Online-Handel

Millionen-Betrug aufgedeckt: Task-Force Cybercrime gegen Betrüger

Seit einem Jahr jagen Spezialeinheiten der nieder­sächsischen Polizei Kriminelle im Internet. Die Göttinger "Task-Force Cybercrime" hat jetzt einen großen Fang gemacht.
Von dpa / Marleen Frontzeck-Hornke

Task-Force Cybercrime deckt Millionen-Betrug auf Task-Force Cybercrime deckt Millionen-Betrug auf
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Internet-Spezialisten der Göttinger Polizei haben eine europaweit operierende Betrügerbande aufgespürt. Das Netzwerk habe Online-Versandhändler in Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern um Waren im Wert von mindestens zehn Millionen Euro gebracht, sagte der Leiter der "Task-Force Cybercrime", Oliver Knabe. Er sprach von einem Fall von straff und hierarchisch organisierter Kriminalität.

Die nicht bezahlten Waren seien vorwiegend nach Osteuropa, aber auch nach Finnland oder Groß­britannien geschafft worden, sagte Knabe. Erbeutet wurden vor allem elektronische Geräte, wie zum Beispiel Smartphones, aber auch teures Spielzeug oder hochwertige Flugdrohnen. Gegen mehr als 1000 Beteiligte wird ermittelt.

Server als elektronische Schaltstelle

Task-Force Cybercrime deckt Millionen-Betrug auf Task-Force Cybercrime deckt Millionen-Betrug auf
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Die Göttinger Spezialeinheit mit derzeit 16 Mitgliedern war ebenso wie 11 weitere Internet-Task-Forces der nieder­sächsischen Polizei im Oktober 2016 gegründet worden. Innenminister Boris Pistorius (SPD) würdigte die bisherigen Erfolge der Sonder­ermittler bei einem Besuch in Göttingen. Zugleich kündigte er an, dass die Polizei mehrere Dutzend weitere externe IT-Experten anheuern werde, um den Kampf gegen Internet-Kriminelle weiter zu verstärken.

Bei ihrem jüngsten Ermittlungs­erfolg habe seine Einheit einen in Rumänien stationierten Computer auslesen können, sagte der Göttinger Task-Force-Chef Knabe. Dieser Server habe den Betrügern als elektronische Schaltstelle gedient. Die Haupttäter hatten nach Knabes Angaben zunächst illegal Kontaktdaten zahlreicher Personen beschafft und dann auf seriös wirkenden Internet­seiten sogenannte Waren­agenten angeheuert. Dabei habe es sich zumeist um Schüler, Studenten oder Rentner gehandelt, die angeblich 20 Euro pro Stunde verdienen sollten.

Etwa 18 000 entsprechende Einzeltaten

Dann bestellten die Gauner Waren, ließen sie an die Agenten liefern und von diesen um­etikettieren und weiter schicken. "Bestellt wurde dabei eigentlich alles, was sich hinterher leicht zu Geld machen lässt", sagte Knabe. Bisher sind den Ermittlern etwa 18 000 entsprechende Einzeltaten bekannt.

Wie die Ermittler den Tätern auf die Spur gekommen sind, wollte Knabe nicht sagen. Die Ermittlungen gegen die Hintermänner seien noch nicht abgeschlossen. Dagegen seien die der Polizei bekannten Warenagenten vermutlich nur zu Beginn arglos gewesen. Viele von ihnen leben in Deutschland, einige aber auch in der Schweiz oder den Niederlanden. Auf alle kommen straf- und zivil­rechtliche Verfahren zu.

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