Kabelfernsehen

Marode Kabel verantwortlich für Senderausfall bei Unitymedia

Wie berichtet, gibt es bei Unitymedia massive Probleme seit der Umstellung vom Analog-TV auf digitales Fernsehen. Schuld hat allerdings nicht der Kabelnetzbetreiber. Ursache sind marode Anschlusskabel.
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Marode und billige Kabel sorgen für TV-Ausfälle Marode und billige Kabel sorgen für TV-Ausfälle
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Seit der Umstellung vom analogen auf digitales Fernsehen und der damit verbundenen Sender-Neuordnung beim Kabelnetzbetreiber Unitymedia am 29. August kommt es bei vielen TV-Kunden zu Problemen. Zunächst sah es danach aus, als hätte der Netzbetreiber die Misere selbst zu verantworten, immerhin entschuldigte Unitymedia sich für die Unannehmlichkeiten. Erst jetzt sickerte jedoch ans Tageslicht, was wirklich die Ursache dafür ist, dass viele Kabelkunden einige TV-Programme derzeit nicht empfangen können oder die Sender als verschlüsselt angezeigt werden. Die Schuld liegt - anders als zunächst angenommen - nicht bei Unitymedia selbst, sondern beim Kunden.

Was ist passiert? Unitymedia nutzt nach der Umstellung unter anderem den TV-Kanal 5 (178 MHz) für digitales Fernsehen, in Nordrhein-Westfalen etwa kurzfristig für die Verbreitung der beliebtesten Privat-TV-Programme wie RTL, Sat.1 oder Pro7. Auf dieser Frequenz sendet jedoch auch das digital-terrestrische Radio DAB+, hier wird der bundesweite Multiplex im Kanal 5C ausgestrahlt.

Fehlerhafte Verteileranlagen und unzureichend abgeschirmte Kabel

Marode und billige Kabel sorgen für TV-Ausfälle Marode und billige Kabel sorgen für TV-Ausfälle
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Die rechtliche Grundlage zur Nutzung bestimmter Frequenzbereiche wurde auf diversen Funkkonferenzen als internationaler Beschluss gefasst und wird in Deutschland durch die Bundesnetzagentur überwacht. Unter anderem wurde hier festgelegt, dass gewisse Frequenzen im VHF-Band sowohl für Fernsehen aus dem Kabel als auch für Radio im digital-terrestrischen Standard DAB+ genutzt werden dürfen. Eigentlich sollten sich terrestrische und Kabel-Ausstrahlungen nicht in die Quere kommen, zumindest in der Theorie. In der Praxis sieht es jedoch so aus, dass es aufgrund der gleichzeitigen Verwendung der Frequenzen bei schlechten oder fehlerhaften Verteileranlagen oder unzureichend abgeschirmten Kabeln Empfangsbeeinträchtigungen geben kann - bis hin zu kompletten Senderausfällen.

Genau das ist bei vielen betroffenen Kabelkunden aktuell der Fall. In der Regel treten die Empfangsbeeinträchtigungen durch unzureichend geschirmte Anschlusskabel zwischen Anschlussdose und Fernsehgerät auf, seltener auch am Verteilerkasten. Auch 1-Euro-Billigkabel aus chinesischer Produktion können verantwortlich sein. Das Resultat sind gegenseitige Interferenzen von Kabelfernsehen und digital-terrestrischem Radio. Doch DAB+ stört nicht nur das Kabel, sondern die Kabelausstrahlungen stören umgekehrt auch DAB+: Oft sind in Nähe von maroden Kabelverbindungen digital-terrestrische Radioprogramme nur schlecht oder gar nicht zu hören. Dabei kann der Störradius schon einmal 50 Meter und mehr betragen, womit auch unbeteiligte Nachbarn betroffen sein könnten.

Die Ursache ist mit einer Neuverteilung der Kanäle nicht beseitigt

Unitymedia hat mit einer Kanalumverteilung in Nordrhein-Westfalen zunächst für Abhilfe gesorgt, und plant eine solche Neuordnung nun auch in Hessen und Baden-Württemberg. Der Netzbetreiber bittet Kabelkunden, einen neuen Suchlauf durchzuführen, um wieder alle Programme zu empfangen. Nun senden RTL, Sat.1 und Co. in NRW auf einem anderen Kanal, auf dem keine DAB+-Ausstrahlungen stattfinden. Die Ursache ist damit aber nicht beseitigt, denn marode sind die Fernsehkabel nach wie vor. Spätestens, wenn weitere DAB+-Multiplexe auf derzeit noch unbelegten Frequenzen auf Sendung gehen, beginnen die Probleme erneut. Auch beim geplanten Kabel-Internet-Ausbau können marode und billige Kabel für massive Frusterlebnisse sorgen, sowohl bei Kabelkunden als auch bei Radiohörern.

Doppelt geschirmte Kabel verwenden

Unitymedia sollte die aktuellen Probleme für eine Aufklärungskampagne zusammen mit dem Fachhandel nutzen. Bei Empfangsbeeinträchtigungen sollten sich betroffene Kunden in jedem Fall an den Kabelnetzbetreiber oder den Fachhandel wenden. Diese können über geeignete Maßnahmen, wie beispielsweise den Austausch alter oder schlechter Anschlusskabel, aufklären. Es empfiehlt sich doppelt abgeschirmte Kabel mit wenigstens 85 dB Schirmmaß zu verwenden, diese sollten selbst in Sendernähe für keine gegenseitigen Interferenzen sorgen.

Bei erheblichen Störungen können sich Kunden auch an die Funkstörungsannahme der Bundesnetzagentur wenden oder eine E-Mail an funkstoerung@bundesnetzagentur.de schreiben. Die Rufnummer der Funkstörungsannahme (04821- 89 55 55) ist 24 Stunden am Tag erreichbar. Die Behörde überwacht auch von sich aus sporadisch mit Messfahrten die Abstrahlung aus Kabelnetzen. Dies geschieht aber häufig nur in kritischen Bereichen, etwa in der Nähe von Flughäfen, wo auch der Flugfunk durch Kabellecks gestört werden könnte.

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