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Ausprobiert: Webradio-Streaming im ICE

Die neuen Mobilfunk-Repeater im ICE decken neben GSM auch UMTS und LTE ab. Wir wollten wissen, ob die Netzstabilität für Musik- und Radiostreaming ausreicht und haben den Test mit dem Radioplayer Deutschland und Apple Music gemacht.
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Webradio-Streaming im ICE ausprobiert Webradio-Streaming im ICE ausprobiert
Foto: dpa
Im vergangenen Jahr wurde in den ICE-Zügen der Deutschen Bahn AG der neue, nun auch in der 2. Klasse kostenlose WLAN-Internetzugang realisiert. Sukzessive bekommen die Züge nun auch neue Mobilfunk-Repeater. Diese unterstützen auch die meisten der für UMTS und LTE von den Netzbetreibern eingesetzten Frequenzbereiche, während der Schwerpunkt der bisherigen Repeater auf den Frequenzen um 900 und 1800 MHz und somit auf GSM und Telefonie lag.

Bis zum Sommer sollen alle ICEs mit der neuen Technik ausgestattet sein. Wir waren kürzlich bereits in einem Zug zwischen Frankfurt am Main und Berlin unterwegs, der offensichtlich mit der neuen Repeater-Technik ausgestattet war. Anders als bislang gewohnt waren die Smartphones nicht überwiegend im GSM-Netz eingebucht. Vor allem das Apple iPhone 7 Plus, das wir im Netz der Deutschen Telekom verwendet haben, und das für Vodafone genutzte Huawei Mate 9 waren meistens mit dem LTE-Netz verbunden. Lediglich beim mit einer o2-SIM-Karte ausgestatteten OnePlus 3 war die 4G-Verfügbarkeit deutlich schlechter.

Radioplayer.de mit StreamOn von der Telekom

Webradio-Streaming im ICE ausprobiert Webradio-Streaming im ICE ausprobiert
Foto: dpa
Wir wollten wissen, wie gut sich Internetradio-Programme bei hoher Geschwindigkeit im ICE nutzen lassen. Den Test haben wir mit einem Telekom-Vertrag mit aktivierter StreamOn-Option unternommen, so dass der angefallene Datenverkehr das Inklusivvolumen des Vertrags nicht beeinflusst hat. So haben wir für den Webradio-Empfang den Radioplayer Deutschland verwendet, der die Programme der öffentlich-rechtlichen und großen privaten Hörfunkanbieter bündelt.

Der Radioplayer wählt bei Verbindung über das Mobilfunknetz stets den schmaleren Stream des gewählten Hörfunkprogramms aus. Beispiel: Bei Bayern 1 wird der MP3-Stream mit 56 kBit/s verwendet, nicht aber der ebenfalls verfügbare Stream mit 128 kBit/s, der zwar eine bessere Übertragungsqualität bietet, dafür aber mehr Datenvolumen verbraucht. Vorteil des "kleineren" Streams ist auch ein stabilerer Empfang bei langsamen Internet-Verbindungen.

Empfangsprobleme nur in den Mittelgebirgen

Radioplayer.de mit Telekom StreamOn Radioplayer.de mit Telekom StreamOn
Foto: teltarif.de
Wir hatten von Berlin bis Göttingen durchgehenden Empfang ohne einen einzigen Aussetzer. Auch in den vielen Tunnels im Osten Niedersachsen wurde die Mobilfunk-Netztechnik demnach so aufgerüstet, dass stets ein stabiler Internet-Zugang zur Verfügung steht. Südlich von Göttingen kam es dann jedoch zu Ausfällen beim Radioempfang. Ein Blick auf das Handy-Display zeigte, dass hier oft nur das GSM-Netz empfangen wurde, so dass für den Internet-Zugang nur EDGE zur Verfügung stand.

Auch zwischen Kassel und Fulda kam es immer wieder zu Aussetzern beim Radioempfang. Erst auf der Weiterfahrt Richtung Frankfurt am Main konnten wir den Stream wieder problemlos empfangen. Positiv ist im Test zudem aufgefallen, dass der Radioplayer die Stream-Wiedergabe stets automatisch fortgesetzt hat, sobald wieder ein ausreichender Internet-Zugang zur Verfügung stand.

Musikstreaming mit Apple Music im ICE

Apple Music im ICE Apple Music im ICE
Foto: teltarif.de
Im zweiten Test haben wir auf der gleichen Strecke Musik-Streaming mit Apple Music ausprobiert. Hier wird mobil mit 128 kBit/s gestreamt. Dadurch ist die Übertragungsqualität besser als beim von uns genutzten Radiostream, zumal Apple Music anstelle von MP3 den AAC+-Codec verwendet, der bei vergleichbarer Datenrate einen deutlich besseren Klang ermöglicht.

Für das Streaming bei Apple Music wird einerseits im Mobilfunknetz eine höhere Bandbreite benötigt. Andererseits können die einzelnen Titel - anders als bei einem Live-Hörfunkprogramm - auch besser zwischengepuffert werden. So war die Wiedergabe zwischen Fulda und Göttingen stabiler als bei der Radioplayer-Nutzung. Ganz aussetzerfrei war aber auch das Streaming mit Apple Music nicht. Nördlich von Göttingen kam es hingegen zu keinen Problemen beim Musik-Streaming.

Streaming im Zug funktioniert

Unser Test zeigt, dass Streaming im Zug recht gut funktioniert, wenn man in einem ICE unterwegs ist, der bereits mit den neuen Mobilfunk-Repeatern ausgerüstet ist. Wer keine Möglichkeit hat, die StreamOn-Option zu nutzen, sollte allerdings das anfallende Datenvolumen berücksichtigen. So werden für einen Audiostream mit 128 kBit/s stündlich rund 55 MB Daten übertragen. Welche Frequenzen von den neuen ICE-Repeatern abgedeckt werden, haben wir in einem eigenen Beitrag zusammengefasst.

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