German Labo­rato­ries) erforscht zum Beispiel Mecha­nismen, Proto­kolle und Algo­rithmen für die Steue­rung des Inter­nets, die man dann auf einer Expe­rimen­tal­platt­form an verschie­denen Stand­orten in Deutsch­land testet. Das Netz kann aber nicht von heute auf morgen umge­staltet werden. Jedes Jahr werden ein paar wich­tige Schritte getan, und ich schätze, dass wir in zehn Jahren das Netz ganz anders vorfinden werden als heute."