Zahlungsbereitschaft für Pay-TV und Video-on-Demand in Deutschland wächst
Deutschland ist der größte Free-TV-Markt in Europa. Nirgendwo gibt es ein so vielfältiges, lineares Fernsehangebot und nirgendwo sind die Kosten hierfür so günstig. Außer dem Rundfunkbeitrag, etwaigen monatlichen Gebühren für Kabelfernsehen oder IPTV und den einmaligen Anschaffungsgebühren für eine Satellitenanlage muss der Deutsche für das Grundangebot im Fernsehen nicht zahlen. Pay-TV-Veranstalter wie Sky oder Video-on-Demand-Angebote hatten es vor diesem Hintergrund bisher sehr schwer. Und doch sind die Deutschen nun offenbar immer mehr bereit, für Bewegtbild-Inhalte - sei es in linearer oder non-linearer Form - zu zahlen. Das war der Tenor des Panels "Pay-TV, On Demand und TV Everywhere - Neue Erlöspotenziale oder Umverteilung?" auf der Fachmesse Anga Com in Köln.
Kunden verstehen, für exklusive Inhalte zahlen zu müssen
So präsentiert sich maxdome im Internet
Bild: maxdome, Screenshot: teltarif.de
"Die Kunden haben lange Zeit gehabt und lernen allmählich, dass man für die wachsende Inhaltsvielfalt und hochwertige Angebote einfach zahlen muss", meint Nicole Agudo Berbel - SVP Distribution Sales & Key Account Management bei der ProSiebenSat.1 Media AG. "Unsere Bezahlangebote werden immer besser angenommen, das ganze steht und fällt aber mit einer gewissen Exklusivität auf der Inhalteebene". Eines der Kriterien sei dabei die Ausstrahlung in hochauflösender HD-Qualität, für die Zuschauer gerne bereit seien etwas zu zahlen. "Aber wir produzieren auch exklusive Inhalte für das Pay-TV". Auch die Previews von Filmen und Serien vor Free-TV-Ausstrahlung, etwa auf der Plattform Maxdome, würden Kunden dazu bewegen, für Inhalte etwas zu zahlen. Insgesamt sei das Potenzial vor allem des Video-on-Demand-Markts "noch längst nicht ausgeschöpft".
Laut Holger Enßlin, Chief Officer Legal, Regulatory & Distribution bei der Sky Deutschland AG, sei die zunehmende Bereitschaft, für Bewegtbildinhalte zu zahlen vor allem technischen Innovationen wie hochauflösendem HD oder Video-on-Demand zu verdanken. Dabei stelle Sky eine Veränderung seiner Kundengruppen fest: "Unser Angebot Sky Go hat dazu geführt, das unsere Abonnenten im Schnitt viel jünger geworden sind. Es ist eine Innovation, die den Kundenstamm größer macht". Mit dem zusätzlichen VoD-Angebot Snap by Sky, das vor allem auf Second Screens ausgelegt ist, gehe der Pay-TV-Anbieter auf "wandelnde Gewohnheiten" ein, die zuvor bereits in diversen Studien prognostiziert worden seien. Bei den Abonnenten käme der Dienst bisher sehr gut an, konkrete Zahlen nannte Enßlin jedoch nicht.
Zattoo verteidigt Preiserhöhungen und kündigt weitere Sender an
Niklas Brambring, CEO beim Videoportalanbieter Zattoo, musste auf dem Panel die massiven Preiserhöhungen bei dem kostenpflichtigen HiQ-Angebot verteidigen. "Wir haben das Angebot an Sendern erweitert und werden in diesem Jahr noch weitere Sender aufschalten". Man wollte "nicht dreimal hintereinander den Preis erhöhen, daher haben wir uns für eine einmalige, dafür aber massive Preiserhöhung entschieden". Neben dem Ausbau des Senderportfolios begründet Zattoo den Schritt mit den hohen Gebühren für Inhalte und Streaming: "Wir hatten keine andere Wahl". Der jetzige Preis für die HiQ-Angebote sei gerechtfertigt, um das Produkt im Markt zu betreiben. Laut einer länderübergreifenden Studie seien Kunden generell dazu bereit, zwischen 12 und 15 Euro pro Monat für solche Dienste zu zahlen.
Im Bezug auf den neuen, aggressiv gestarteten Konkurrenten Magine, der TV-Programme gratis anbietet, sagte er, das Angebot sei "nicht werbefinanziert, sondern investor-finanziert". Früher oder später würde auch Magine seine Plattform entweder in ein kostenpflichtiges Geschäftsmodell mit Abo-Paketen oder eine Variante mit Pay-Paketen oder Werbung umwandeln.
Wie Kabel Deutschland mit dieser starken Konkurrenz umgehen will, um seinen Kundenstamm zu behalten, erfahren Sie auf der nächsten Seite.