Gigabit

Kabelanbieter: Open-Access-Druck wird größer

Glasfasernetze sind langfristig die Zukunft der Breitband-Infrastruktur. Doch sie zu bauen ist teuer. Um so größer ist die Notwendigkeit der gegenseitigen Nutzung. Das könnte den Kabelanbietern Probleme machen.
Aus Berlin berichtet Thorsten Neuhetzki

Kabel-Infrastruktur: Die Kabelanbieter sollen ihre Infrastruktur anderen zur Verfügung stellen. Kabel-Infrastruktur: Die Kabelanbieter sollen ihre Infrastruktur anderen zur Verfügung stellen.
Foto: Unitymedia
Gerade gestern erst warf auch Bundes­verkehrs­minister Alexander Dobrindt seinen Gigabit-Hut in den Ring. Er empfindet Ideen des Bundes­wirtschafts­ministeriums, bis 2025 Gigabit-Netze zu haben, als zu langsam. Auf dem Breitbandsymposium "Der Weg in die Gigabit-Gesellschaft" in Berlin tauschten sich heute alle Wettbewerbsverbände aus, auf welchem Weg Deutschland zu einer Glasfaser-Infrastruktur kommen kann. Dabei wurde deutlich, dass die klassischen Telekommuni­kations­wettbe­werber zunehmend Druck auf die Kabelnetz­betreiber aufbauen, dass auch diese ihre Netze für andere Anbieter öffnen.

Martin Witt, Präsident des VATM, sieht in einer möglichen Öffnung der Infrastruktur der Kabelanbieter nur eine logische Konsequenz, wenn es darum geht, eine flächendeckende Glasfaserinfrastruktur zu schaffen. Schließlich haben die Kabelnetzbetreiber schon viel Infrastruktur geschaffen, die andernfalls noch einmal neu gebaut werden müsste.

Dr. Wolf Osthaus, Vorstandsmitglied des Kabelverbands Anga, wollte davon jedoch nicht viel wissen. Zumindest "heute und morgen" werde es da keine Neuerungen geben. Der Grund sei, dass entsprechende Abteilungen für das Wholebuy-Geschäft gar nicht vorhanden seien und es technisch auch nicht möglich sei, die heutigen Netze freizugeben für Wholebuy. Gegenüber teltarif.de äußerte sich jedoch ein Betreiber eines regionalen Kabelnetzes anders: Zugegebenermaßen sei es nicht einfach, technisch aber machbar, Dritten Zugriff auf die Kabelinfrastruktur zu geben. Große Systemlieferanten könnten das realisieren. Die in Deutschland genannten Argumente seien nur vorgeschoben.

Die klassischen Festnetzanbieter bauen ihre Netze unter Open-Access-Bedingungen und stellen diese Netze anderen zur Verfügung. Allerdings ist die Nachfrage danach gering. Vor allem der mögliche größte Nachfrager, die Deutsche Telekom, gibt nach einhelliger Meinung der Branche immer wieder nur Lippenbekenntnisse ab, Glasfaserleitungen bei anderen Anbietern einkaufen zu wollen, baut stattdessen aber eigene Netze, die nach Ansicht der Netzbetreiber nicht zukunftsfähig sind.

DOCSIS 3.1 für Privatkunden wohl erst 2018

Kabel-Infrastruktur: Die Kabelanbieter sollen ihre Infrastruktur anderen zur Verfügung stellen. Kabel-Infrastruktur: Die Kabelanbieter sollen ihre Infrastruktur anderen zur Verfügung stellen.
Foto: Unitymedia
Die Kabelnetzbetreiber stehen kurz vor der Einführung des neuen Übertragungsstandards DOCSIS 3.1. Osthaus, der neben seiner Anga-Funktion auch Leiter der Abteilung Regulatory & Public Policy bei Unitymedia ist, sagte auf dem Breitbandsymposium, seine Firma werde noch in diesem Jahr einen DOCSIS-3.1-Piloten starten. Vermutlich handelt es sich dabei um die Stadt Hanau, in der in diesem Monat das analoge Fernsehen abgeschaltet wird und damit weitere Kapazitäten geschaffen werden. Mit DOCSIS 3.1 werden Gigabit-Anschlüsse im Kabel möglich. Privatkundenprodukte sieht Osthaus aber erst für 2018.

Weitere Details über DOCSIS 3.1 haben wir in einem Hintergrund zusammengefasst.

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